„Das wird keine Fassade für ein Einkaufscenter, das wird ein richtiges Schloss“ (6. Folge)

0
alt

(Die vorhergehenden Folgen: 1. Folge2. Folge3. Folge4. Folge5. Folge)

5. Gericht: Schloss in Braunschweig darf gebaut werden – Sonstige Artikel der Braunschweiger Zeitung bis zum 10.3.05

Groß aufgemachte Grundsatz-Artikel, die sich der Frage widmeten, was wie gebaut und genutzt werden solle, hat es in der BZ nach Kenntnis des Autors nach dem 15.6.04 nicht mehr gegeben. Nach Meinung der Zeitung war offensichtlich alles Wesentliche zum Thema gesagt. Dem arglosen Leser, der seiner Zeitung vertraute, formte sich in seiner Vorstellung etwas nebulös das Bild von einem weit über die drei Hauptfassaden hinaus rekonstruierten Schloss mit jedenfalls einem dem Ottmer-Schloss im Volumen entsprechenden Baukörper und einer Rückfront, die den ursprünglichen Proportionen folgt.

über nennenswerte Dinge, die nicht rekonstruiert werden würden, hätte er wenig sagen können: nur, dass das obere Geschoss in zwei Teile geteilt wird, sonst kaum etwas. Aber dass die Gegner, die behaupteten, dass das Schloss nichts als ein Stahlbetonbau mit vorgehängter Fassade würde, nicht recht haben, dessen konnte er sich schon ziemlich gewiss sein. Von den Architekten des Schlosses ist diese Kritik abgeprallt. Sie hatten diese Behauptung irgendwie widerlegen können. Das wird er in Erinnerung behalten haben. – Und die Nutzung? Es wird dem treuen BZ-Leser wohl klar geworden sein, dass der Bereich hinter dem Portikus nicht kulturell genutzt würde. Statt dessen wird geglaubt haben – wenn er die BZ aufmerksam gelesen hat- dass dieser Bereich des Erdgeschosses als werbefreier Durchgang zum Kaufhaus genutzt werden wird. Aber mehr als ein Durchgang in den Innenhof hätte sich hinter dem Portikus auch früher nicht verborgen.

Kurz gesagt: der treue Leser der BZ hatte eine Vorstellung vom wiederaufzubauenden Ottmer-Prachtbau, die mit den tatsächlichen Plänen -die damals bereits für jeden Interessierten einsehbar waren- wenig zu tun hatte, dafür aber genau dem verzerrt-diffusen Bild des „Schlosses“ entsprach, das auch die Stadtverwaltung in ihren öffentlichen Verlautbarungen den Bürgern vermittelte.

Es reichte nach dieser Vorarbeit, den Glauben an das Schloss-Wunder von Braunschweig durch entsprechende Wortwahl in Schlagzeilen und beiläufigen Bemerkungen aufrecht zu erhalten. Nicht gezählt wurde, wie oft der Begriff „Schloss“ oder blumige Formulierungen wie „Rekonstruktion der ehemaligen herzoglichen Residenz“* o.Ä. wie selbstverständlich und ohne jede einschränkende Erläuterung in der BZ vom 15.6.04 bis zur Presseratsrüge vom 8.3.05 für das „Schloss“ verwendet wurden. Nur zwei Artikel seinen diesbezüglich erwähnt:

Bereits am 28.5.04 titelte die BZ, nachdem die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Schlossparks, die den Bau des ECE verhindern wollte, vor Gericht gescheitert war, in großer Schlagzeile: ‚Gericht: Schloss in Braunschweig darf gebaut werden’. Dass das blanker Unsinn war, da das Scheitern der Initiative vor Gericht nicht gleichbedeutend damit war, dass das Gericht eine Baugenehmigung für das ECE erteilt oder bestätigt hätte, interessiert hier weniger. Hier ist bemerkenswert, wie sehr die BZ die Aufmerksamkeit bezüglich des ECE auf die damit verbundene „Schloss“-Chimäre fokussierte.** Entsprechend ist im weiteren von Ernst-Johann Zauner geschriebenen Text zu lesen:

Damit ist der Versuch der Bürgerinitiativen gescheitert, den Bau des Einkaufszentrums Schloss-Arkaden samt Schloss-Rekonstruktion zu verhindern.

