Forstwirtschaft und Jagd im Nationalpark

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Obwohl Nationalparke nicht genutzt werden dürfen, mißachtet das eine kleine Minderheit von meist Forstbeamten im höheren Staatsdienst – vom Umweltministerium (Sander) über seinen Staatssekretär Dr. Eberl bis zu Nationalparkdirektor Pusch. Unter Ausnutzung ihrer Beziehungen zu einflußreichen Politikern, sichern sie sich auf Landesebene Straffreiheit und eigene Vorteile. Der Filz zwischen Jägern, Förstern und Regierung funktioniert – obwohl es kein einziges stichhaltiges Argument gibt, das Holzwirtschaft und Jagd im Nationalpark sinnvoll begründen könnte. Hier sind einige der falschen juristischen, ökologischen, ökonomischen, ethischen und klimatologischen ‚Argumente‘ zusammengefaßt:

1. Deutsches Recht lasse Jagd und Forstwirtschaft in Nationalparken zu. Aber nur, wenn sich das von den Förstern und Jägern gemachte Landesrecht über Bundesrecht und internationales Recht hinwegsetzt. Das ‚Argument‘, es herrsche nicht genug ‚Naturnähe‘ und die vom Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) als Ziel geforderte ‚natürliche Dynamik‘ könne ohne Jagd und Forstwirtschaft nicht stattfinden, ist purer Unsinn. Denn die Natur kennt keine unnatürlichen Prozesse! Außerdem: über 50% der Fläche deutscher Nationalparke – die ‚Kernzonen‘ – sind schon ‚naturnah‘. Zumindest hier sind Jagd und Forstwirtschaft mit Sicherheit rechtswidrig. Jagd und Forstwirtschaft in Kernzonen sind überflüssig, ein vom Steuerzahler subventioniertes Unrecht.

2. Es sei ökologisch notwendig zu jagen, da Jäger die ‚Beutegreifer‘ ersetzen. Hier zeigt sich die völlige Abwesenheit naturwissenschaftlichen Denkens und das Fehlen naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Seit Elton (Animal Ecology, 1927) und Lindemann (The Trophic Dynamic Aspect of Ecology in Ecology, Bd. 23 Nr. 4, 1942) ist allen Fachleuten bekannt: Keine Tierart bedarf zum überleben einer anderen, die sie frißt. Art und Menge der Beute regulieren die Menge der Beutegreifer, nicht umgekehrt. Alle Tierpopulationen haben ihre eigenen Selbststeuerungs – Mechanismen. Jäger verhindern natürliche Dynamik in Nationalparken (und schaden der Jagd außerhalb).

3. Es sei ökonomisch / wirtschaftlich notwendig, in Nationalparken zu förstern und zu jagen. Nationalparke sind ausdrücklich solche Gebiete, die wirtschaftlich nicht genutzt werden. Natur soll sich hier ‚als Selbstzweck‘ frei und ungehindert entfalten. Dieser Grundsatz wird durch Jagd und Försterei mißachtet. Nutznießer sind kostenlos jagende Minister, Staatssekretäre, Nationalpark – Direktoren bis hin zu einfachen Forstbeamten. Dort, wo Menschen eigentlich nichts mehr tun sollten, unterhält die Landesregierung die weltweit größte Nationalparkverwaltung. Sie kostet in 50 Jahren mindestens 300 Millionen (!) Euro mehr als nötig. Sie zerstört den Naturtourismus und vernichtet Arbeitsplätze. Försterei und Jagd in Nationalparken sind Geldverschwendung.

4. Es sei ethisch gerechtfertigt, zu förstern und zu jagen. Das ist es nicht. Auf 80% seines ursprünglichen Lebensraumes ist Rotwild durch Menschen bereits ausgerottet. Im Nationalpark (und im Harz, Reviere ohne Abschuß) ist man auf dem Wege dorthin. Ein wertvolles Naturerbe – das Genpotential des Rotwildes – wird zerstört. Unverantwortlich. Die NP-Verwaltung verhält sich unmoralisch, wenn sie Öffentlich täuscht, sie überlasse die Natur sich selbst, und wahrheitswidrig behauptet, Wild könne ‚wie in der Serengeti‘ (Pressesprecher Knolle) beobachtet werden. Das und die Verletzung internationaler Naturschutz-regeln (z.B. IUCN) ist zutiefst unmoralisch, ethisch nicht vertretbar.

