25 Wissenschaftler*innen protestieren in Wolfsburg gegen VW

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Wissenschaftler*innen protestieren vor der Eingangshalle der VW-Autostadt gegen die klimaschädliche Einflussnahme von VW auf die Politik. Foto: Scientist Rebellion, CC BY-NC 4.0

Von Scientist Rebellion Deutschland

Wolfsburg, 19. Oktober 2022, 15:30 Uhr. Im Rahmen ihrer zweiwöchigen Protestaktionen protestierten etwa 25 Wissenschaftler*innen von Scientist Rebellion am Mittwoch um 14:45 in der Autostadt Wolfsburg gegen die klimaschädliche Einflussnahme von VW auf die Politik. Die aus verschiedenen europäischen Ländern angereisten Akademiker*innen klebten großformatige wissenschaftliche Artikel zur Klimakrise und Verkehrswende außen an die Glasfassade der Eingangshalle der Autostadt.

Auf großen Bannern, welche die in Laborkitteln bekleideten Wissenschaftler*innen mitbrachten, war zu lesen: „Lobbyismus = Korruption = Klimakrise“ und „Zusammen gegen das Klimaversagen“ sowie „1,5°C = Politische Fiktion“. Sie sorgten zusätzlich durch das Vergießen von Kunstblut im Eingangsbereich für Aufmerksamkeit. 14 Wissenschaftler*innen gingen überdies in den Porsche Pavillon hinein. Einige von ihnen klebten sich vor verschiedenen Luxusautos fest, vor dem sie ein weißes Tuch, auf dem ein Tempolimit von 100 km/h zu sehen war, ausbreiteten, während andere großformatige wissenschaftliche Artikel an die Wände klebten.

VW hat die meisten Lobbyvertreter aller Autokonzerne in Brüssel. Das lassen sie sich jährlich über 3 Mio Euro kosten. So werden Gesetzgebungsprozesse auf europäischer Ebene vorbereitet, und damit ist Lobbyismus nur ein anderes Wort für Korruption. Diese Form des Demokratieverlusts trägt maßgeblich zur Eskalation der Klimakrise bei“, sagt Dr. Sébastien Triquenaux, Ingenieur von Centre national de la recherche scientifique (CNRS).
“Lobbyvertreter von Autokonzernen haben die Handynummern von Politiker*innen und damit eine ständige Austauschmöglichkeit. Währenddessen können die Menschen, die am meisten von der Klimakrise betroffen sind, nämlich Kinder, Jugendliche und Menschen des Globalen Südens, gar keinen Einfluss auf politische Prozesse in Deutschland nehmen. Diese enorme Ungerechtigkeit muss aufhören
„, sagt Dr. Nana-Maria Grüning, Molekularbiologin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

VW hat uns über die tatsächlichen Emissionswerte ihrer Dieselmotoren belogen und lügt weiter, wenn sie behaupten, dass sie bis 2050 klimaneutral sein werden. VW verlässt sich auf CO2 Kompensationsprogramme, deren Wirksamkeit höchst zweifelhaft ist. VW muss mit dem Greenwashing aufhören und die Lobbyarbeit einstellen, die dringende Klimaschutzmaßnahmen verzögert„, ergänzt Dr. Gianluca Grimalda, Sozialpsychologe am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

VW gibt über 6.5 Millionen für Lobbyismus in Berlin aus und stellt sich dadurch gegen klimaschützende Maßnahmen wie ein 100 km/h Tempolimit und das 9€-Ticket. Damit trägt der Konzern zum Scheitern des Pariser Klimaabkommens bei. Die Öffentlichkeit muss über die Dringlichkeit der Reduzierung von Treibhausgasemissionen informiert werden, da die reale Möglichkeit einer globalen Katastrophe besteht.

Mit ihren Aktionen des zivilen Widerstands ruft Scientist Rebellion, ein 2021 gegründeter Zusammenschluss von internationalen Wissenschaftler*innen, zu sofortigen Maßnahmen zur Begrenzung der Klimakrise auf — national und international. Klassische Wissenschaftskommunikation und Politikberatung reichen angesichts der planetaren Notlage nicht mehr aus. Als Teil der Koalition „Unite Against Climate Failure“ (dt. „Zusammen gegen das Klimaversagen“) hatten die Akademiker*innen vergangenen Sonntag beim in Berlin stattfindenden Weltgesundheitsgipfel den Feueralarm ausgelöst und das Konferenzgebäude mit wissenschaftlichen Publikationen beklebt. Am Montag protestierten sie gemeinsam mit „Debt for Climate“ im Finanzministerium, um eine Schuldenstreichung für den Globalen Süden zu erwirken. Am Dienstag führte ihr Protest sie zusammen mit „Eltern gegen die Fossilindustrie“ zum Verkehrsministerium, um ein Tempolimit und die Wiedereinführung des 9€-Ticket zu fordern.

Zu den Bündnispartnern der seit Mitte Oktober 2022 laufenden Kampagne gehören neben Scientist Rebellion die Letzte Generation, Debt for Climate, End Fossil Occupy, und Jetzt oder Nie – Eltern gegen die Fossilindustrie.

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