So ein Satz war für Hoffmann Gold wert: Die Gegner des ECE gönnen den Braunschweigern ihre Schloss-Rekonstruktion nicht. Und dank der gemeinschaftlichen Desinformation von Stadt und BZ vermeinte der treue BZ-Leser ja zu wissen, dass das Wort „Schloss-Rekonstruktion“ nicht nur so dahin gesagt ist, sondern wirklich irgendwie die Rekonstruktion des alten Residenzschlosses meint.

Am 16.10.04 schrieb E.-J. Zauner unter der überschrift: „Schloss-Arkaden: Gegner wollen vor Gericht Baubeginn verhindern.“ unter Anderem:

Der Investor ECE will an Stelle des abgerissenen Schlosses ein Einkaufszentrum mit fast 1000 Arbeitsplätzen bauen sowie die Kopie des ehemaligen Schlosses.

Der Artikelausschnitt erscheint im Vergleich zu der sonstigen Berichterstattung der BZ an sich nicht besonders erwähnenswert. Ausgerechnet dieser Auschnitt aber veranlasste den Presserat am 8.03.05 zu der schärfstmöglichen Sanktion, die ihm zur Verfügung steht: zur öffentlichen Rüge. Mag sein, dass er das Fass einfach zum überlaufen gebracht hat.

Mindestens ebenso wichtig wie die Verwendungen des Begriffs „Schloss“ in all seinen Variationen ist der Umstand, dass -nachdem die Architekten-Artikel die Richtung klar vorgegeben haben- von der BZ im ganzen Berichtzeitraum nicht einmal mehr die Frage zugelassen wurde , ob da etwas anderes als die Rekonstruktion des alten Ottmer-Schlosses gebaut werden könnte.

Besonders heraus hob sich in diesem Zusammenhang der Artikel „Goldgräberstimmung am Madamenweg“ an, geschrieben am 23.11.04 vom Mitarbeiter der Borek-Stiftung, Dr. Bernd Wedemeyer, in dem dieser von der Ausgrabung 1960 verbuddelter Ottmer-Schloss-Teile berichtet, die beim Bau des „Schlosses“ verwendet werden sollen.

Tatsächlich ist der parallel stattfindenden Inventarisierung der Steine zu entnehmen, dass etwa 620 Stücke freikamen und damit die gesamte Vorder- und Rückfassade samt Giebel, das Erdgeschoss und die Seitenfelder wiederaufbaubar sind. Freilich mit Lücken, aber die Steine machen einen überwiegend guten bis ausreichenden Eindruck, und nur etwa zehn Prozent müssen aus Beschädigungsgründen ausgesondert werden.

Wie soll der Leser diesen Absatz anders verstehen, als dass die gesamte Vorder- und Rückfassade des Schlosses samt Giebel, Erdgeschoss und Seitenfeldern (was immer das ist) tatsächlich wiederaufgebaut werden sollten? Wozu sollte man sonst unbrauchbare Steine aussondern, wenn die anderen Steine nicht tatsächlich verbaut würden? Die ausdrückliche Behauptung einer Rekonstruktion der Rückfassade und des Erdgeschosses -noch dazu mit Originalsteinen- wirkt vor allem deshalb aberwitzig, weil sie in keiner Weise in das sonst klar erkennbare Schema der von BZ und Stadt kongruent betriebenen Desinformation passt. Es scheint nur zwei Erklärungen für diese seltsame Ausführung Wedemeyers zu geben. Entweder hat er sich unbeabsichtigt völlig missverständlich ausgedrückt; oder aber er war, als er den Artikel schrieb, in seinem ganz privaten Traum von einer Rekonstruktion des alten Ottmer-Schlosses eingesponnen gewesen.***

6. Der Schloss-Teil hat im Grundriss genau jene Maße des früheren Residenzschlosses. Die Reaktionen auf die Presseratsrüge vom 8.03.05

 

Am 8.03.05 rügte der Presserat die BZ öffentlich für ihre falsche und für die Leser irreführende Berichterstattung zur Frage, wieweit im Zuge des ECE-Projektes das Ottmer-Schloss rekonstruiert werden soll. Die Rüge war nur allzu berechtigt war.

