Zu „Jahrmarkt-Atmosphäre von 1913“

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In der BZ nicht abgedruckter Leserbrief von Frieder Schöbel

Zur Braunschweiger Zeitung „Jahrmarkt-Atmosphäre von 1913“

Leider komme ich erst jetzt dazu, zu ihrer Meldung zur Ausstellungseröffnung des Städtischen Museums „BS 1913“ Stellung zu nehmen.

Sie zitieren im Artikel „Jahrmarkt-Atmosphäre von 1913“ Frau Dr. Hesse, die damit zeigen wollte, „woran die Menschen vor 100 Jahren in ihrer Freizeit Freude hatten“. Leider hatten die meisten Menschen, wie unsere Recherchen ergeben haben, damals kaum Freizeit. Die Regel waren Arbeitszeiten von 60 Stunden in der Woche. Manchmal musste bis über 80 Stunden gearbeitet werden. Wo sollte da noch Freizeit sein?
Arbeiterfrauen mussten in Braunschweig zu 30 % arbeiten gehen, Kinderarbeit war weit verbreitet, im Land Braunschweig waren mindestens 10.000 davon betroffen, weil das Einkommen der Eltern nicht reichte. Da wird die Freude recht begrenzt gewesen sein.

Mit diesem „Event“ vor dem Städtischen Museum sind die Verantwortlichen genau so wie mit der Ausstellung im Schloss-Museum, der „Traumhochzeit“ und dem „Letzten Rendezvous Europas“ und ähnlichen Beschönigungen wieder einem selbst geschaffenen Traumbild verfallen, das von der Wirklichkeit der Menschen von 1913 meilenweit entfernt ist.

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