Pilgern auf dem Harzer Klosterwanderweg

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Die Ev. Akademie Abt-Jerusalem bietet seit einigen Jahren Pilgerwanderungen an. Einer der Pilgerwege ist zum Beispiel der Braunschweiger Jakobsweg, der von Helmstedt kommend über Braunschweig nach Hildesheim führt (Konzept). Unterstützt wird das in der Bevölkerung hoch beliebte Projekt von der „Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz“. Nicht alle Wanderungen führen über den Pilgerweg. Von einer berichtet unten eine engegierte Wanderin.

Aufgrund der großen Nachfrage, bietet die Akademie auch im neuen Programm wieder zahlreiche Wanderungen an. 

Bericht von Marlis Zoschke (Teil 1)

Auch in diesem Jahr bietet die Abt-Jerusalem-Akademie wieder eine 3-tägige Pilgertour im Harz an. Sie verläuft auf dem Harzer Klosterwanderweg von Wernigerode nach Gernrode. Die Leitung hat ein pensioniertes Pfarrerehepaar, Claudia und Axel Lundbeck.

Unser Treffpunkt ist in Wernigerode, der bunten Stadt, wie Hermann Löns einmal sagte, an der Johanniskirche. Die Kirche liegt am Rand der historischen Neustadt unweit vom Bahnhof und ist die älteste erhaltene Kirche in Wernigerode. Sie wurde ca. 1279 fertiggestellt.

Bis 10.00 Uhr sind alle Pilger pünktlich eingetroffen. Wir sind insgesamt 20 Personen, und die Frauen sind, wie sollte es auch anders sein, in der Überzahl. Das Alter liegt so bei 50 ++, und das ist auch gut so, denn die junge Generation hat leider nicht so viel Ausdauer.

Es wird beschlossen, daß wir uns während der Pilgertour alle duzen. Gemeinsam betreten wir durch das Westportal die Kirche, in der Bauarbeiten im Gange sind. Nach einer kurzen Führung durch ein Gemeindemitglied machen wir uns nach dem Pilgersegen auf den Weg.

Westportal der Johanniskirche in Wernigerode

Es wird immer zu zweit gepilgert, und jeder ist bemüht, sich die Namen zu merken. Doch das geht nicht so schnell, dann fragt man eben. Unser Ziel ist die Dorfkirche in Benzingerode, einem Ortsteil von Wernigerode. Aber das ist nicht gleich um die Ecke. Zuerst wandern wir durch den Lustgarten, und jeder macht sich so seine Gedanken, was man wohl darunter verstanden hat damals. Man sieht sicher schöne Reifröcke vor sich, die bis auf die Erde reichen, und beim Lustwandeln das Laub zusammen fegen. Doch eines war sicher, die Damen mußten keinen Rucksack tragen mit einem Wasservorrat für einen sehr warmen Tag, und alles was man so für drei Tage benötigt. Wohl dem, der gut kalkuliert und auf unwichtige Dinge verzichtet hat.

Es geht weiter durch den Wald, wir erfreuen uns an einem großem Feld voller Sonnenblumen, die alle so schön sind, als würden sie in einer Vase stehen. Dann kommt eine Strecke, wo geschwiegen wird. Die Stille ist wohltuend und nah, man könnte sie fast greifen. Pilgern ist kein Spaziergang. Spätestens jetzt haben das Unkundige begriffen. Das Tempo hat nichts mit Lustwandeln zu tun.

Zur Mittagszeit sind wir in Benzingerode angemeldet. Es liegt nun vor uns, und man kann die Dorfkirche schon sehen. Sie wurde von Kaiser Wilhelm erbaut und ähnelt ein wenig der Gedächtniskirche in Berlin.

Wir werden mit Kaffee und anderen Getränken empfangen. Zum Mittagessen gibt es Rucksackverpflegung, welche jeder von zu Hause mitgebracht hat. Es ist schon eigenartig, in einer Kirchenbank zu sitzen und zu essen. Zu Anfang hat man das Gefühl, man tut etwas Verbotenes. Letzten Endes sind wir ja so erzogen worden. Aber andererseits, macht nicht gerade das Verbotene am meisten Spaß? Es sieht lustig aus, wie jemand ein Würstchen nach dem anderen aus einer Plastiktüte holt und es mit viel Appetit verspeist.

Pfarrerehepaar Claudia und Axel Lundbeck führten die Wanderung

Man hat so das Gefühl, wir würden uns schon recht lange kennen. Auch unser Pilgerehepaar ist uns inzwischen sehr vertraut.

Nach einer kurzen Mittagsandacht geht es dann aber weiter, denn der Weg ist noch weit. Das Ziel heißt Kloster Michaelstein. Wir pilgern durch das Naturschutzgebiet Struvenberg. Der Weg dort ist nicht so anstrengend, und so kommen wir gegen 16.00 Uhr am heutigen Ziel an. Die Umgebung ist idyllisch. Es gibt viele kleine Teiche, die der Forellenzucht dienen.

Das Grün der Bäume sieht so frisch aus, als wenn wir gerade Frühling hätten. Überall blüht es. Ein Anblick, der jeden für kleine oder größere Strapazen entschädigt. Doch jetzt wollen wir nur noch duschen und etwas ausruhen, denn um 17.00 beginnt die Besichtigung des Klosters. Das Hotel „Zum Klosterfischer“ liegt in einer ruhigen Waldlage dem mittelalterlichen Kloster gegenüber.

Kreuzgang

Klosterkirche

Kloster Michaelstein ist ein Zisterzienserkloster, welches 1146 von der Äbtissin Beatrix II gestiftet wurde. In seiner Blütezeit lebten dort 50 Mönche.

Nach der Besichtigung des Klosters mit Kapelle und Kreuzgang, sitzen wir auf der Terrasse beim Forellenwirt wie in einer bunten grünen Oase und lassen uns die Forellen schmecken.

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