Wem nützt es? – „FDP fordert ehrlichere Schulnoten“

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(Braunschweiger Zeitung vom 12.09.2008 – Aufmacher) – Was in aller Welt bewegt die FDP im Landtag dazu, sich auf ein Randthema zu stürzen, wo doch der Lehrermangel zum Himmel schreit? Erklären kann man sich diese „Enthüllungspolitik“ nur mit dem Bestreben, der Wirtschaft und dem Handwerk ein Alibi zu liefern, wenn sie zu wenige Lehrlinge einstellen. Dann heißt es, die Schulabgänger seien zu wenig qualifiziert. Im gleichen Atemzug klagt die Wirtschaft über Facharbeitermangel. Aber haben sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum die Schüler immer weniger motiviert sind? Warum die Hauptschüler – und oft auch schon die Realschüler – schon in der siebten Klasse innerlich abschalten und die Wochenenden (und nicht nur sie) mit Alkohol verbringen?

Solange die SchülerInnen nicht die Aussicht auf eine Lehrstelle (und möglichst auch auf einen Job) haben, werden sie immer früher anfangen, sich selbst aufzugeben. Erst wenn sie die Gewissheit besitzen, dass sie gebraucht werden (und angesichts der demografischen Entwicklung werden sie gebraucht!), lassen sie sich wieder motivieren. Dann benötigen sie individuelle Förderung durch mehr Lehrer und bessere Schulen. Wenn Wirtschaft, Handwerk und Universitäten es nicht schaffen, den jungen Menschen eine solche Garantie zu geben, dann ist der öffentliche Sektor gefordert.

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