5. Der ‚Waldumbau‘ – statt Fichte soll im Harz überall Buche wachsen – sei sinnvoll und ‚natürlich‘. Möglicherweise gibt es auch im Nationalpark Harz Biotope, in denen statt Fichten auch Buchen wachsen könnten. Das würde die Natur dann aber selbst besorgen, leichte Unterstützung in ‚Waldumbauzonen‘ wäre sogar erlaubt. Keinesfalls rechtfertigt ‚Waldumbau‘ aber flächendeckende Jagd mit Ausrottungscharakter (2007 370 St. Rotwild) und maximale Holzausräuberei (2007 aus ca. 8000 Hektar ca. 80000 Festmer Holz). Das macht jeden naturdynamischen Effekt zunichte. Keine Maßnahme kann natürliche Prozesse (unter Berücksichtigung des Klimawandels) so sicher ersetzen, wie die Natur selbst. Außerdem: Die größte positive Klima- und Staubfilterwirkung hat die Bestockung mit immergrünen Nadelbäumen. Warum diesen Effekt beseitigen?

6. Die Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung würden durch Jagd und Forstwirtschaft in Nationalparken nicht beschädigt. Wenn Bundeskanzlerin Merkel (oder MU Gabriel) im Ausland ‚Klimaschutz‘ – also den Verzicht auf Eingriffe in die Natur – einfordert und sie gestehen muß, dass sie bei sich zu Hause noch nicht einmal gewährleisten kann, dass die Kernzonen deutscher Nationalparke von Förstern und Jägern unberührt bleiben, verliert sie – und damit Deutschland – jede Glaubwürdigkeit im Bemühen um Klima- und Naturschutz.

7. Rotwild habe eine natürliche Scheu vor Menschen und sei deshalb nicht mehr zu beobachten. ‚Natürlich‘ in diesem Sinne soll wohl heißen ‚angeboren‘. Das ist aber völliger Unsinn. Sonst müßten sich sich im Zoo und in Wildparks die Tiere vor lauter angeborener Angst die Köpfe einrennen; sie würden in Nationalparks ohne Jagd die Menschen nicht auf einige Meter an sich heranlassen. Die Angst der ‚Hirschartigen‘ vor Menschen ist anerzogen, ohne Jagd keine Angst, kein übertriebenes Fluchtverhalten, gute Beobachtbarkeit.

Der Standpunkt der Bürgerinitiative Nationalpark Harz wird von Professor Haller, dem Leiter des Schweizerischen Nationalparks, vom Deutschen Naturschutzring und von über 2300 Sympathisanten und vielen Institutionen unterstützt.

Jagd und Forstwirtschaft im Nationalpark, besonders in den Kernzonen, ist weder juristisch, noch ökologisch, noch wirtschaftlich, noch politisch und schon gar nicht ethisch zu rechtfertigen. Daher fordert die Bürgerinitiative Nationalpark Harz: Keine Forstwirtschaft, keine Jagd im Nationalpark.

Hinweis zur Landtagswahl in Niedersachen: Wählen Sie am besten eine Partei, die Bonzenjagd und Ausräuberei der Natur im Nationalpark stoppen wird. Wählen Sie eine der Parteien, die das BNatSchG auch im Nationalpark Harz umsetzen will.

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Bürgerinitiative Nationalpark Harz und Pro Rotwild
c/o Hasso Wege – Reinhard Hoffer
Ferdinandstraße 9 – 38118 Braunschweig – T. 0531-44895
www.buergerinitiative-nationalpark-harz.de

PS. zum traurigen Lachen. Frage an Nationalparkdirektor Pusch bei einem Vortrag im Dezember 2007 in Wernigerode: Warum kann der Nationalparkbesucher kein Wild beobachten? ‚Das Wild zeigt sich nicht mehr, weil es durch die zunehmende Zahl der Pilzsucher beunruhigt wird‘. Soviel zum juristischen, ökologischen, ökonomischen und ethischen Niveau der Nationalparkverwaltung, der Sanders, der Eberls, der Landesregierung Wulff.

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