Konrad Koch hatte für seinen ganz großen Traum einen Vorreiter und Mitkämpfer

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Michael Neurath schrieb uns diesen Leserbrief:

 

Der wahre Vater des Deutschen Fußballs ist der Herzogliche Turninspektor August Hermann.

August Hermann wurde am 14.09.1835 in Lehre geboren und wurde Lehrer. Während seiner Vorbereitungszeit in Wolfenbüttel lernte er die Turngemeinde der Großen Schule kennen und wurde ein begeisterter Turner. In Dresden absolvierte der Bürgerschullehrer August Hermann eine Zusatzausbildung als Turnlehrer. August Hermann wurde der ERSTE Turnlehrer in Braunschweig. Er gab zunächst Turnunterricht an mehreren Privatschulen und engagiert sich im Braunschweiger Männerturnverein. Darüber hinaus baute er eine Turnorganisation über Braunschweigs Grenzen hinaus auf.

Mit seiner Schrift „Über die Notwendigkeit der Leibesübungen“ versuchte er 1862, breite Bevölkerungsschichten für das Turnen zu gewinnen. 1869 wurde August Hermann Lehrer am Gymnasium Martino-Katharineum, nachdem er seit 1864 bereits Unterricht für Freiwillige erteilt hatte. 1874 ließ er sich von seiner Schwägerin einen Fußball aus England mitbringen und führte zusammen mit Konrad Koch am Martino-Katharineum erstmals in Deutschland das Fußballspiel ein.

Zitat:
„Es war im Herbst […], daich mir aus London einen Fußball kommen ließ und mit diesem in Gemeinschaft mit meinemFreunde Koch auf dem Spielplatze der Schüler unseres Gymnasiums Martino-Katharineum das Fußballspiel einführte. Es wird wohl der erste Fußball auf einem deutschen Spielplatze gewesen sein“, August Hermann.
:Zitat Ende

Zitat:
„Das größte Verdienst kommt dem in Turnkreisen so wohl bekannten A. Hermann zu, der den ersten Fußball auf die Braunschweiger Spielplätze warf und damit den Anfang zur Einführung des englischen Spiels überhaupt machte“, Konrad Koch.
:Zitat Ende

1875 rief er die „Sedan-Wettkämpfe“ mit volkstümlichen Übungen der Schulen und Vereine ins Leben, ein Ereignis, an dem die gesamte Bevölkerung der Stadt Anteil nahm. Er erfand zahlreiche Spiele und führte 1896 allerdings nur kurzfristig das Basketballspiel in Deutschland ein. An den Schlossanstalten in Wolfenbüttel begann er 1884 mit der Turnlehrerinnen-Ausbildung. Sämtliche Schulturnhallen in Braunschweig wurden nach seinen Plänen eingerichtet.

August Hermann ist der „Turnvater“ Braunschweigs. Der bis ins hohe Alter rastlose und aktive Lehrer wurde 1887 zum Turninspektor ernannt. Seine Bemühungen fanden Anerkennung über Braunschweigs Grenzen hinaus: Er war Vorsitzender des ‚Deutschen Turnlehrervereins‘ und gehörte zum Vorstand des ‚Zentralausschusses für Volks- und Jugendspiele in Deutschland‘. Neben Regelheften für Spiele hat er auch mehrere Bücher herausgegeben.

1891 war August Hermann auch maßgeblich an der Einführung des Deutschen Tennis beteiligt. Ein erster „Tennisboom“ machte sich bemerkbar: das wachsende Interesse an dem neuen Trendsport erfasste bald breitere Gesellschaftskreise. Dabei übernahm der 1891 gegründete Zentralausschuss zur Förderung der Volks- und Jugendspiele eine Schlüsselfunktion, da es ihm gelang, Staatsgelder für den flächendeckenden Ausbau öffentlicher Spiel- und Sportplätze zu mobilisieren. Für die Inangriffnahme der staatlichen Sportstättenförderung machten einflussreiche Schulpolitiker das seit den Befreiungskriegen bewährte Argument der militärisch nützlichen Körperertüchtigung geltend.

Da herausragende Turnerfunktionäre wie der Braunschweiger Turninspektor August Hermann (1835-1906) oder der Bonner Professor Ferdinand August Schmidt ihre konservative Einstellung gegen den angelsächsischen Sport reformierten, indem sie für eine stärkere Kultivierung des angeblich „deutschen Tennisspiels“ plädierten, öffneten sich dem Lawn-Tennis bald auch die Turnplätze, Kasernenhöfe und Reithallen.

1896  August Hermann führt den Basketball in Deutschland ein.

Auf der Suche nach einem Spiel für Mädchen „Fußball wird wohl nie von Mädchen und Frauen bei uns gespielt“ kommt August Hermann auf das Basketball Spiel. Sein Sohn Ernst der nach Amerika ausgewandert war berichtete bei einem Besuch 1896von diesem Spiel, das die amerikanische Jugend begeistert spielte. August Hermann erkannte auf Anhieb den hohen Wert dieses Spieles. Kurzerhand stellte er Pfähle mit Körben auf  und führte das Spiel bei seinen Schülerinnen und Schülern ein. August Hermann nennt das Spiel Korbball, weil englische Ausdrücke zu der Zeit verpönt waren. Im gleichen Jahr erscheint ein Regelheft „Korbball“ des Zentralausschusses von August Hermann.

August Hermann war aber nicht nur Turner, sondern auch Poet und besaß große musische Fähigkeiten. Schon früh entdeckte er sein poetisches Talent. Der Gelegenheitsdichter verfasste Gedichte für Kinder, die auch in Kinderfibeln aufgenommen wurden sowie Festspiele und Theaterstücke für Schulen und Vereine. In geselliger Runde legte er oft Proben seines Humors ab. Anfang der neunziger Jahre gab August Hermann eine Sammlung seiner plattdeutschen Gedichte heraus, die er in dem Büchlein „Erenst un Snack. En lüttjen Pack“ zusammenfasste. Es erschien in immer neuen Auflagen, 1985 erlebte es die 12. Auflage.

Er war ein Freund von Wilhelm Raabe , mit dem er auch verwand war. Herrmann gehörte auch dem Harzklub an und hat den Brocken 75 Mal bestiegen. Mit seinen zahlreichen Brockenliedern trug er stets zur Geselligkeit bei.

August Hermann starb am 20.02.1906 in Braunschweig, sein Grab ist auf dem Hauptfriedhof zu finden.

Viele dieser Fakten sind im Internet recherchiert und wurden auch von Herrn Hoffmeister veröffentlicht. Sie belegen, dass es nicht Konrad Koch war, der den Fußball in Deutschland einführte.  August Hermann ist der wahre Vater des Deutschen Fußball und hat es wohl eher verdient gewürdigt zu werden. Braunschweig hat seinem Turnvater viel zu verdanken. Das darf nicht ignoriert werden.

Michael Neurath
Ur-Urenkel von August Hermann

 


 

Anmerkung der Redaktion:

Die Leistungen von August Hermann und Konrad Koch werden aktuell im Braunschweiger Fußballmuseum gewürdigt.

*Foto: © Rainer Sturm / PIXELIO.de

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