BUNT – KRITISCH – PROVOKATIV  

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3 INTERNATIONALE KÜNSTLER  IM  KUNSTVEREIN BRAUNSCHWEIG  

– noch bis zum 21. Mai 2023 zu sehen in der Villa Salve Hospes, Lessingplatz 12 –

Drei Künstler*innen bespielen aktuell Haus und Remise mit  ihren außergewöhnlichen Arbeiten internationaler Gegenwartskunst – deren Förderung sich der weit über Braunschweig hinaus renommierte Kunstverein als ein vorrangiges Ziel gesteckt hat.

Hotel Dodo/Luís Lázaro Matos/Kunstverein Braunschweig/Foto: M. Brandes
Hotel Dodo/Luís Lázaro Matos im Kunstverein Braunschweig, Foto: M. Brandes

Luís Lázaro Matos‘ Recherchen über die Natur der Mauritius-Inseln sind die Grundlage für  „Hotel Dodo, seine erste institutionelle Ausstellung in Deutschland.

Dafür kreierte der portugiesische Künstler eine Abfolge von bunten und (im besten Sinne) merkwürdigen Installationen in den  Räumen im Erdgeschoss der Villa Salve Hospes. Humor und Drama liegen da dicht bei einander und was anfangs ausschaut wie eine seltsam bunte Tourismus-Installation mit opulenten (oft ziemlich erotisch-queeren) Wandbildern, mit weißen Badewannen, Betten, bunt gemusterten Strandliegen, Handtüchern und Flip-Flops, entwickelt sich beim längeren Betrachten – wenn man das möchte und sich darauf einlässt – tatsächlich zu einer Reflexion von Sinn und Unsinn von Tourismus und seine kolonialen Wurzeln, über die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und das Aussterben der lokalen Fauna als “Tourismusfolger”. 

In den Arbeiten der österreichisch-jugoslawischen Künstlerin Ana Hoffner ex-Prvulovic findet sich nichts Lächelndes, Buntes, Spielerisches. Sie beeindruckt durch ihre manchmal geradezu wütend wirkende Ernsthaftigkeit, ihre prozesshaft-intensive Recherche, die in ihren Werken sichtbar wird und durch ihre zielgenaue künstlerische Fokussierung. 

Im Obergeschoss sehen wir ihre Videos und Skulpturen und sie arbeitet auch mit Performance und Fotografie.  

Ana Hoffner ex-Prvulovic: Active Intolerance ,Ausstellungsansicht Kunstverein Braunschweig, 2023, Courtesy: die Künstlerin und Kunstverein Braunschweig, Foto: Martin Ly

Für „Active Intolerance“,  ihre erste Einzelausstellung in einem deutschen Kunstverein, präsentiert sie Hauptwerke sowie speziell für Braunschweig entstandene neue Arbeiten, die sich provokativ mit – aus ihrer Sicht – ausbeuterischer Gefängnisarbeit, mit faszinierenden und aufschlussreichen Fallstudien zu österreichischen und deutschen Unternehmens- und Sammlungsgeschichten beschäftigen, also Sammlungen, die es ohne Nationalsozialismus und/oder Kriegsindustrie so nicht geben würde.  

Ana Hoffner ex-Prvulovic, Active Intolerance im Kunstverein Braunschweig, Foto: M. Brandes
Active Intolerance 2021/2023 (Detail) Ana Hoffner ex-Prvulovic im Kunstverein Braunschweig, Courtesy: die Künstlerin

In ihrer provokanten filmischen Raum-Installation “Freud Film” konfrontiert  Hoffner ex-Prvulovic Besucher*in mit einer Verflechtung von Gegenwart und historischer Zeit –  durch einen Rundgang durch Sigmund Freuds ehemalige Wiener Stadtwohnung. Durch Freud-Zitate, durch das Verbinden historischer Schichten, durch Sequenzen aus alten Filmen oder ethnografischen Aufnahmen aus dem Sarajevo am Beginn des 20. Jahrhunderts enthüllen sich Erkenntnisse über orientalische Fantasien und koloniales Denken in Freuds Analyse der kleinbürgerlichen Familie.

Für den in Indien geborenen Künstler Arijit Bhattacharyyas ist die Präsentation von From Forests We Are And Forests We Will Bein der Remise des Kunstvereins seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.  Arijit Bhattacharyya arbeitet in seinem Werk mit Installation, Textilarbeiten, Zeichnung und Malerei, mit Film, Performance und Kochen.

Arijit Bhattacharyyas, From Forests We Are And Forests We Will Be, im Kunstverein Braunschweig, Foto: M. Brandes

 In „From Forests We Are And Forests We Will Be“  findet sich Besucher*in beim gleich beim Öffnen der Remisen-Tür in einer dokumentarischen Phantasie, einem auf zwei großen Monitoren laufenden Video, das Kraft und Intensität besonders durch wiederholtes Anschauen gewinnt.

Arijit Bhattacharyya – From Forests We Are And Forests We Will Be – im Kunstverein Braunschweig. Foto: M. Brandes
Arijit Bhattacharyya – From Forests We Are And Forests We Will Be – im Kunstverein Braunschweig. Foto: M. Brandes

Bunt und groß sind seine Wandbilder und auch seine hybriden Pflanze-Mensch-Plastiken mit sichtbaren Bezügen zur indischen Mythologie.

In seiner Kunst setzt Arijit Bhattacharyyas besonders auf Gemeinschaftsprojekte, auf Interaktion und Dialog. Oft sind lokale Communities aus der sozialen Umgebung des Künstlers in Deutschland und seinem Heimatland Indien beteiligt. Auch Vortragsperformances, Workshops und Kochsessions gehören zum Ausstellungskonzept (weitere Infos darüber auf der Website des Kunstvereins).

 Aktuelle Informationen zum Programm, Öffnungszeiten und aktuell noch stattfindenden Vermittlungsangeboten finden sich auf der Website des Kunstvereins Braunschweig: https://kunstvereinbraunschweig.de

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