NEW YORKER ist sich angeblich seiner Verantwortung bewusst

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Das Braunschweiger Bekleidungsunternehmen New Yorker wurde vom Braunschweig-Spiegel zu den sozialen Standards befragt, die das Unternehmen von den produzierenden Firmen im Ausland, insbesondere in Bangladesch, verlangt. Anlass waren die über 1100 toten Arbeiterinnen in einer Fabrik in Dhaka und wiederholte Brände mit vielen Toten in den Bekleidungsfabriken. Ferner war Anlass ein Abkommen mit internationalen Bekleidungskonzernen, das den Arbeitsschutz und die betriebliche Sicherheit gewährleisten soll. Verpflichtet haben sich bisher prominente Modelabels wie H&M, C&A, Zara-Inditex, Benetton, Hess Natur und Primark. PHV (Tommy Hilfiger, Calvin Klein)  und Tschibo hatten bereits einem ähnlichen Papier zugestimmt.

Nach dem Beitrag in der TAZ:  „Stoff für Geschichten des Wandels“ veröffentlicht der Braunschweig-Spiegel den vollständigen Schriftwechsel zwischen der B-S-Redaktion und dem Unternehmen „New Yorker“ zunächst kommentarlos:

4. Schreiben

Von: Gerecke Nora <NGerecke@newyorker.de>

An: brunsvigia@arcor.de

Datum: 16.05.2013 14:51

Betreff: AW: „Öko-Soziale Einkaufspolitik“ newyorker.de“

 

Sehr geehrter Herr Dr. Meier,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an dem Unternehmen NEW YORKER sowie an der Herstellung der Produkte von NEW YORKER.

Es tut mir leid, dass Sie nun doch länger warten mussten. Sehr gerne beantworten wir Ihnen Ihre Fragen bezüglich der Produktionsbedingungen unserer Mode.

Die vermehrten tragischen Ereignisse in Bangladesch haben uns auch zutiefst bestürzt. NEW YORKER ist sehr bewusst, dass in Zeiten zunehmender Globalisierung Themen wie die Verletzung von Menschenrechten und die Nichtbefolgung internationaler Arbeitsstandards immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit treten. Als global agierendes Handelsunternehmen sehen wir uns ethisch verpflichtet, die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei der Produktion unserer Waren sicherzustellen.

Besonders gegenüber den Menschen, die an der Herstellung unserer Produkte beteiligt sind, hat NEW YORKER daher eine große Verantwortung. Diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst!

Als stark expandierendes Unternehmen verpflichten wir daher alle Lieferanten, mittels eines schriftlichen Vertrags, bei der Produktion aller Waren die Menschenrechte einzuhalten und ihren Angestellten gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Ein sehr wichtiger Punkt ist für uns dabei das Verbot von Kinderarbeit.

Darüber hinaus verpflichten sich alle Zulieferbetriebe, sich bei der Herstellung der NEW YORKER-Waren für gute Arbeitsbedingungen und Sicherheit der Angestellten zu sorgen. NEW YORKER ist sich seiner Verantwortung bewusst und verpflichtet seine Lieferanten in allen Beschaffungsländern vertraglich zur fairen und korrekten Behandlung der Beschäftigten. In unseren „Allgemeinen Einkaufsbedingungen“ im §6 und dem dazugehörigen „Code of Conduct“ finden sich umfangreiche Vorgaben zu diesem Bereich. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird von unseren Buying Offices und unseren Einkäufern beim Lieferanten eingefordert und bei Visiten der Produktionsstätten geprüft.

Wir verlangen außerdem angemessene Löhne sowie geregelte Arbeitszeiten und Gewerkschaftsfreiheit. Wir kennen unsere meist langjährigen Produzenten gut und besuchen regelmäßig deren Produktionsstätten. Hierbei wird selbstverständlich sowohl auf die Befolgung unserer ökologischen Richtlinien als auch auf die Einhaltung von Arbeits- bzw. Sozialstandards mit Sorgfalt geachtet.

Die Waren von NEW YORKER werden in der ganzen Welt hergestellt, dennoch liegt der Schwerpunkt auf Produktionsstandorten in Europa. Hier werden rund 60% aller Waren produziert.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Ausführungen weiterhelfen konnten.

