Roter Saal: Ein Weltstar in intimer Atmosphäre

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Stimmgewaltig interpretierte Janina Baechle im Roten Saal Lieder von Brahms, Wagner, Mahler und Weill.  Foto: klaus.knodt@arcor.de

Umwerfend, mitreissend, mit der Urgewalt eines Orkans: So eroberte die zum Weltstar gereifte Mezzosopranistin Janina Baechle in Sekunden das Publikum im Roten Saal, noch bevor sie überhaupt einen Ton gesungen hat. Mit Frische und jugendlicher Kraft, Lebendigkeit auch im Gespräch und einer Bühnenpräsenz, der man sich Vis-a-vis aus wenigen Zentimetern Entfernung unmöglich zu entziehen vermag.

 

Offenes Gespräch: Janina Baechle offenbarte Interviewer Andreas Berger nicht nur Biographisches, sondern auch ernste Ansichten zum Musikbetrieb.

Foto: klaus.knodt@arcor.de

Längst füllt Baechle, die vor fast zwei Jahrzehnten an der Staatsoper Braunschweig debütierte („Ich stand bereits während meiner Opernprüfung in Braunschweig auf der Bühne. Die Prüfungskommission reiste extra hierher an.“) weltweit die großen Häuser. Dresdens Semperoper und die Wiener Staatsoper, an der sie bis heute ein Freies Engagement hat, die Canadian Opera Company in Toronto oder die Opéra in Paris markieren Meilensteine ihrer Karriere. Und doch hat sie sich neben den schweren und mächtigen Stücken (umjubelt als Erda im Ring des Nibelungen, den sie mit Sir Simon Rattle und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks u.a. als CD einspielte) die Liebe zum Lied, dem „Eckpfeiler meines Repertoires“ bewahrt – sei es Bruckner, Brahms oder Mahler. Zur Freude des Braunschweiger Publikums griff sie fünfmal am Abend zum Mikrofon, sang u.a. aus den „Kindertotenliedern“ (Klavierbegleitung: Christopher Hein, Kapellmeister am Staatstheater Braunschweig).

Dazwischen blieb Zeit für eine angeregte Unterhaltung mit Kulturredakteur Andreas Berger, gleichzeitig Vorsitzender des Wagner-Verbands Braunschweig. Obwohl spätberufen (Baechle studierte zunächst Geschichte und Musikwissenschaften, bevor sie sich mit 24 Jahren endgültig für den Gesang entschied), war sie schon als Kind dem Lied früh zugeneigt: „Meine Mutter sagt immer, ich hätte früher gesungen als das erste Wort gesprochen.“

 

Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse (rechts) und Moderator Andreas Berger freuten sich über einen unprätentiösen Gast, der mit der „Okerperle“ geehrt wurde.

Foto: klaus.knodt@arcor.de

Berger gelang es, seinem Gast viele solcher Anekdoten zu entlocken. So erinnerte sich Baechle fast wehmütig an eine Zeit in Paris. „Ich wohnte in einer Künstlervilla am Montmartre. In einem Raum stand noch der Originalflügel, auf dem Poulenc gespielt hat.“ Aber auch kritische Töne zur eigenen Zunft waren ihr zu entlocken. Selbstverständlichkeiten für sie – dass eine Sängerin auch Schauspiel lernen muss – seien heute untergegangen. „Die jungen Talente haben, fast wie im Profifußball, keine Zeit mehr zum Reifen. Der Karrieren beginnen früher, sind aber kürzer geworden.“

Ein rundum unterhaltsamer Abend im Roten Saal, zu dessen Ende Janina Baechle von Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse eine „Okerperle“ als Anstecknadel erhielt. Das Fazit des Weltstars aus Braunschweig: „Eine Stimme ist viel Arbeit, aber auch ein großes Geschenk, weil man damit wildfremden Menschen Gefühle und Momente geben kann.

 

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