
Von Kristine Schmieding
Die Straßenbahnlinie 3 soll um zwei Haltestellen bis nach Volkmarode/Ziegelkamp verlängert werden
Allerdings soll diese Maßnahme mit dem Bau einer Wendeschleife im Einmündungsbereich der Querumer in die Berliner Straße verbunden werden. So wird es möglich, dass jede zweite Bahn dort wendet und zurück Richtung Westen fährt. Östlich der Wendeschleife fährt die Straßenbahn dann nur noch halb so oft – also alle 15 Minuten in der Hauptverkehrszeit und jede halbe Stunde in der übrigen Zeit. Das wäre für die BSVG vorteilhaft, denn dafür würde man ohne zusätzliche Straßenbahn und Personal auskommen. Betriebswirtschaftlich günstig – aber für die Fahrgäste?
Ein gravierender Nachteil – denn ohne die Wendeschleife hätte man ein wesentlich attraktiveres Angebot. Mit einer dichteren Taktung, wie sie z.B. auch die SPD in ihrem Klimapapier „Braunschweig bewegen/Klimaneutral bis 2030“ fordert: „Durch den sogenannten Braunschweig-Takt soll die Taktfrequenz langfristig von momentan 15 auf 10 Minuten verbessert werden.

Die Wendeschleife würde diesen Bereich in eine Betonwüste verwandeln
Acht große Ahornbäume sollen auf der Grünfläche in der Mitte des Platzes gefällt werden. Außerdem soll der hier durchaus prägende grüne Hügel vor der Bugenhagenkirche größtenteils planiert werden – mit ca. 20 Bäumen und vielen Sträuchern, die Insekten und zahlreichen Singvögeln einen kleinen Lebensraum bieten. Es handelt sich hier um einen kleinen Park mit schattigen Bänken und einem Mahnmahl für die Opfer der Weltkriege – ein Pocket-Park, wie man ihn anderswo mit großem Auffand schafft.
Insgesamt 24 Bäume sollen gefällt werden – trotz geplanter Nachpflanzungen für die nächsten Jahrzehnte ein schwerwiegender Verlust. Auch in Braunschweig müssten im Gegenteil dringend Maßnahmen gegen die zunehmende Hitze in den Sommermonaten ergriffen werden! Siehe unseren Beitrag hier.
Dies bedeutet einen weiteren Nachteil – ebenso wie die zusätzliche CO2-Belastung durch den Bau und die verwandten Baustoffe.

Auch wegen der hohen Kosten ist diese Planung nicht zu vertreten
Inzwischen soll diese Baumaßnahme 8,8 Mio Euro kosten. Am 29.10.2020 wurden die Kosten noch mit 3,0 Mio berechnet – das bedeutet eine Steigerung um das Dreifache! Für die jetzt kalkulierten 8,8 Mio Euro würden zwar 5,7 Mio Fördergelder fließen (auch das sind Steuergelder!), die Stadt/BSVG hätte davon aber selber 3,1 Mio zu tragen. Auch wenn die Förderung der Ausbaumaßnahme nach Volkmarode dann anders geregelt werden müsste, darf dies kein Grund für eine unnötige Baumaßnahme sein.
Die Kosten sind immens – das Geld fehlt für die Finanzierung anderer Projekte!
Zumindest sollte bis zu einer Entscheidung über einen Abzweig nach Querum abgewartet werden
Denn für den – nach Aufgabe der ursprünglich geplanten Campusbahn – nicht unwahrscheinlichen Fall, dass zukünftig eine Weiche für die Verbindung nach Querum sorgen wird, braucht man sowieso keine Wendeschleife. Statt umzukehren könnte jede zweite Bahn nach Querum fahren. Für diese Verbindung werden schon lange Flächen freigehalten.
Die Strecke nach Volkmarode könnte so gebaut werden wie geplant und die Straßenbahn ein paar Jahre lang weiter in dem bisherigen Rhythmus fahren. Das würde sicher zu einer guten Akzeptanz führen und die Mehrkosten könnten unproblematisch durch die eingesparten Baukosten finanziert werden.
Die Wendeschleife wäre auch aus diesem Grund womöglich reine Geldverschwendung!
Es gibt also viele Argumente gegen die Wendeschleife
Heute, am 22.10.2024, steht dieses Thema „Neubau einer Stadtbahnwendeanlage in Gliesmarode“ auf der Tagesordnung des AMTA, des Ausschusses für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergaben. Man darf gespannt sein, wie seine Mitglieder entscheiden werden.
