Nach zwei Corona-Jahren zieht Film-Branche für 2022 Bilanz

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MINIONS: THE RISE OF GRU

Von Frank Oppermann

Sehr geehrte Damen und Herren,

2022 war kein normales Kinojahr. Zu frisch sind die Erinnerungen an die Verheerung, die Corona in der Kulturlandschaft angerichtet hat, zu tief sitzt der Schock, dass das Publikum den Weg noch nicht in ausreichendem Maße zurück in die Kinos gefunden hat. Es ist ein Jahr des Zweifelns und des Zauderns und der großen Verunsicherung darüber, wie es wohl weitergehen mag mit dem Kino. Auch wenn nun zum Jahresschluss James Cameron mit Avatar: The Way of Water für einen versöhnlichen Ausklang für viele Kinobetreiber gesorgt hat, so steht doch der Film gleichermaßen symptomatisch für eine allgemeine Entwicklung, in der nur noch die ganz großen Acts, die Mega-Blockbuster und Superstars für ausreichenden Zuschauerzuspruch sorgten, während die große Masse der Filme und Acts an den Kassen verhungert.

Nach zwei Corona- Jahren wird in der Film-Branche wieder Bilanz gezogen. In Deutschland kehrte das Kinopublikum nur zögerlich zurück. Was nicht an den Filmen lag, bei denen eher die Masse als die Klasse problematisch ist. Um Ausreden, warum es den deutschen Kinos noch an Zuschauern mangelt, ist man in der Filmbranche nicht verlegen: im Winter zu kalt, im Frühling zu sonnig, im Sommer viel zu heiß und im Herbst zu mild. Alles gute Gründe, lieber zuhause zu bleiben. Doch liegt der Besucherschwund wirklich nur an der „deutschen Angst“ oder den Streamern? Es gibt auch viel banalere Gründe. Kino scheint nicht mehr sexy zu sein. Viele Tageszeitungen haben ihre Kinoseiten aufgegeben. Stattdessen berichten sie nun über Serienevents. Außerdem fehlt es an Kinoplanern auf Litfaßsäulen, Reklametafeln in U- oder S-Bahn-Höfen und generell auch an Werbung. Was bringt es deutschen Verleihern, viele ambitionierte Filme mit 50 bis 100 Kopien in die Kinos zu bringen, wenn man kein Geld für Werbung aufbringt? Der Mangel an Kinowerbung fällt besonders im Vergleich mit Frankreich auf; in der Pariser Metro sieht man gefühlt mehr klassische Kinowerbung mit überdimensionalen großen Postern, als in Deutschland wohl insgesamt plakatiert werden. Hinzu kommt zu viel Streit. Bei dem ersten deutschen Kinofest am 10. und 11. September zogen nicht alle Filmverleiher mit. Dennoch wurde das Kinofest mit über einer Million Zuschauern ein Erfolg. Und noch immer geben Filmverleiher ihren Filmen nicht die nötigen Exklusivfenster, welches die Kinos benötigen, um überhaupt wirtschaftlich zu arbeiten.

Und so gerieten die Filme fast ein wenig in den Hintergrund. Eklatant war vor allem der Mangel an Hollywood-Produkt: Gerade einmal 18 erstaufgeführte US-Langfilme zählt die SPIO (Spitzenorganisation der Filmwirtschaft) für den gesamten Drei-Monatszeitraum im 3 Quartal, 48 Prozent weniger als im Fünf-Jahres-Schnitt. Aus Deutschland kamen mit 34 Langfilmen nahezu doppelt so viele Produktionen, doch auch dieser Wert lag um 38 Prozent unter dem Schnitt. Immerhin: Lokale Produktionen sorgten dafür, dass Deutschland im globalen Vergleich etwas besser dastand, als der Durchschnitt. Als zweitgrößter Kassenhit hat sich das quietschgelbe Action-Animations-Abenteuer „Minions 2 – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ erwiesen. Auch der mehrfach verschobene Starttermin von „Top Gun: Maverick“ hat dem Actionkracher mit Tom Cruise nicht geschadet. Beachtliche 2,3 Millionen haben sich „Die Schule der magischen Tiere 2“, den erfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres angesehen, fast eine Million Fatih Akins Biografie des Rappers Xatar, „Rheingold“. Den Schlusspunkt setzte James Cameron lang erwartetes zweites Epos „Avatar: The Way of Water“ der noch kurz vor dem Jahreswechsel seine Zugkraft unter Beweis stellte und die Lust am Kinoerlebnis fulminant anfachen konnte. Das Kinojahr 2023 könnte die Weichen für die Kinobranche wieder auf Erfolgskurs stellen. Jetzt müssen nur die Zuschauer zeigen, dass sie wieder Lust darauf haben, die Magie des Kinos zu erleben.

Das Kinojahr 2022 in Zahlen:

Gesamtbesucher Deutschland: 75 Millionen

Gesamtbesucher Astor: 390.000

Top 10 Deutschland (nach Besuchern)Quelle: ComScore
Avatar- The Way of Water4,6 Millionen
Minions- Auf der Suche nach dem Mini- Boss4,2 Millionen
Top Gun: Maverick3,7 Millionen
Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse2,9 Millionen
Die Schule der magischen Tiere 22,5 Millionen
Spider-Man: No Way Home2,3 Millionen
Doctor Strange in the Multiverse of Madness2,2 Millionen
Jurassic World: Ein neues Zeitalter2,1 Millionen
Thor: Love and Thunder1,9 Millionen
The Batman1,7 Millionen
Top 10 Astor (nach Besuchern)Quelle: Astor Filmtheater Braunschweig
Avatar- The Way of Water28.000
Top Gun: Maverick21.500
Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse20.500
Minions- Auf der Suche nach dem Mini- Boss18.500
Doctor Strange in the Multiverse of Madness15.000
Jurassic World: Ein neues Zeitalter14.000
Spider-Man: No Way Home13.500
Thor: Love and Thunder12.500
The Batman12.000
Die Schule der magischen Tiere 211.000

Frank Oppermann

Theaterleiter

ASTOR Filmtheater | C1 Cinema Braunschweig GmbH |

Lange Str. 60 | 38100 Braunschweig

T: 0531/ 261 54 11 | F: 0531/ 261 54 21

Mail: f.oppermann@astor-filmtheater.de

braunschweig.premiumkino.de

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