Herzliche Grüße,

Nora Gerecke

PR Assistant

NEW YORKER

MARKETING DEPARTEMENT

Hansestraße 48

38112 Braunschweig

Germany

 

3. Schreiben

Von: brunsvigia@arcor.de [mailto:brunsvigia@arcor.de]

Gesendet: Donnerstag, 16. Mai 2013 13:17

An: ngerecke@newyorker.de

Betreff: „Öko-Soziale Einkaufspolitik“ newyorker.de“

 

Sehr geehrte Frau Gerecke,

ich hatte Ihnen am 10. Mai einige Fragen hinsichtlich der Sicherheit der Textilarbeiterinnen gestellt, die für Ihr Unternehmen produzieren. Sie antworteten mir sofort und verwiesen auf eine Beantwortung am darauf folgenden Montag (13.4.), weil am Donnerstag Feiertag sei (siehe mail unten).

Heute am Donnerstag (16.4.) frage ich an, ob noch mit einer Beantwortung meiner Fragen zu rechnen ist. Sie werden sicher verstehen, dass ich aus aktuellen Gründen nicht länger warten kann. Wenn ich innerhalb der nächsten 24 Stunden nichts von Ihrem Unternehmen hören sollte, gehen ich davon aus, dass Sie mir nicht antworten möchten.

Ich erlaube mir noch einmal ausdrücklich nachzufragen, ob ich Recht gehe in der Annahme, dass NY auch in Bangladesch produzieren lässt. Und sieht es NY nun nicht an der Zeit, dem in Rede stehenden Abkommen beizutreten, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, dass NY sich gegenüber seinen Konkurrenten einen Vorteil verschaffen und damit mit verantwortlich für das berüchtigte „Race to the bottom“ sein wolle.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Uwe Meier (Braunschweig-Spiegel)

 

2. Schreiben

Von: Gerecke Nora <NGerecke@newyorker.de>

An: brunsvigia@arcor.de

Datum: 10.05.2013 16:19

Betreff: AW: „Öko-Soziale Einkaufspolitik“ press inquiry from newyorker.de“

Sehr geehrter Herr Dr. Meier,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Auf Grund des Brückentages ist unser Büro heute leider nur sehr knapp besetzt. Ich hoffe, dass es für Sie noch ausreicht, wenn ich Ihnen am Montag ausführlich auf Ihre Fragen antworte!

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,

Nora Gerecke

PR Assistant

NEW YORKER

MARKETING DEPARTEMENT

Hansestraße 48

38112 Braunschweig

Germany

 

1. Schreiben vom 10.04.2013 und Anschreiben

Sehr geehrte Damen und Herren,

weltweit sind die Medien voll mit den problematischen Arbeitsbedingungen der Textilbranche in Drittweltländern, insbesondere in Bangladesch. Tausende tote Arbeiterinnen und Arbeiter sind inzwischen zu beklagen.

Die Textilunternehmen arbeiten für Ihre Bekleidungs-Mitbewerber, wie täglich aus den Medien zu entnehmen ist. Dazu gehören: KiK, Primark, C&A, H&M, OTTO usw. New Yorker wurde in den Medien bisher nie genannt. Das ist gut für Ihr Unternehmen und die NY-Kunden, aber es gibt auch Anlass zur Nachfrage.

Bitte teilen Sie mir Antworten auf folgende Fragen mit:

Was macht NY besser beim Einkauf? Vielleicht haben Sie einen besonders hohen ethischen Standard, oder ist es Zufall, oder lässt NY die Etiketten nicht am Produktionsstandort einnähen?

Wo lassen Sie Ihre Produkte produzieren?

Verlassen Sie sich ausschließlich auf die Gesetzgebung des jeweiligen Standortes?

Führen Fachleute besondere Kontrollen der Textilfabriken durch, bevor Sie Aufträge erteilen?

Ist NY Zertifizierungsunternehmen angeschlossen?

Werden öko-sozial Audits und Bau-Sicherheitskontrollen in den Textilfabriken durchgeführt, an die Sie Aufträge erteilen?

Setzt sich NY für die Einhaltung der Normen der ILO ein?

Was unternimmt New Yorker, damit die Arbeitsstätten in der Textilbranche menschenwürdig und umweltfreundlich sind?

Arbeitet NY mit international anerkannten Umwelt und-Sozialsiegeln oder NGOs zusammen?

Hat NY einen unternehmensinternen Verhaltenskodex für den Einkauf?

 

Gerne erwarte ich Ihre Antwort

 

Mit besten Grüßen

Uwe Meier

(Chefredakteur, Braunschweig-Spiegel)

 

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