„Achtsamkeit als Strategie für ein gutes Leben in einer Kultur des Zuviel“

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Zwischenruf  vom Denkwerk Zukunft                                                                                   

Eine der neuen großen kulturellen Herausforderung moderner Gesellschaften besteht nun nicht mehr darin, Mangelerfahrungen durch ein Mehr zu beseitigen, sondern ein Zuviel zu begrenzen, das aus der Forderung nach dem ALLESIMMER resultiert. Dieses Zuviel umfasst keinesfalls nur materielle Dinge, wie überdimensionierte Pkws oder niemals getragene Kleidungsstücke, sondern auch immateriell-symbolische Text-, Bild- und Tonbotschaften eines permanenten Info- und Entertainmentstroms.

Schon immer gab es in der Menschheitsgeschichte wenige Privilegierte, die unter dem Luxus des Zuviel zu leiden begannen. Hiermit konfrontiert haben westliche und östliche Weisheitslehren Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderung entwickelt, in denen es um das rechte Maß und die dafür erforderlichen Selbst- und Umweltbegrenzungen ging. Während der Westen dabei mehr auf die Förderung reflexiver Einsicht und Willensstärke setzt, vertraut der Osten stärker auf den Bewusstseinszustand der Achtsamkeit, der eine bewusste, präsente und wertfreie Haltung gegenüber den eigenen Denkinhalten und Gefühlen kennzeichnet. Wer achtsam ist, wird nicht komplett vom Autopilotenmodus des Alltags absorbiert, kann daher sich und seine Umwelt bewusster wahrnehmen und auf dieser Grundlage besser entscheiden, was in dem Zuviel des eigenen Lebens am ehesten zu entrümpeln ist.

Achtsamkeit(smeditation) fühlt sich dabei manchmal wie ein kalter Entzug in einer chronisch reizüberfluteten Multitaskinggesellschaft an. In Aussicht dafür steht dann jedoch nicht weniger als ein entspanntes, zufriedenes und letztlich auch gutes Leben.“

Marcel Hunecke ist Professor für Allgemeine Psychologie, Organisations- und Umweltpsychologie Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund

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