10 Jahre ohne Verkehrslösung im Nord-Osten seit Verlängerung der Start -und Landebahn

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Pressemitteilung

Unser Stadtbezirk 112 wurde durch die Verlängerung der Startbahn des Braunschweiger Flughafens in zwei Teile zerschnitten. Es gibt keine direkte Verbindung mehr wie es sie zu Zeiten einer intakten Landesstrasse, der Grasseler Straße, gab. 6500 Fahrzeuge passierten diese täglich, mit einer direkten Verbindung zur Innenstadt und zum Osten der Stadt oder zur Autobahn A2.

Aus dem Gerichtsurteil zum Ausbau des Flughafens besteht allerdings eine Verpflichtung für die Stadt Braunschweig, genauer gesagt für die Flughafengesellschaft BS-WOB, die Kappung der Landesstrasse zu kompensieren und die Verkehrsbeziehungen neu zu bewerten. Dieses ist nun 10 Jahre lang hinausgezögert worden. Der Verkehr hat sich nicht „zurechtgeruckelt“, wie es vom damaligen Fraktionsvorsitzendender CDU, Herrn Wendroth, vorausgesagt wurde.

Während zu Beginn der Ausbauplanung von sämtlichen Parteien eine Tunnellösung zur Minderung der Auswirkungen auf alle Verkehrsteilnehmer und Bürger versprochen wurde, ist mittlerweile auch die Minimalforderung einer sog. Ostumfahrung nicht mehr in der Diskussion. Die Flughafengesellschaft sowie die Stadt Braunschweig möchten nicht einmal mehr die planerische Möglichkeit einer Ostumfahrung diskutieren, sondern favorisieren die sogenannte Nulllösung mit einer Verbesserung der Ortsdurchfahrt Waggum.

Die Verkehrsgutachter der Firma WVI, die bereits mehrfach in der Angelegenheit durch die Flughafen GmbH beauftragt wurden, kommen in einem aus unserer Sicht mehr als fragwürdigen neuen Gutachten trotz prognostizierter gleichbleibender Verkehrsströme im Laufe der Zeit zu unterschiedlichen Bewertungen bzw. Lösungsvorschlägen.

Es ist bedauerlich festzustellen, dass die Aussagen von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften, wie bei der Variantenunter-suchung in der Vergangenheit geschehen, im jetzigen Gutachten nicht abge-bildet wurden. Diese sprechen eine eindeutige Sprache, sie weisen auf die deutlich höheren Anfahrtszeiten hin und lehnen deshalb eine Nulllösung ab. Das vorgeschrie-bene Rettungsziel wird seit der Kappung verfehlt.

Wir möchten nochmals betonen, dass es sich bei dem Verfahren nicht um eine Verkehrslösung aus gesamtstädtischer Sicht, sondern um den Ersatz einer gekappten Landesstraße zu Gunsten der Verlängerung der Start-und Landebahn des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg handelt. Zahlreiche lokale Geschäfte wie Bäcker, Gaststätten, Bekleidungs-, Schuh-oder Zeitschriftengeschäfte haben in den letzten 10 Jahren nicht zuletzt auf Grund der Kappung der Grasseler Straße ihren Betrieb geschlossen. Das ist nicht nur ein Verlust an Arbeitsplätzen sondern auch an Lebensqualität für die Bürger vor Ort.

Die Sperrung hat ebenso eine Verlängerung sämtlicher Fahrtstrecken und Fahrzeiten zur Folge. Für den öffentlichen Nahverkehr hat sich die Zeit signifikant verlängert. Schulkinder sitzen im Durchschnitt 4 Stunden pro Monat länger im Bus als vor der Kappung. Die Straße von Bevenrode nach Hondelage (K31) befindet sich in einem desolaten Zustand und ist so als östliche Ersatz-Umfahrung um den Flughafen für den zusätzlichen Verkehr nicht geeignet. Bei der Variantenunter-suchung zur K31 aus dem Jahr 2010 steht: „Aufgrund der vorhandenen Fahrbahnbreite ist für die Nutzung der K31 eine Ertüchtigung erforderlich.“Dies wurde seitens der Stadt nie umgesetzt. Aus diesem Grund sollten sowohl Aussagen von Rettungskräften wie auch der wirtschaftliche Schaden der Bevölkerung und ein Umweltaspekt in die Betrachtung einfließen.

Diese Punkte fanden keine Berücksichtigung im neuen Verkehrsgutachten. In 10 Jahren ist viel geschehen. Das Umfeld des Flughafens hat sich prächtig entwickelt, viele Forschungseinrichtungen sind Europa-weit einzigartig. Die meisten von ihnen benötigen jedoch keine Landebahn, weil sie nicht über ein eigenes Flugzeug verfügen.

Die verlängerte Start-und Landebahn indes wird nicht mehr benötigt, da in Kürze der Airbus A320 des DLR abgegeben wird und damit das öffentliche Interesse entfällt. Der Hauptnutzer Volkswagen hat seinen Airbus A319 bereits vor Jahren an die Bundesregierung verkauft. Wird die jetzt geplante Nulllösung bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr zur Genehmigung eingereicht, gibt es keine Verbesserung der verkehrlichen Situationin unserem Nord-Bezirk mehr.

Wenn selbst Gutachter mit variablen Annahmen nicht plausibel erläutern können, warum es im Jahr 2019 entgegen den vorherigen Aussagen nur noch die Nulllösung gibt, dann ist es Zeit, beherzt umzusteuern. Wir stehen NICHT für eine Nulllösung mit all den Nachteilen für die Menschen unseres Stadtbezirkes. Wir fordern eine Ostumfahrung und damit eine Anbindung zum Osten Braunschweigs, der Innenstadt und zur Autobahn, ohne die Ortsdurchfahrten von Waggum, Bienrode, Kralenriede, Bechtsbüttel und die K31 über Gebühr zu strapazieren. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Start-und Landebahn auf Veranlassung der Flughafengesellschaft verlängert worden ist. Der historische Verlauf der Grasseler Straße wurde durch diese Maßnahme unterbrochen und die Verkehrsteilnehmer sind dadurch zu Umwegen gezwungen worden, die bei ihnen Kosten und bei den Bürgern vor Ort zusätzliche Lärm-und Umweltbelästigungen zur Folge haben. Die Zustände nach Verlängerung der Landebahn dürfen für die Anrainer und die Umwelt nicht ungünstiger sein als zuvor. Vor diesem Hintergrund sollte eine Lösung gefunden werden, die allen Beteiligten gerecht wird. Es dürfen nicht nur der Flughafen und die preiswerteste Lösung im Vordergrund stehen, sondern es müssen die Interessen Aller, d.h. auch die der Rettungskräfte, der lokalen Wirtschaft und vor allem der Bevölkerung vor Ort berücksichtigt werden.

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