Verehrtes Publikum, Freunde und Freundinnen der Kunst,
das Jahr neigt sich zu Ende, unser Galerieraum ist schon leergefegt. Erinnern Sie sich noch? Vielleicht an den Autoscooter von Alex Trespi oder an das schaukelnde Mädchen, das aus dem Nebel auftaucht und wieder verschwindet? Haben Sie noch die Skonogramme von Lorenz Oliver Schmid vor Augen, die am Boden des Sichttrichters magisch aufleuchten konnten? Sie erinnern sich an die Xylothek, die poetischen Verdichtungen in Zigarrenkisten. Und Sie erinnern sich an die große Zeichnung an der Stirnwand, mit der Kirsten Achtermann, genannt Brand, ihrer meditativen Installation einen klaren Fokus gab. Unsere Aufsichten fragten in ihrer Ausstellung nach der Bedeutung von „Aufsicht“, unser aktives Mitglied, Judith Dilchert, nach Raum und Form – Sie erinnern sich an das biomorphe Gebilde, das den Raum verspannte. Und natürlich Klangkunst: die Ausstellung des Deutschen Musikrats „A German Sound“ bot einen Überblick, Denise Ritter ordnete in ihrer Kompositionsinstallation fremde Spuren ferner Orte und bekannte Geräusche zu besonderer Nähe und Zeitlichkeit. Luzia Simon übersetzte abstrakte Systeme in eine audiovisuelle Choreographie und CLUBbleu brachte fernöstliche Klänge zu einem elektroakustischen Abend in den Konsumverein. Nicht nur Klangkunst war Thema bei zahlreichen Workshops und Impulsen unserer Kunstvermittlung, aber mit der Workshopwoche, zu der die Klangkünstler/innen von KlangstaettenStadtklaenge 2017 eingeladen waren, gab es einen Höhepunkt, der uns springen lässt ins neue Jahr.
Inhaltlich wird unser Jahr 2017 kreisen um Fragen des verlorenen, vergangenen Raums, um das Erinnern und Wiederentdecken dieses Raums, um die entstehenden Zwischenräume – es sind Fragen der Verortung des Selbst in neuen Gegebenheiten oder alten Vergangenheiten. Diesen Fragen nähern wir uns mit den Künstlern und Künstlerinnen auf unterschiedliche Weise, reisend, recherchierend, erinnernd. Sie sind virulent in den Kooperationsveranstaltungen ebenso wie in unseren neuen Vermittlungsreihen und insbesondere bei unserem großen Projekt klangstaetten | stadtklaenge. Auch ganz praktisch entdecken Sie mit uns einen neuen Raum – wir erweitern uns um einen Projektraum im Parterre des Braunschweiger Künstlerhauses. Hier wird es kurze, flüchtige, spontane, ernste und unernste Veranstaltungen geben, Reihen können sich entwickeln, Vorträge gehört werden – Projektraum eben. Verlorene und wiederentdeckte Räume, Zwischenräume und neu behauptete Räume werden Thema in der Kunst sein. Sie sind darüber hinaus auch Thema unserer unmittelbaren persönlichen und gesellschaftlichen Gegenwart – rückwärtsgewandte Raumbehauptungen suggerieren Sicherheit und stehen einem lebendigen, erstrittenen und streitbaren, einem offenen Gemeinwesen entgegen. Dem Mehltau der einfachen Lösungen, dem Gift der hassenden Unzufriedenheit begegnen wir mit Kunst, die Gedankenräume und Zwischenräume schafft, die innere und äußere Räume öffnet.
Anfang des Jahres werden zwei neue Flyer Sie postalisch oder im Stadtraum erreichen – unser Quartalsprogramm und das Vermittlungsprogramm. Sie werden sich mit uns über das neue Design freuen. Es ist ein dankbar angenommenes Geschenk der LIO Designagentur. Überhaupt gilt es Dank zusagen, unseren Mitgliedern, unseren Förderern – Stadt, Land, den hiesigen Stiftungen, den Kooperationspartnerinnen, unseren Unterstützer/innen und überhaupt allen Ehrenamtlichen, die diesen Verein als Kunstort für Sie ermöglichen. Damit Sie jetzt schon Ihre Besuche in den Ausstellungen, Ihre Teilnahme an den Vermittlungsangeboten planen können, ist diesem Newsletter ein knappes Kalendarium angehängt.
Wir wünschen gute Feiertage und uns allen ein gutes Jahr 2017!
Anne Mueller von der Haegen