Ringgleis: Wie weiter mit der „Spargelbrücke“ ?

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Von Hans-W. Fechtel

In erster Linie ist das Ringgleis ja ein interessanter Freizeitweg für Fußgänger und Radfahrende auf und neben der Trasse der ehemaligen Braunschweiger Ringbahn. Er ist aber auch ein lehrreicher Pfad zur Braunschweiger Industrie- und Eisenbahngeschichte. Davon zeugen nicht nur die Dekadensteine der Braunschweiger Zeitschiene (zw. dem Westbahnhof und der Gartenstadt), sondern auch etliche Eisenbahnrelikte sowie die „Industrie-Container“ am Westbahnhof und am Nordbahnhof.

In einem großen Workshop zur Weiterentwicklung des Ringgleis-Projektes im November 2018 wurde dieser Aspekt von allen Workshop-TeilnehmerInnen, darunter auch zahlreiche aus dem Baudezernat, einmütig betont. Von identitätsstiftenden Merkmalen, punktueller Akzentuierung industriegeschichtlicher Relikte und der Ausarbeitung eines Gesamtkonzeptes „Industriekultur am Ringgleis“ war da die Rede.

Einige im Rathaus wollen sich beim Bau des Nordparks jetzt nicht mehr daran erinnern. Konkret geht es um die „Spargelbrücke“, eine alte Fußgängerbrücke, über die früher die ArbeiterInnen zu den Spargelfeldern südlich des Siegfriedviertels gelangten. Hier entsteht seit einigen Jahren ja die „neue Nordstadt“, mit 1.500 Wohnungen das größte Wohnbaugebiet der Stadt. Damit die künftigen BewohnerInnen der Nordstadt schnell an den Ringgleisweg gelangen, wurde vor ca. 3 Jahren ein beschrankter Bahnübergang zur Querung des noch aktiven „Kohlegleises“ neu geschaffen.

Die „Spargelbrücke“ ist bereits seit längerem wegen punktueller Schäden an der Tragkonstruktion und der Holzbeplankung gesperrt. Jetzt soll sie – so ein neuerliches Gutachten der Stadt – abgerissen werden. Begründung: eine Instandsetzung sei zu aufwändig und zu teuer. Im Planungs- und Umweltausschuss (PlUA) wurde darüber am 13.10. 2021 fast 30 Minuten lang berichtet und nachgefragt. Ein abschließendes Votum des PlUA zum Abriss steht noch aus, wohl auch, weil sich der Bezirksrat Nordstadt und der AK Ringgleis im braunschweiger forum zuvor für den Erhalt der „Spargelbrücke“ ausgesprochen hatten. Welche Gründe sprechen für deren Erhalt ?

  1. Die Brücke ist das einzige noch erhaltene Relikt von den umfänglichen Bahnanlagen der Braunschweigischen Landeseisenbahn (BLE) am ehem. Nordbahnhof.
  2. Die Brücke ist quasi ein Wahrzeichen und zudem eine Landmarke, die zur Orientierung dient und an der man sich auch treffen oder verabreden kann.
  3. Nach der Fertigstellung des Nordparks (Abschluss der gerade begonnenen Arbeit im Sommer 2022) könnte die Brücke den BesucherInnen im Falle einer Sanierung einen großartigen Ausblick auf das Park-Gelände ermöglichen.

Die Begründung des Baudezernates, die Brücke müsse im Zusammenhang mit der geplanten Campusbahn ohnehin abgerissen werden, ist wegen des unsicheren Zeithorizontes (Bau der Campusbahn voraussichtlich erst 2026 oder später) vorgeschoben und nicht überzeugend. Der vermeintliche „Sachzwang“ lässt grüßen !

In einem 4-seitigen Faltblatt hat der AK Ringgleis die Baugeschichte der „Spargelbrücke“ und Ideen zu deren Nachnutzung jetzt zusammengefasst. Nähere Informationen auf der Website www.ringgleis.de.

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