Erste Ergebnisse. Werkstattbericht zum Krisenjahr 1913

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Erste Ergebnisse der Forschungen unserer Mitarbeiter zum Krisenjahr 1913 vorgestellt: Was Illies und Stölzl nicht sehen – Veranstaltung im Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte

Am 13. 03. 13 gab es im Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte den ersten Werkstattbericht des Projekts des Friedenszentrums „Aufstieg und Niedergang – Die Gewerkschafts- und Friedensbewegung in Braunschweig um 1913“ statt. Henriette Lavaulx-Vrécourt M.A. und Christian Kramer M.A. zeigten ihre Zwischenergebnisse. Für die graphische Gestaltung war die Designerin Alexandra Funke zuständig. Alle Drei hatten, unterstützt durch freiwillige Helfer, im Stadtarchiv seit wenigen Wochen recherchiert.

Ihre Suche konzentrierten hauptsächlich auf die SPD-nahe Zeitung „Volksfreund“. Weitere Zeitungen werden noch durchforscht. Die Ergebnisse verdunkeln das heitere Bild vom „Sommer des Jahrhunderts“ 1913, das von Professor Christoph Stölzl nach Florian Illies’ Buch entworfen worden war.

Dass das Kaiserreich bewusst auf einen Krieg zusteuerte, lässt sich am deutlichsten an den fast wöchentlichen Wehrvorlagen belegen, die eine starke Aufstockung der militärischen Kräfte einleiteten. Die Folge war eine Erhöhung der Steuern und Zölle, was sich unter anderem auf die Preise für Lebensmittel niederschlug. Im „Volksfreund“ sind die sozialen Auswirkungen nachzulesen, welche vor allem die unteren Bevölkerungsschichten betrafen. Mütter klagten, dass sie ihre Kinder nicht mehr richtig ernähren konnten, weil eiweißhaltige Nahrung für sie unerschwinglich geworden war. Dazu kam, dass Braunschweig im Städtevergleich äußerst negativ abschnitt: Die Wohnungen waren schlechter als anderswo. Nur in Mecklenburg war es noch schlimmer.

Das wirkte sich auch auf die Gesundheit der Bevölkerung aus. Doch zur Sanierung war kein Geld da, was nicht zuletzt den politisch reaktionären Verhältnissen im Herzogtum geschuldet war.

Diese Ergebnisse, die noch weiter ergänzt werden, waren es vor allem, die das fachkundige Publikum beeindruckten. Aus ihnen lässt sich direkt ablesen, wie stark die kaiserliche Kriegsvorbereitung auch auf dem Leben der einfachen Menschen lastete. Auf der anderen, der bürgerlich-aristokratischen Seite, stehen Aufrufe, für den Krieg bereit zu sein – sinnigerweise nicht nur an die Männer, sondern auch an die sonst vom politischen Leben ausgeschlossenen Frauen gerichtet. Recht deutlich wurde die Tatsache, dass der kommende Krieg schon in den Köpfen war – ganz im Gegensatz zu dem, was Christoph Stölzl und Florian Illies behauptet haben.

Die Ergebnisse der Recherche werden in einem weiteren Werkstattbericht sowie in der zweiten Jahreshälfte in einer Broschüre und / oder Ausstellung präsentiert werden.

 

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