Kritik an der Ausstellung „1914 – Schrecklich kriegerische Zeiten“

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Kritik von Burkhard Jäger an der Ausstellung des Braunschweiger Landesmuseums

„1914 – Schrecklich kriegerische Zeiten“

Burkhard Jäger, aktiver Unterstützer des Friedenszentrums Braunschweig, besuchte die aktuell noch bis zum 26. Januar gezeigte Ausstellung mit dem Titel „1914 – Schrecklich kriegerische Zeiten“ und sah sich danach dazu gezwungen eine kritische Auseinandersetzung mit der Ausstellung zu führen. In der Folge dieser Auseinandersetzung entwickelte er thesenartige Kritikpunkte. Diese veröffentlichte er im Rahmen einer Sendung des Friedensradios, das – produziert vom Friedenszentrum – Radio Okerwelle einmal im Monat sendet.

An dieser Stelle werden wir seine wichtige Kritik noch einmal zusammengefasst präsentieren, auch um den Leser, die Leserin auf den am 17.2. um 19 Uhr von Burkhard im Speicher der Alten Waage im Rahmen unserer Reihe WEGE ZU EINER KULTUR DES FRIEDENS zu präsentierenden Vortrag vorzubereiten:

• Die Hintergründe des Krieges sind nicht angemessen dargestellt. Die Interessenlage vor dem Ersten Weltkrieg wird nicht aufgezeigt. Besonders die Rolle des Deutschen Reiches wird nicht deutlich!
• Es wird nicht auf die Politikgestaltung der am Krieg beteiligten Akteure eingegangen.
• Keine Information über kriegsspezifische Änderungen in Innen- und Wirtschaftspolitik der Akteure: Die ideologische Grundtendenz der Ausstellung ist offensichtlich so ausgerichtet, dass kein Platz für den rüstungsbedingten Umbau der deutschen Wirtschaftspolitik während des Ersten Weltkriegs ist.
• Es wird an keiner Stelle der Ausstellung über Existenz oder gar Aktivitäten von Friedensbewegungen im Vorfeld und während des Krieges informiert. Das deplatzierte, modern gefertigte Streikplakat ohne jeden Kommentar bildet die einzige Ausnahme.
• Es wird nicht versucht eine Verbindung zur heutigen, globalen Weltlage aufzustellen. Der Erste Weltkrieg wird lediglich historisch isoliert dargestellt.
• Bezug zu Braunschweig ist nur marginal vorhanden und das Material wenig selbstkritisch. Die kleine Tafel zum Massaker in Roselies wirkt unscheinbar.
• Das Landesmuseum wird seinem vorher definierten Anspruch nicht gerecht. Der Erkenntnisgewinn durch die Ausstellung ist fragwürdig. Sie ist ein Sammelsurium von Einzelstücken, die kein Gesamtbild ergeben. Zuweilen kann sogar an manchen Stellen ein falscher Anschein geweckt werden. Wenn zum Beispiel ein Streikplakat in den Ausstellungsteil über Schützengräben integriert wird, kann der Anschein erweckt werden, dass „die Heimat der kämpfenden Truppe in den Rücken fällt“. Mancher mag an die sogenannte Dolchstoßlegende denken. Ein solcher Eindruck entsteht durch fehlende Kommentierung.

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