Bäderversorgung in Braunschweig – Grüne Einschätzung

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Stellungnahme des Grünen Ratsherrn Dr. Burkhard Plinke (Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtbad Braunschweig Sport und Freizeit GmbH) zur Einschätzung der aktuellen Bäderversorgung in Braunschweig:

„Wir halten die Schlussfolgerung des Finanzdezernenten Stegemann, dass auf das Freibad in Waggum nun verzichtet werden kann, für voreilig und falsch. Auch die Behauptung, Braunschweig sei mit Frei- und Hallenbädern überversorgt, halten wir nicht für zutreffend.

 

Der Erhalt des Waggumer Schwimmbads ist nicht nur unter dem Aspekt der allgemeinen Versorgung mit Schwimmmöglichkeiten zu bewerten, sondern vor allem hinsichtlich seiner Bedeutung für die Lebensqualität und das Gemeinschaftsleben in diesem Stadtbereich. Die Entscheidung steht für uns nicht neu zur Debatte.

Einige Ergebnisse der Befragung sprechen sehr wohl für die Ausweitung des Schwimmangebots in Braunschweig:

* Die Zufriedenheit der Bürger/innen mit dem vorhandenen Angebot ist in Braunschweig deutlich schlechter als im interkommunalen Vergleich.
* 12 % der Antwortenden nutzen Schwimmbäder außerhalb der Stadt.
* Der Wunsch, in die Bäderinfrastruktur zu investieren, steht bei den Befragten ganz oben auf der Prioritätenliste.
* Unter den Sportvereinen schätzen die Schwimmer die Qualität der Hallenbäder schlechter ein als andere Sportler ihre jeweilige Anlage. Am schlechtesten schätzen die Schwimmer die Wettkampftauglichkeit ein – trotz des Sportbads im Heidberg!
* Den Schulen fehlen offensichtlich schulnahe Hallenbäder. Nur 19 % der Schulen haben dies.

Wir sehen daher weiterhin auch nach der Eröffnung der Wasserwelt einen dringenden Bedarf an zwei schulnahen Schwimmbädern, die außerhalb der Schulzeiten auch ohne Aufsicht durch die Stadtbad GmbH von Vereinen genutzt werden können. Geeignete Standorte liegen hierfür zum einen im Bereich der Gymnasien Neue Oberschule / Ricarda Huch sowie der IGS Franzsches Feld und zum anderen in der Weststadt an der neuen Wilhelm Bracke-Gesamtschule. Wir werden den Bau dieser Bäder weiter verfolgen.

Der „Sonderbericht“ zur Bädersituation in Braunschweig von der Firma ikps weist erhebliche Mängel auf und kann nicht als ausreichende Entscheidungsgrundlage und auch nicht als „Gutachten“ herangezogen werden:

* Die Befragung der Bürgerinnen und Bürger war eine Befragung zum Sportverhalten der Braunschweiger/innen, in der in einzelnen Unterabschnitten nach dem Schwimmen gefragt wurde. Es war keine Befragung zum Bedarf an Schwimmbädern, die bekanntlich nicht nur für den Schwimmsport, sondern in großem Umfang zum Baden, gerade auch von Familien genutzt werden.
* Bei der Berechnung der angebotenen Wasserflächen wird nicht ausreichend differenziert zwischen der Art des Angebots. So stehen z. B. gleichrangig Lehrschwimmbecken an Schulen, das Therapiebecken im Bürgerpark, das Planschbecken in der Wasserwelt und das Sportbecken im Heidberg nebeneinander.
* Es fehlt eine Angabe zur Repräsentativität der Antwortenden. Weder die Zahl noch deren Alters- oder Sozialstruktur sind in dem Papier zu finden. Es darf sehr bezweifelt werden, dass sich bei einer Befragung zum Sportverhalten der Braunschweiger/innen alle Bevölkerungsgruppen angesprochen gefühlt haben.
* Die Fragen zur Zufriedenheit mit dem vorhandenen Angebot sind vermutlich auf die vorhandenen Schwimmbäder bezogen und nicht auf die Situation nach Eröffnung der Wasserwelt an der Hamburger Straße. In der aktuellen Situation hätte vor der Frage klargestellt werden müssen, worauf sie sich bezieht und zumindest differenziert werden, wie die Situation vorher und hinterher eingeschätzt wird. Diese Unklarheit gilt auch für die Befragung der Schulen.
* Es haben nicht einmal alle Schulen in Braunschweig geantwortet und die eingegangenen Antworten stehen in krassem Widerspruch zu Erhebungen der Stadtbad GmbH im Hinblick auf die tatsächliche Nutzung der Hallenbäder.
* Bei der Situation des Schulschwimmens wird nicht zwischen schulnahen und schulfernen Angeboten unterschieden, sondern schlicht nach der Anzahl der Bahnstunden gefragt.
* Es gibt keine Analyse darüber, in welchem Umfang Bürger/innen aus dem Umland die städtischen Bäder nutzen, auch keine darüber, wo 12 % der Antwortenden ihren Schwimmbedarf außerhalb der Stadt befriedigen.
* Für die Ermittlung des Bedarfs werden plötzlich nur noch rund 226.000 Einwohner/innen berücksichtigt, obwohl die Verwaltung zum 31.12.2012 Einwohner/innenzahlen von knapp 247.000 festgestellt hat.
* Die Eingangszahlen und Annahmen für die Bedarfsberechnung sind auch in der Fachwelt sehr umstritten.
* Es fehlt weiterhin eine vergleichende Darstellung des Schwimmbadangebots in vergleichbaren Großstädten.“

Zum selben Thema siehe auch die PM des Finanz- und Sportdezernenten Ulrich Stegemann (CDU) „Erhalt des Freibades Waggum sollte überdacht werden“ vom 23.08.2013

 


Kommentare   
 
+1 #1 Braunschweiger 2013-08-28 21:48
Endlich mal ein differenziertes Statement zur Umfrage, an der ein Bekannter von mir als auch ich teilgenommen haben. Es trifft auch zu, dass die Befragung eher ablenkend zum Sportverhalten der Braunschweiger/ innen, in der in einzelnen Unterabschnitte n nach dem Schwimmen gefragt wurde. Es war keine Befragung zum Bedarf an Schwimmbädern. Es ging auch um Joggen, Laufverhalten, Waldspaziergang , Walking etc. und das sogar recht langatmig, wie ich finde. Hier soll wohl passend gemacht werden, was den Veranstaltern nicht ganz passend schien.
 
 

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