Antwort von Frau Pöppelman zum Offenen Brief von Frau Dötsch

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Frau Dötsch schreib am 04. Juli einen offenen Brief an Frau Dr. Pöppelmann im Braunschweig-Spiegel über die Veranstaltung mit Prof. Münkler im Landesmuseum. Diesen offenen Brief hat nun Frau Dr. Pöppelmann ebenfalls offen beantwortet.

Sehr geehrte Frau Doetsch,

gerne komme ich Ihrer Bitte um eine Stellungnahme zum Vortrag von Prof. Dr. Herfried Münkler im Braunschweigischen Landesmuseum nach.

Bitte erlauben Sie mir zunächst einige grundsätzliche Anmerkungen:
Das Werk „Der große Krieg. Die Welt von 1914 bis 1918“ von Prof. Dr. Münkler gehört zu den wichtigen Büchern, die in Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erschienen sind. Rezensenten haben sein Buch als Standardwerk bezeichnet, das von der Öffentlichkeit wie von der Wissenschaft beachtet wird. Monatelang ist Münklers Geschichte vom Ersten Weltkrieg auf der Bestsellerliste gewesen. Einen Überblick zu den Rezensionen finden Sie bei „Perlentaucher.

Ich habe mich sehr gefreut, dass es gelungen ist, Herrn Münkler als Referenten im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „1914…Schrecklich Kriegerische Zeiten“ (1. August 2014 – 25. Januar 2015) zu gewinnen. Das Braunschweigische Landesmuseum konnte damit den zahlreich erschienenen Interessierten eine beeindruckende Zusammenfassung eines aktuellen Bestsellers und eine wichtige Betrachtung zur „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bieten.

Genau so deutlich wie Sie in Ihrem Offenen Brief möchte ich mit meiner Antwort zum Ausdruck bringen, dass ich Ihre Auffassung in keiner Weise teile. In Münklers Ausführungen sind meiner Meinung nach weder eine Befürwortung von Kriegsgewalt noch eine abschätzige Haltung gegenüber Bürgern zu erkennen, die für Friedenspolitik eintreten. Die Darstellungen und Analysen des Politologen über die „alten“ symmetrisch und „neuen“ asymmetrisch geführten Kriege mit den anschließenden Schlussfolgerungen sind die eines Wissenschaftlers und Analytikers. Es ist nicht Aufgabe eines Wissenschaftlers, „Lehre(n)  für eine friedliche, die Kriegsgefahr verhindernde und militärische Gewalt ablehnende Politik“ (Zitat aus Ihrem Brief) zu verkünden. Die Lehren aus Ausführungen eines Wissenschaftlers wie Münkler müssen Politik und Gesellschaft selbst ziehen. Herfried Münklers Werk ist dabei nicht als Handlungsanweisung zu verstehen.

Das Braunschweigische Landesmuseum ist und bleibt ein Ort, der durch Vorträge renommierter Wissenschaftler wie Herfried Münkler und fundierte Sonderausstellungen einen offenen gesellschaftlichen Diskurs anregen möchte. Dabei vertraut unser Publikum darauf, dass diese Vorträge und Ausstellungen auf neuestem wissenschaftlichem Stand, aber ohne bewusste Einflussnahme Informationen anbieten, auf deren Grundlage sich Meinungen bilden können. Das ist die Kernaufgabe eines Museums. Mit dem Vortrag eines so renommierten Wissenschaftlers wie Prof. Münkler sind wir dieser Kernaufgabe nachgekommen.

Umso erfreulicher ist es tatsächlich aus unserer Sicht, wenn durch Vorträge oder Ausstellungen kritisches Denken und Diskussionen angeregt werden – wie Ihr Brief beweist. Denn darin sind wir uns sicher einig: Krieg ist leider immer noch alltäglich und in viel zu vielen Ländern dieser Welt allgegenwärtig. Die historischen Wissenschaften und Einrichtungen wie Museen können ihn allerdings leider nicht verhindern, sondern nur zum Nachdenken anregen. Das soll übrigens auch unsere neue Sonderausstellung „1914 … Schrecklich kriegerische Zeiten“ ab dem 1. August leisten.

Da Ihr Interesse am Thema Erster Weltkrieg sehr groß scheint, möchte ich Ihnen neben dem Programm des Braunschweigischen Landesmuseums auch noch das Haus der Wissenschaft und das Institut für Regionalgeschichte ans Herz legen, die ebenfalls Vorträge zum Thema anbieten. Das Kulturdezernat der Stadt Braunschweig hat ebenfalls ein eigenes Programmheft zusammengestellt. Unter den zahlreichen Angeboten sind häufig Vorträge mit einem Bezug zu aktuellen Fragen der Gegenwart.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Heike Pöppelmann
Museumsdirektorin

Braunschweigisches Landesmuseum
Geschichtsmuseum der 3Landesmuseen
Burgplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon         +49 (0)531-1215 2600
Fax                     +49 (0)531-1215 2607
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