Arme Bauern trotz Fairtrade?

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Um die geht es: Kleinbauernfamilie mit Kakaoanbau

Fair gehandelte Produkte boomen am Markt. Das ist gut so, denn der höhere Preis soll den Bauern  zugute kommen, die für uns Produkte wie Kaffee, Kakao und Tee anbauen. Was funktioniert da nicht, wenn die Bauern trotzdem arm bleiben, wie der Artikel in der TAZ vom 21.7.15 deutlich macht: „Fairtrade muss Mindestpreis prüfen.“

 

Der Verein „Fair in Braunschweig“ wurde auch gegründet, um für die BürgerInnen unserer Stadt und Region Klarheit und Transparenz bei Produkten und Definitionen zu herzustellen. Insofern ist der Verein auch eine Bildungsinstitution im Dschungel der Siegel. Das ist notwendig, weil bei der Vergabe von Siegel oder Label die unterschiedlichsten Anforderungen bestehen. Der Geschäftsbereich ist kompliziert und nicht sofort durchschaubar.

Leider hat der oben genannte Artikel in der TAZ für einige Verwirrung gesorgt, weil die Begriffe nicht trennscharf benutzt wurden. Darum dieser Beitrag.

Im 1. Absatz letzter Satz steht, nachdem im Satz davor geklagt wird, dass eine Kakaobauernfamilie in der Elfenbeinküste weiterhin durchschnittlich nur 0,50 US-Dollar am Tag verdient, „Sind Siegel wie Fairtrade, Rainforest Alliance (RA) und UTZ gescheitert?

Kommentar: RA und UTZ sind keine Fairtrade-Siegel und die Verantwortlichen haben auch nie behauptet, dass sie fairen Handel betreiben. Beides sind Umweltsiegel und haben zusätzlich Standards zur Kontrolle zur Einhaltung von Menschenrechten in der Produktion. Ein „Fairer“ Preisaufschlag wird also nicht bezahlt.

Das Siegel von Fairtrade vergibt die Firma „Transfair“ an Unternehmen, die schriftlich versichern, bestimmte Umwelt- und Menschenrechtsstandards (ähnliche wie bei RA und UTZ) bei der Produktion einzuhalten. Das muss nicht für die gesamte Produktion gelten, sondern kann auch z. B. nur 10 % der Produktion betreffen. Es wird ein höherer Preis an die Bauern-Kooperativen bezahlt, die einvernehmlich entscheiden, was mit dem zusätzlichen Geld geschieht. Frau Bahn von INKOTA hat recht, wenn sie sagt, dass der Mehrpreis aus dem fairen Handel auch in kooperative Projekte einfließt, wie z.B. Quaitätsmanagement und Bildung.

Frau Bahn, die in Deutschland die „Schokoladen-Kampagne“ leitet, zu der auch „Fair in Braunschweig“ gehört, hat völlig recht, wenn sie sagt, dass es bei der Firma „Transfair“, die Fairtrade vermarktet, einer deutlichen Preiserhöung beim Rohkakao bedarf, um einen fairen Preis an die Bauern zu zahlen. Erst damit würden die Fairtrade-Bauern aus der Armut kommen.

Fair in Braunschweig“ bezieht seine „Braunschweig-Schokolade“ von dem fairen Handelshaus GEPA. Diese ist eine Organisation, die von „Brot für die Welt“ und „Misereor“ getragen wird. Die GEPA hat einen hohen moralischen Anspruch, der nicht nur auf Gewinnmaximierung abzielt, sondern auch auf  positive Entwicklungen.

 

 

Derzeit bemüht sich „Fair in Braunschweig“ mit ausgesuchten Schokolatiers und internationalen Organisationen, für unsere Stadt und Region einen Kakao in Kolumbien zu finden, der hohen Ansprüchen genügt und vor allem auch Frieden mit Mensch und der Natur befördert. Siehe: „Auf der Suche nach dem ultimativen „Kakao des Friedens“ für unsere Stadt Braunschweig.

Foto: Uwe Meier im Gespräch über Kakaoqualität mit Kleinbauern in der Provinz Caqueta (Süd-West-Kolumbien)

Hinweis: Der Autor dieses Beitrags war über acht Jahre ständiges Mitglied im „International Standards Committee“ (ISC) des „Sustainable Agriculture Network (SAN), einem Zusammenschluss zahlreicher Nichtregierungsorganisationen vieler Staaten auf dem amerikanischen Kontinent mit Sitz in San Jose (Costa Rica) unter Federführung der „Rainforest Alliance“. Das SAN entwickelte soziale und ökologische Standards für die landwirtschaftliche Produktion.

 

 

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