Bemerkenswert ist die Reaktion der BZ. In unmittelbarer Reaktion auf die Presseratsbeschwerde schrieb der stellvertretende BZ-Chefredakteur Armin Maus am 9.3.05 einen Kommentar für die BZ, in dem er erklärte, dass er die Entscheidung des Presserates für falsch halte. Er rühmte die BZ für ihre sorgfältige und geradezu detailverliebte Berichterstattung zum Thema in über 1000 Artikeln und fragt den Presserat dann:

Ist dem Presserat bewusst, dass er in einer politischen Auseinandersetzung Partei nimmt – während unsere Zeitung beide Seiten gleichermaßen zu Wort kommen ließ und eine intensive Debatte eröffnete?

 

Eine ziemlich gewagte Behauptung angesichts der tatsächlichen Berichterstattung.

Bezeichnend ist dabei die Bezichtigung des Presserates, in einem politischen Streit Partei zu ergreifen, während die Zeitung alle Seiten hätte zu Wort kommen lassen. Der Presserat hat die BZ zu Recht falscher Tatsachenbehauptungen bezichtigt. Ein unabhängiger Journalist hat die Wahrheit beim Namen zu nennen, egal von welcher Partei sie zufällig vertreten wird, und nicht proporzgemäß zu berichten, was die Parteien im Rat zu lesen wünschen. Wahrheit und Lüge sind nicht politisch verhandelbar, und die Aussage, dass eine Kopie des alten Ottmer-Schlosses wiederaufgebaut werden sollte, ist nach allen tatsächlichen Plänen, die öffentlich zugänglich waren, eine Lüge. Auch wenn 51% der Ratsmitglieder wünschen, dass geschrieben steht, das Residenzschloss möge wiedererstehen, hat das in einer unabhängigen Zeitung nicht ein einziges Mal zu stehen, wenn es denn nicht wahr ist!

Am 11.03.05 schrieb Ralph-Herbert Meyer in der BZ unter dem Titel

Rüge des Presserates: Was haben wir über den Schloss-Teil berichtet? […] -Hochstapelei oder Rekonstruktion – Dokumentation der Berichterstattung über den Schloss-Teil des ECE-Einkaufszentrums

einen Artikel, der zeigte, dass die Braunschweiger Zeitung nicht daran dachte, ihre Linie irgendwie zu ändern: Wir dokumentieren aus erschienenen Artikeln, was wie gebaut wird, lautet die Ankündigung, und schon folgt eine angesichts des Erscheinungsanlasses nur noch dreist zu nennende Irreführung ganz im bewährten BZ-Stil:

Der Schloss-Teil hat im Grundriss genau jene Maße des früheren Residenzschlosses.

Beigefügt ist ein Plan des Erd- und ersten Obergeschosses des „Schlossteils“ – diesmal gezeichnet vom Hausgraphiker Runo. Beide Geschosse haben auch in Runos Graphik die charakteristische Form des Ottmer-Schlosses ohne Rotunde, mit einer nur in der Phantasie der Stadtverwaltung existenten Rückseite, die von Runo jedoch mit einem ebenso dicken schwarzen Strich markiert wird wie die tatsächlich geplanten Wände.

 

Hier wird das alte Spielchen mit dem Ausblenden der Tatsache betrieben, dass der „Schloss“-Baukörper in den unteren Geschossen jenseits seiner nur in der Zeichnung existierenden Rückseite, die de facto mitten durch Verkaufsräume geht, ohne Unterbrechung weitergeht.****

Man treibt es sogar noch gewagter, nun ist sogar von genau demselben Grundriss die Rede. Das beinhaltet an sich nicht nur den äußeren Umriss eines Gebäudes, sondern auch dessen Zimmeraufteilung, von deren Wiederherstellung im „Schloss“ ebenfalls keine Rede sein kann.
Zudem zeichnet Runo in seiner Graphik im Erdgeschoss einen ominösen ‚Durchgang zum Einkaufszentrum’ quer durch die als Verkaufsflächen von ECE bezeichneten Flächen ein. Offensichtlich versuchte er sich hier einen persönlichen Reim auf die widersprüchlichen Aussagen zwischen Text und Plan im Artikel vom 15.6.04 zu machen, in dem Zauner davon sprach, dass das Sockelgeschoss ECE als Durchgang zu den „Schloss-Arkaden“ dienen würde.

