Der „Sturm auf Berlin“

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Von VVN-BDA

Historisch war der „Sturm auf Berlin“ der letzte Schritt der militärischen Zerschlagung des Faschismus in Europa. Am Ende stand am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands. Diesmal versammelten sich am Wochenende zehntausende Menschen zu einer Corona-Demonstration und kündigten einen „Sturm auf Berlin“ an. Neonazis und Reichsbürger riefen bereits zur „Entscheidungsschlacht“ auf und zeigten mit ihrer Gewalt gegen Polizisten und dem Angriff auf das ihnen verhasste Symbol des deutschen Parlamentarismus, den Bundestag, dass ihre Ankündigungen nicht nur leere Phrasen waren.

Es spielt keine Rolle, ob alle Corona-Protestler Faschisten sind oder nicht, denn die vollkommene Distanzlosigkeit zu Faschisten, Antisemiten, Rassisten und anderen Menschenfeinden ist das eigentliche Problem. Die vermeintliche Überparteilichkeit der Organisator/-innen ist eine Farce und dient als Feigenblatt für die Medien. Inhaltlich sind sie nicht mehr weit vom „Stürmer“ entfernt. Denn wenn die Demonstranten vom 1. und 29. August sich wirklich um die Demokratie sorgen würden, so fragen wir: Warum wurde nicht die berechtigte Kritik geäußert – so wie der DGB es in seinem Aufruf zum 1. September tat? Wie es die VVN-BdA tat, die schon im April vor der Beseitigung der Grundrechte warnte? Wo ist die Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft, mit Obdachlosen und Geflüchteten? Die vermeintliche Sorge um demokratische Werte und Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung durch die Organisator/-innen der Corona-Demonstrationen dienen als Vehikel, mit dem völkische und faschistische Ideologeme weiter in die Gesellschaft transportiert werden und letztendlich in Gewalt wie am Wochenende münden. Sie glauben, den „Volkswillen“ mit ihren Aktionen zu vertreten. Ein Legitimationsmuster, wie sie auch die Attentäter von Hanau und Halle für ihre Morde nutzten.

Es ist ein politischer Skandal, dass vor einer Woche eine Demonstration in Hanau im Gedenken an die Opfer des rassistischen Attentats verboten wurde, obwohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid19 Pandemie dezidiert eingehalten werden sollten. In Berlin scheiterte das Verbot der Corona-Leugner/-innen an der Unfähigkeit des SPD-Innensenators Andreas Geisel und der ihm untergeordneten Behörden, ein solches wasserdicht zu formulieren.

Frappierend ist auch die Unfähigkeit bzw. der Unwillen der Berliner Polizei, die Demonstrationen, nachdem die Auflagen (Abstand und Anlegen eines Mund-Nasen-Schutz) gezielt nicht eingehalten wurden, aufzulösen. Für linke und antifaschistische Demonstrationen gilt diese Zurückhaltung in der Regel nicht. Dort wird nur zu gern alles aufgefahren was der deutsche Repressionsapparat zu bieten hat, im Zweifel auch mal das SEK mit Maschinenpistolen wie in Wurzen 2017.

Dass man jetzt die 3 (drei) Polizisten belobigen will, die den Angriff auf den Reichstag aufgehalten haben, lenkt nur von der Unfähigkeit der Einsatzleitung ab, die die Ankündigungen der Neonazis nicht ernst genommen hatten. Die Berliner Polizei machte wieder einmal deutlich, dass Gefahr von rechts immer noch unterschätzt und heruntergespielt wird, während alles vermeintlich linke mit voller Härte bekämpft wird.

Die Geschehnisse vom Wochenende jedenfalls überraschen wenig, waren sie doch bereits vorher in den sozialen Medien groß angekündigt worden. Die Rhetorik bereits im Vorfeld voller Hass und Vernichtungsfantasien, durchsetzt mit Gewaltaufrufen gegen Eliten, Minderheiten und die parlamentarische Demokratie.

„Beschämend“ ist das Wort, welches von der Politik angesichts der Reichskriegsflaggen auf den Stufen des deutschen Parlamentes genutzt wird. Beschämend ist jedoch eher das Verhalten der Politiker/-innen. Wo waren denn die Vertreter/-innen der demokratischen Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses und des Bundestages? Nur wenige von ihnen nahmen am Samstag an antifaschistischen Kundgebungen teil und oft genug auch nur für das eigene Foto für Facebook und Instagram. Wenn zum „Sturm auf Berlin“ und den Parlamentarismus aufgerufen wird, müssen diejenigen, die in den Parlamenten sitzen, diesen auch verteidigen. Wie 1933 scheint dies 75 Jahre nach der militärischen Zerschlagung des Faschismus nicht der Fall zu sein.

Eine Demokratie muss solche Aktionen nicht aushalten, sie muss dagegenhalten!

https://vvn-bda.de/

3 Kommentare

  1. wenn sich vermeintliche, angebliche Linke, Ökos, StrickpulliträgerInnen, Alt-68er, Blumenkinder, Lehrer uvm. mit Glatzen vermsichen, welche mit Reichskriegsflaggen den Bundestag (Reichstagsgebäude) stürmen wollen, kann irgendwas nicht stimmen. Wie sagte Max Liebermann doch mal so zutreffend: „Ich kann gar nicht so viel Essen, wie ich kotzen möchte.“

    unsere Gesellschaft spaltet sich immer mehr und das Corona-Virus scheint noch das Öl im Feuer zu sein. Wenn ich allerdings hier sehe, was irgendwelche von Politiker so ablassen, wage ich mal zu sagen, dass es nur noch schlimmer wird und einige „Querdenker“ vielleicht doch recht haben.
    https://www.braunschweiger-zeitung.de/politik/article230296776/Boris-Palmer-will-Pflicht-zur-Nutzung-der-Corona-Warn-App.html

    Wer zu Geier ist Boris Palmer? Ein „Grüner“ Oberbürgermeister, welcher rassistische Äußerungen abgibt:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Palmer

    Wird immer schlimmer hier…..ich geh auf keine Demo mehr, weil ich nicht weiß, ob unter den „Linken“ und „Grünen“ und „Antifaschisten“ vielleicht doch ein paar seltsame Spinner und stramme Neonazis stecken.

  2. Im Grunde ist es doch völlig gleich, ob die Randale von rechts oder von links kommt. Tatsache ist, dass hier Kriminelle am Werk waren, und auch weiterhin tätig sein werden und vor nichts zurückschrecken. Es ist beschämend, dass Tausende von Polizisten benötigt werden, um eine Demonstration zu schützen. Respekt und Anstand sind längst verlorengegangen. Wie ist es sonst möglich, dass man Flaschen und Steine auf Menschen wirft, und die Täter kommen immer davon. Warum? Weil das nicht als Straftat bezeichnet wird, sondern nur als Vergehen? Und dann werden die Polizisten auch noch Bullen genannt, sogar von Menschen die sich selbst gebildet nennen.

    Für mich sind Bullen immer noch Tiere.

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