Gliesmarode im Hitze-Staub-Lärm-Fokus

1
Dieser kleine und klimatisch wichtige Park soll für die Wendeschleife zerstört werden. Der Park ist umgrenzt von vierspurigen Straßen, Straßenbahn, Hochhäusern und der Bugenhagenkirche. Foto: Uwe Meier

Wo ist das Konzept für eine sommerfreundliche Stadt?

Städte heizen sich stärker auf als ihr Umland – in Hitzewellen um bis zu acht Grad Celsius. Es bräuchte mehr Grünflächen und Parks. Und nun soll auch noch die letzte grüne Insel in Gliesmarode zerstört werden. Seid ihr Stadt- und Straßenbahnplaner noch ganz bei Trost?

Das ist der kleine Park von innen. Der soll nun für eine Wendeschleife zerstört werden. Braunschweig hat eine gewisse Tradition im Zerstören von innerstädtischen Parkanlagen. Egal ob Klimawandel – der Park muss weg.
Das war auch schon beim Schlosspark so und beim idealen „Pocketpark“ neben der ehemaligen Stadtbibliothek (heute Braunschweiger Zeitung). Folgerichtig fallen beim Kahlschlag auch die freien Sitzplätze weg. Wie auf dem Foto oben die Bank im Schatten. Dafür gibt es dann als Ausgleichsmaßnahme das von Umweltdezernen Holger Herlitschke vorgeschlagene Grün in Kübeln. Dazu gibt`s Plätze in der Vollsonne oder unter Reklameschirmen. Das „(k)übelgrün wird despektierlich auch „Applikationsgrün“ genannt (siehe Platz vor dem sog. Schoss) oder in gärtnerischen Fachkreisen auch „Pinschergrün“. Foto: Uwe Meier

Die Stadt Braunschweig und ihre tragenden Parteien scheinen aus den Hitzesommern nicht viel gelernt zu haben. Man sieht es an der Diskussion um den Hagenmarkt (Ackers-Entwurf) und nun auch an der geplanten Zerstörung des kleinen Parks in Gliesmarode, um dort eine Wendeschleife für die Straßenbahn zu bauen. Aus Sicht der Anwohner in Gliesmarode ist der gesamte Großkreuzungsbereich bereits eine Beton-Asphaltwüste mit angrenzenden Beton-Hochhäusern, mit entsprechenden großflächigen Hitzespeichern. Nun soll der kleine und klimaregulatorische Park für eine Wendeschleife verschwinden, statt die Bahn weiter nach Querum zu bauen. Was will man den Gliesmarodern denn noch zumuten neben Hitze, Staub, Lärm und einer Berliner Straße aus einem gefährlichen, unzumutbaren verkehrspolitischen Horrorkabinett?

Beton und Asphalt. So sieht es Richtung Westen aus. Die Entscheidungsträger scheinen die Gesamt-Beton/Asphalt-Situation in dem Gebiet um den Park außer acht zu lassen. Foto: Uwe Meier

Der Sommer 2020 war auf der Nordhalbkugel der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor knapp 150 Jahren. Hitzewellen treffen vor allem die Innenstädte: starke Versiegelung, geringe Begrünung und reduzierte Wind-Durchlüftung führen immer häufiger zu einer Überhitzung. Das Problem: Auch nachts sinken die Temperaturen nicht mehr unter 20 Grad, was zu einer starken gesundheitlichen Belastung führt.

Diese vierspurige Ausfallstraße nach Wolfsburg lässt kein Platz mehr zum Atmen, wenn der kleine Park zerstört ist. Die Hochhäuser im Hintergrund leisten dann auch ihren Beitrag zur bioklimatischen Ausnahmesituation in Gliesmarode. Foto: Uwe Meier
Hinter dem Park, der nach dem Willen der famosen Straßenbahnplaner, die es mit dem Klimaschutz nur allzugut meinen, zerstört werden soll, verbergen sich weitere Hochhäuser und die Bugenhagenkirche. Doch bei dem Zerstörungs“konzept“ kippt man das Kind mit dem Bade aus. So was nennt man „Verschlimmbessern“. Foto: Kristine Schmieding

Der Klimaforscher Dr. Hans Schipper und sein Team vom Karlsruher Institut für Technologie zeigen anhand von Klimamodellen, dass die Hitzetage weiter zunehmen werden. Aber auch wie Bepflanzungen das Mikroklima in den Städten beeinflussen: „Die Kühlleistung eines Baumes liegt demnach bei bis zu 30 Kilowatt. Das entspricht in etwa zehn Klimaanlagen oder einer gefühlten Temperatursenkung von zehn bis 15 °C.“

150 cm ist der „Gehweg mit Fahrradweg“ breit. Daneben donnern die LKWs vorbei. Das ist natürlich auch ein Schulweg zur Grundschule und Gymnasium. Die hoch belastende Gesamtsituation schreit nach einem Klimaschutzkonzept unter Einschluss von Grünbereichen. Wenn die Straßenbahn nach Volkmarode fertig ist, braucht es hier ein Klimagesamtkonzept, das den Rückbau der Berlner Straße prioritär einschließt. Im Hintergrund befindet sich der kleine Park, die Bugenhagenkirche und eines der Hochhäuser. Foto: Uwe Meier

Es besteht „sehr dringender Handlungsbedarf“, um Infrastruktur und Lebensräume anzupassen. Das ergab die neue Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes, die heute vorgestellt wurde. Originalquelle

1 Kommentar

  1. diese inakzeptable Zerstörung dient nur dazu, dass die Straßenbahn vor der geplanten Verlängerung nach Volkmarode abbiegen und wenden kann, also um für die Verlängerung schlechtere Taktzeiten anbieten zu können.
    So wird das nichts mit der Verkehrswende, Stadt Braunschweig!

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.