Ansonsten besteht der Artikel im wesentlichen aus Auszügen der Architektenartikel mit quasi-redaktionellen Architektenzitaten und Detailversessenheit im Nebensächlichen, garniert mit einigen deutlich vom redaktionellen Teil abgekapselten kritischen Zitaten von Prof. Burkhardt.

Die alte irreführende Methode also – wie sollte es auch anders sein, wenn doch Meyer ausdrücklich versucht, ausgerechnet auf der Basis von bis dato erschienenen BZ-Artikeln darzustellen, was wie gebaut wird.

Die Chance, reinen Tisch zu machen, endlich die vollständigen nichts ausblendenden Baupläne vorzustellen und zu erklären, dass tatsächlich nur ein moderner Stahlbetonbau hinter einer Schlossfassade errichtet wird und direkt hinter dem Portikus kein werbefreier Durchgang, sondern das Kaufhaus selbst zu finden sein wird, wurde nicht wahrgenommen.*****

Immerhin: Ungefähr ein Jahr lang vermied die BZ, im Zusammenhang mit dem ECE-Center von „Schloss“ oder „Schloss-Rekonstruktion“ zu sprechen. Statt dessen redete sie vom „Schloss-Teil“. Aufklärung darüber, was eigentlich gebaut werden sollte, trieb sie jedoch nicht.

7. Historisch nicht wertvoll – Ein Interview im Gefolge der Presseratsrüge

 

Kaum ein Zufall dürfte sein, dass die BZ am 4.04.04, keinen Monat nach der Presseratsrüge, ein großaufgemachtes Interview von Ralph-Herbert Meyer mit Bezirkskonservator Prof. Dr. Roseneck brachte.

In diesem Interview äußert sich Roseneck vor allem dahingehend, dass der Wiederaufbau eines völlig verschwundenen Bauwerks denkmalpflegerisch gesehen ein historisch nicht wertvoller Neubau ist. Bemerkenswert ist, dass von Roseneck auch Folgendes im Interview kommt:

Das sogenannte Braunschweiger Schloss wird hinter den Fassaden nichts mehr zu tun haben mit den damaligen historischen räumlichen Verhältnissen.

Diese Aussage, auch wenn sie nur in einem Interview auftaucht, ist für die BZ von vorher nicht gekannter Klarheit. Sie jedoch als Beleg dafür nehmen zu wollen, dass die BZ doch in einem wesentlichen Punkt zumindest einmal die Wahrheit über das „Schloss“ gesagt hätte, wäre nicht korrekt. Die Aussage ist Teil eines Interviews. Die Zeitung kann sich die Aussage von Prof. Dr. Roseneck ebeson wenig auf das Positivkonto der von ihr getätigten wahren Aussagen gutschreiben wie sie sich der Lüge oder der Irreführung zeihen lassen muss, wenn Schloss-Experte Dr. Bernd Wedemeyer in einem Interview mit der BZ am 11.4.03 in Anspielung auf das ECE-Projekt sagte:

Unser Schlosspark ist nicht das, was man sich unter einem Schlosspark vorstellt. […] Der Rückbau der viel zu breiten Straßen wird neue Parkflächen entstehen lassen, die bei entsprechender Begrünung und Bepflanzung tatsächlich ein attraktiver Schlosspark werden können.

Immerhin, mit dem Interview von Roseneck ist die Zeitung doch einmal ihrer Chronistenpflicht nachgekommen, sie hat die Aussage eines berufenen Fachmanns zum „Schloss“ in der Öffentlichkeit unzensiert verbreitet.

——————————————————————

* So verwendet in einem Artikel von E.-J. Zauner vom 30.6.04 über das Modell der Quadriga im Landesmuseum.

