Sehr geehrter Herr Markurth,
wie ich erfahre, plant die Stadt Braunschweig Kranzniederlegungen am diesjährigen Volkstrauertag. Dabei würde auch das Husaren-Regiment geehrt werden, welches im belgischen Roselies wütete. Nun ist dies bereits ein mehr als zweifelhafter Vorgang. Darüber hinaus sei angedacht, auch an einem Gedenkstein einen Kranz zu platzieren, auf welchem der „Schutztruppe Deutsch-Südwest“ gedacht wird.
Das in der Jasperallee befindliche, 1925 errichtete Kolonialdenkmal – mit der Inschrift „Gedenket unserer Kolonien und der dort gefallenen Kameraden“ – wird in der Regel wenig beachtet und gerät doch immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Immerhin legt dort die Stadt Braunschweig dort keine Kränze mehr ab, wie es vor einigen Jahren noch üblich war.
Die erneut geplante Kranzniederlegung vor einem Stein, welcher der „Schutztruppe Deutsch-Südwest“ gedenkt, wäre ein Rückfall in alte Zeiten. Lokalhistorisch interessant ist es auch, dass Generalmajor Maercker, der im Jahr 1919 mit 10.000 Freikorpssoldaten in Braunschweig einmarschierte, um eine Räterepublik zu verhindern, aktiv am ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts teilnahm. Dieser ereignete sich in „Deutsch-Südwest“, dem heutigen Namibia. So hätten wir nicht nur eine Ehrung von Kriegsverbrechen in Belgien, sondern auch einer Truppe, die sich bereits vor über 100 Jahren an einem Völkermord beteiligte.
Es sollte nicht der Täter gedacht werden – nur weil es sich um „Deutsche“ handelte – sondern vielmehr der Opfer.
Mit freundlichen Grüßen
Claus Kristen