Das Denkmal der Grauen Busse in Braunschweig

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Eine Initiative zur Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ in der Region Braunschweig

 Im Juni 2014 hatte sich in der Gedenkstätte Schillstraße ein Initiativkreis unter der Leitung von Ute Stockmann gebildet, der das mobile Denkmal der Grauen Busse nach Braunschweig holen wollte.

Am 8. September 2014 war es dann so weit. Das Denkmal, das in Kassel stand, wurde an diesem Tag mit drei Tiefladern nach Posen gebracht – mit einem Zwischenstopp in Braunschweig. Am späten Vormittag kamen die Tieflader auf dem Schlossplatz an, und zahlreiche Gäste waren gekommen.

 

Der Oberbürgermeister Ulrich Markuth hielt eine Rede, ebenso der Direktor der ev. Stiftung Neuerkerode, Rüdiger Becker, und der Geschäftsführer der Lebenshilfe Braunschweig, Detlef Springmann. Die Band „The Mix“ aus Neuerkerode spielte einige Stücke aus ihrem Programm (gleich anschließend ging die Band auf eine kleine USA-Tournee mit dem Fernsehsender RTL, der ebenfalls auf dem Schlossplatz war).

 Bei dem „Denkmal der Grauen Busse“ geht es um die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“. In den Jahren 1940/41 waren es die Grauen Busse der Gekrat (Gemeinnützige Krankentransporte), die die Behinderten aus ihren Einrichtungen abholten und in die Vernichtungsanstalten zu den Gaskammern transportierten. Etwa 70.000 Behinderte und psychisch Kranke wurden dabei ermordet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_der_grauen_Busse 

Die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ begann erst sehr spät und wurde lange verdrängt und tabuisiert. Allgemein wusste man, es hatte die „Euthanasie“-Aktionen gegeben, was nicht gut gewesen sei. Mehr geschah lange Zeit nicht. – Erst seit den 1980er Jahren begann eine Aufarbeitung (u.a. durch Ernst Klee und Götz Aly), die seit einigen Jahren eine neue Dynamik erfährt.

Am 2. Sept. 2014 wurde nun in Berlin auch der neue Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Berlin an der Tiergartenstraße 4 (an der Rückseite der Philharmonie) eingeweiht. An diesem Ort stand die Euthanasie-Zentrale. Die Vernichtungsaktion erhielt nach diesem Standort auch den Namen „T4-Aktion“. Die Einweihung der neuen Gedenkstätte fand in der Philharmonie in einer großen Feierstunde statt.

Der Initiativkreis „Denkmal Grauer Bus“ möchte die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen in der Region Braunschweig vorantreiben. In dem Kreis sind Vertreter von ehemals betroffenen Einrichtungen wie Neuerkerode und Liebenburg sowie Mitglieder der Lebenshilfe Braunschweig und Wolfenbüttel. Weiterhin vertreten sind in der Initiative die Gedenkstätte Schillstraße und die Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (von der Helmstedter Straße), der Arbeitskreis Andere Geschichte und der Fritz Bauer Freundskreis sowie interessierte Einzelpersonen. Die Treffen finden jeweils am 1. Donnerstag in einer der Gedenkstätten oder Behinderteneinrichtungen statt.

Weitere Planungen

Der Zwischenstopp des mobilen Denkmals am 8.Sept. war nur der Auftakt zu einer Reihe weiterer geplanter Veranstaltungen zu diesem Thema, das von der Stadt Braunschweig ausdrücklich unterstützt wird. Außerdem wird das mobile Denkmal vom Mai- September 2015 auf dem Schlossplatz aufgestellt.

– Am 28. Mai 2015 wird das Denkmal nach Braunschweig kommen (auf dem Schlossplatz)

– Am 30. Mai 2015 wird dazu eine Feier auf dem Schlossplatz stattfinden (14 Uhr), mit offiziellen Vertretern der Stadt Braunschweig und weiteren Gästen.

– Im Nov. 2014 wird es einen ersten Vortrag von Helmut Kramer über das Schicksal der Familie Heinemann geben. Der Vater war 1933 als eines der Rieseberg-Opfer von den Nazisermordet worden; die beiden Söhne Günther und Wolfgang wurden 1941 in Hadamar im Rahmen der T4-Aktion vergast.

 – Geplant sind weitere Vorträge zur NS-„Euthanasie“ in der Region Braunschweig sowie eine Ausstellung dazu mit einem regionalen Bezug.

 – Eine Webseite dazu ist in Planung.

 – Das nächste Treffen des Initiativkreises ist am Donnerstag, den 06.November 2014, um 17 Uhr in der Lebenshilfe Wolfenbüttel; Mascheroder Straße 7, Wolfenbüttel. Gäste sind herzlich willkommen.

 Info und Kontakt: Ute Stockmann (05306- 1319); Mail: ute-stockmann@t-online.de

Zum „Denkmal der Grauen Busse“: Das Denkmal ist 2006 in Ravensburg von den Künstlern Andreas Knitz (Ravensburg) und Horst Hoheisel (Kassel)im Rahmen eines Kunstwettbewerbes geschaffen worden. Dazu wurde in Originalgröße einer der Grauen Busse in Beton gegossen. Man hatte sich für einen Grauen Bus entschieden, weil es sich um ein Werkzeug der Täter im Rahmen der „T4-Aktion“ handelte. – Seit 2007 wandert das mobile Denkmal; es war bisher u.a. in Berlin, Köln, Stuttgart, München und anderen Orten. Voraussetzung ist jeweils, dass es vor Ort eine aktive Initiative gibt, die sich um Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen bemüht.

Bis zum 12.Oktober 2014 steht das Denkmal in Posen, als einem der ersten Orte der Vernichtung Behinderter und psychisch Kranker. Dort findet vom 10.-12.Okt. eine deutsch-polnische Tagung zur Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ statt.

Die Webseite der Künstler: www.dasdenkmaldergrauenbusse.de

 Die Kosten für Transport und Aufenthalt betragen ca. 30.000 €. Es wurde daher in Braunschweig ein Spendenkonto eingerichtet.

 Spendenkonto: Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft e.V.

                         IBAN: DE07269910666029485000

                         BIC:    GENODEFIWOB

                         Stichwort: Graue-Busse

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