** Auch diese Fokussierung auf das „Schloss“ hatte Methode – ganz im Einklang mit der Stadtverwaltung, die es ja als Herzstück des ECE-Projektes verstanden wissen wollte. So war z.B. der Artikel von Meyer vom 2.9.04 über die Erteilung der Baugenehmigung für das ECE-Center übertitelt mit „Genehmigt: Das Schloss wird gebaut“. Und ein Zauner-Artikel vom 18.05.04, in dem darüber berichtet wurde, dass der Bebauungsplan für das ECE-Center in Hinblick auf die Verkaufsflächenausweisung im ECE neu ausgelegt werden müsste, war mit der Zeile überschrieben: „Schloss-Plan wird neu ausgelegt“. Deutlich wird an diesen Beispielen auch eine anderes von der Zeitung immer wieder praktiziertes Verfahren: überschriften suggerieren Anderes als das, was im Artikel selbst dann zu lesen ist. Der flüchtige Leser, der nur die überschriften überfliegt, um sich so ein grobes Bild von den Dingen zu machen, die nicht im Zentrum seines Interesses stehen, wird so getäuscht.

*** Als Verfasser eines lange vor der ECE-Diskussion erschienenen Standard-Werkes über das Ottmer-Schloss, in dem er jedes Detail liebevoll beschrieb, hatte Wedemeyer, Angestellter der den „Schloss“-Bau unterstützenden Borek-Stiftung, vielleicht mehr Schwierigkeiten, den „Schloss“-Bau kritiklos gutzuheißen, als er nach außen hin gezeigt hat. Seine in der städtischen Propaganda keine Entsprechung findende Sicht auf das „Schloss“ macht aber deutlich, dass die Kongruenz zwischen Stadtverwaltung und BZ in der „Schloss“-Irreführung kaum Zufall ist. Schließlich zeigt er, dass man über das „Schloss“ auch auf ganz andere Weise schönfärberisch hätte berichten können als BZ und Stadtverwaltung. Da er der BZ nur sporadisch Artikel lieferte, war er wohl nicht eigens auf die Linie gebracht worden, die die maßgeblichen Redakteure der BZ und die Pressemeldungen des Oberbürgermeisters sonst konsequent verfolgten.

**** Nur konsequent ist es angesichts dieser Ausblendungsstrategie, dass am Ende des Artikels erklärt wird: „Am 15. Juni 2004 veröffentlichte unsere Zeitung die kompletten Pläne der 5 Geschosse mit ihren jeweiligen Nutzungen.“ Komplett waren die am 15.6.04 veröffentlichten Nutzungspläne für die unteren beiden Geschosse eben nicht (siehe hier Pkt 4. Die Veröffentlichung der Pläne der ‚Schloss’-Nutzung am 10.6.04 und am 15.6.04), es sei denn, man ist wider allen Sprachgebrauchs der Auffassung, dass wenn man mitten durch einen Verkaufsraum nur eine imaginierte Linie zieht, man schon davon reden kann, dass diesseits dieser Linie ein Geschoss endete jenseits der Linie ein anderes anfinge.
Der Presserat hatte übrigens gegen die Graphik von Runo nichts einzuwenden. Die Graphik würde schließlich nicht explizit behaupten, dass jenseits der eingezeichneten rückseitigen Begrenzungslinie das Bauwerk nicht noch weiterginge.

***** Um so mehr verwundert, dass sich einige Zeit später, als die Braunschweiger Zeitung nach einer gewissen Schamfrist wieder anfing, von „Schlossrekonstruktion“, „Schloss“, „Residenzschloss“, etc. zu reden, der Presserat sich zu diesbezüglichen Beschwerden in folgendem Sinn äußerte:
Die Zeitung hätte die Diskussion um die Rüge des Presserates und die Verwendung von Begriffen wie „Kopie“ und „Rekonstruktion“ des Schlosses ausführlich geführt und dokumentiert. Der Leser könne die beanstandeten Begriffe daher im Lichte dieser Diskussion beurteilen. Nur beim partiell ignoranten Leser könne also noch das Missverständnis aufkommen, dass mit dem Begriff „Schloss“ ein Wiederaufbau des historischen Gebäudes gemeint sein könnte.
Es ist schleierhaft, auf welche BZ-Artikel sich der Pressrat hier bezieht. Dem Autor ist jedenfalls keine Darstellung nach der Presseratsrüge bekannt –auch keine sonstige Aussage der BZ bis zum 31.12.06- die für sich in Anspruch nehmen könnte, eine Klärung der Begriffsverwendungen in der Zeitung zu bringen, so dass etwa „Schlossrekonstruktion“ nur in einem eingeschränkten Sinn gemeint sei.

(Fortsetzung folgt)

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.