Es war eine Anklage gegen das Schweigen

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Vor 50 Jahren begann der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer den großen Auschwitz-Prozess. Er wollte trotz KZ und Flucht keine Rache – er wollte Recht. Sein Name steht in den 60er Jahren stellvertretend für eine scharfe Abrechnung mit der NS-Vergangenheit, die vielen Deutschen zu weit geht. Bleierne Ruhe hatte sich während der Adenauerzeit über die junge BRD gelegt. Gnädig sagten viele Ältere, verlogen sagten dagegen viele Söhne und Töchter. Die Wirtschaft boomt, alte SS- und Parteimitglieder sind wieder in Amt und Würden, darunter alle Juristen. Doch Fritz Bauer zerreißt diese Ruhe mit der spektakulären Anklage.

Geständnisse gab es keine von den Angeklagten – nicht mal ein Wort des Bedauerns oder ein menschliches Wort. Die Welt würde aufatmen, wenn einmal ein menschliches Wort fiele, sagte Bauer. Aber es fiel nicht. Niemand hatte angeblich etwas von den Massentötungen in Auschwitz gewusst, nicht mal der Lageradjutant Robert Mulka.

Nach dem Prozess konnten alle wissen, die wollten. Vor allem die Kinder der Tätergeneration. Und die gingen auf die Straße – und das war dringend norwendig!

Lesen Sie hier: Aufklärung und Enttäuschung von Rudolf Walter in der TAZ

Das Fritz Bauer Institut hat die Tonbandmitschnitte aus dem Prozess ins Netz gestellt.

Auch Fritz Bauer versuchte den Auschwitz-Arzt Josef Mengele zu fassen. Kontext

Wenn Sie im Braunschweig-Spiegel über die Suchfunktion den Begriff Fritz Bauer eingeben, finden Sie 60 Beiträge über Fritz Bauer und sein Wirken in Braunschweig bevor er nach Hessen ging. Darunter seine Publikationen, „seine“ Justizia und Aufzeichnungen aus dem berühmten Remer-Prozess.

Wie schwer sich die deutsche Justiz mit der Aufarbeitung tat und wie gnädig sie mit sich selber umging, ist erkennbar in den unermüdlichen Arbeiten des ehemaligen Richters des Oberlandesgerichts Dr. Helmut Kramer aus Wolfenbüttel. Lesen Sie hier auf seiner Webseite in „Justizgeschichte Aktuell„.

In Braunschweig gibt es seit 2012 den Fritz Bauer Platz vor der Staatsanwaltschaft. Das ist gut so, doch auch diese Ehrung hat etwa 50 Jahre gebraucht.

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