Corona-Impfung – alles ist so sicher wie möglich

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Foto: Pixabay

„Sicher ist Sicher“, sagt der Volksmund und meint damit, dass lieber noch mal alles auf Sicherheit überprüft werden soll. Aber wie sicher ist sicher?

„Das Leben ist risikoreich und endet mit dem Tod“, sagt eine anderes Sprichwort. Wenigstens das ist sicher!

Sicherheit hängt eng mit Risiko zusammen. Auf die Impfung bezogen begegnet man der Sicherheit mit den zwei Fragen: Wie sicher ist der Impfstoff hinsichtlich seiner Wirksamkeit und gibt es Risiken (Nebenwirkungen)? Sicher ist der Mensch bereit hohe Nebenwirkungen (also Risiken) zu akzeptieren, wenn eine schwere oder gar lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt. Und umgekehrt wird er kaum Nebenwirkungen akzeptieren, wenn nur eine schwache Erkrankung vorliegt. Das ist verständlich.

Aber bei Impfungen? Der Impfstoff (Vaczine) wird in Erwartung einer wahrscheinlichen oder möglichen schweren Erkrankung in einen gesunden Körper gegeben. Und die Vaczine besteht auch noch aus Krankheitserregern – zwar abgeschwächte oder getötete -, aber immerhin. Die Angst bei einer Impfung ist verständlich, man pumpt schließlich ehemalige Krankheitserreger in seinen gesunden Körper.

Das Wirkprinzip mit dem neuen mRNA-Wirkstoff ist jedoch ganz anders. Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen das Antigen selbst injiziert wird (siehe oben), liefert ein mRNA-Impfstoff nur die genetische Information und der Körper bildet das Antigen selbst. Das hat absolut nichts mit Genmanipulation zu tun. mRNA hat jedes Lebewesen, in jeder Zelle und gehört zu den Lebensgrundlagen. Der Körper stellt also das „Medikament“ (Antigen) selber her. Das von den Zellen mit Hilfe der mRNA gebildete Antigen wird Immunzellen präsentiert und löst die Immunantwort aus.

Nur die Wissenschaft kann relative Sicherheit geben.

Es geht um Grenzbereiche der Gesundheit. Weil Sicherheit, relative Sicherheit, Risko und Restrisiko (auch Risikorest) unbestimmte Begriffe sind, ist mit ihnen vorsichtig und verantwortungsbewusst umzugehen. Das ist mindestens von der Politik zu erwarten, aber auch von den Medien und erst recht von der Wissenschaft. Zu gerne wird mit den Restrisiken populistisch gespielt – auch um ganz andere Süppchen zu kochen. Zu sehen war das gestern im Bundestag als die AfD Fragen an die Kanzlerin stellte. Weil Restrisiken oft nicht exakt bestimmbar sind, werden sie von Populisten gerne zur Verunsicherung der Bevölkerung genutzt. Es wird oft durch obstrus fabrizierte Fragen so getan, als ob es absolute Sicherheit geben könne und die Entscheidungsträger nur verschleiern wollen. Doch absolute Sicherheit gibt es nicht. Sollte das Maßstab sein, dann gäbe es keinen technischen Fortschritt.

Aufgrund der Sicherheitsfragen setzen die EU und Deutschland auf das normale Zulassungsverfahren bei dem Coronaimpfstoff. Es steht die Frage im Raum, wieviel Kranke und Tote sind als Restrisiko gesellschaftlich zu akzeptieren, wenn der Wirkstoff wenige Tage später zur Verfügung steht. Im Grunde keine. Aber wenn das Restrisiko nicht nur durch mögliche Nebenwirkungen sondern auch dadurch bedingte massenhafte Impfverweigerung besonders hoch wird, sodass die Gefahr besteht, dass keine Herdenimmunität erreicht wird, dann ist die spätere Impfung aus ethischer Verantwortung heraus grundsätzlich verantwortbar. Wahrscheinlich sogar ethisch geboten.

Angeblich verspätete Impfstoffzulassung

Die Vermutung lautet, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) überbürokratisiert sei. Dieser Vorwurf ist ungerecht, denn die EMA betritt wissenschaftliches Neuland mit der Zulassung eines Impfstoffs mit einem neuen Wirkprinzip (mRNA). Die EMA ist die erste Behörde weltweit, die eine „bedingte“ Zulassung erteilt. Der Impfstoff wird also regulär geprüft. Trotzdem ist vieles noch unbekannt. Zum Beispiel die Wirkung auf Jugendliche. Doch diese Risiken scheinen tragbar zu sein, weil mit Anwendungsauflagen (Restriktionen) gearbeitet wird.

Die USA und Großbritannien hingegen haben Notfallgenehmigungen (keine regulären) erteilt und den Impfstoff weniger gründlich kontrolliert. Das birgt nicht nur mehr mögliche Gefahren für die Patienten – langfristig könnte es auch den Erfolg der Impfkampagne in Frage stellen. Vielleicht warten darauf ja viele Impfgegner, um politisch agitieren zu können.

Das Coronavirus ist nur unter Kontrolle zu bekommen, wenn sich 60-70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen. Die Mehrheit der Bürger/-innen muss dem Medikament vertrauen – aber dieses Vertrauen könnte durch eine weniger sachgemäße Zulassung verloren gehen. Natürlich weiß ein/e erfahrener Wissenschaftler/-in schon oft im voraus, wie sich ein Prüfstoff verhält. Das darf ihn aber nicht verleiten seine Erfahrung mit Wissen gleichzusetzen. Er braucht immer den wissenschaftlichen Beweis.

Es ist der EU hoch anzurechnen, dass sie den Corona-Nationalismus ihrer Mitgliedsländer abgebremst hat. Und dass sie sich nicht an dem nationalistisch – rechtspopulistischen Gehabe der Corona-Versager Boris Johnson und Donald Trump beteiligen. Die USA und Großbritannien tun so, als hätten sie das Vaczin von Biontech/Pfizer erfunden. Diesen Corona-Versagern Trump und Johnson geht es nicht um die Gesundheit ihrer Bevölkerung, sondern um ihre Egozentrik und um Nationalismus. Genau den Eigenschaften, die Pandemien befördern. Denn eines hat uns diese Pandemie gezeigt: Sie ist nur mit Solidarität zu meistern. Wenn es zu einem Symbol patriotischen Stolzes wird, wer zuerst welchen Impfstoff injiziert, dann sind der nächsten Pandemie Tür und Tor geöffnet.

Über Risiken und Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs BNT 162b2 von Biontech schreibt in der TAZ Ingo Arzt. Er schreibt über die vielen offenen Fragen in einem informativen Artikel.

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