Braunschweiger Fahrt zur Großdemo am Hambacher Wald

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Gemeinsame Pressemitteilung der Veranstalterinnen

Die Zivilbevölkerung setzt auf „Energiewende – Ja Klasse“! Aus der gelben Sonne mit rotem Hintergrund (Atomkraft-Nein Danke) wurde eine gelbe Sonne mit grünem Hintergrund. Der Paradigmenwechsel der Energiepolitik wurde am Hambacher Wald eingeleitet. Die Zivilgesellschaft sagt der Politik wo es langzugehen hat. Ministerpräsident Laschet (CDU) versteht`s noch nicht.

Am 6.10. um sechs Uhr morgens reihte ich mich ein in eine Gruppe von knapp 100 Personen, die sich für eine Busfahrt zur Demo am Hambacher Wald angemeldet hatten. Die Organisation der Busfahrt war eine kurzfristige Aktion von Greenpeace. Die Mitreisenden kamen  aus den Umweltgruppen samt Sympathisanten. Der Altersschnitt lag vielleicht bei 35 Jahren, erfreulich niedrig! Der zweite Bus hatte am Bahnhof einen kleinen Unfall, der aber konnte sofort repariert werden. Durch die Verzögerung starteten wir erst um sieben Uhr. Für das leibliche Wohl auf der langen Fahrt sorgten Spenden einiger Braunschweiger Bioläden. Zum Nachtisch gab es den Braunschweiger Schokoladenlöwen als Relieftafel.

Die  Menschen spürten es. Der Zeitpunkt der Energiewende steht auf der „politischen Messers Schneide“. Nun gilt es ein kräftiges Signal durch die Mitte der Zivilgesellschaft zu setzen. Die Politik ergeht sich im Geplänkel und drückt sich um Verantwortung. Diese Demo war das richtige politische Zeichen zum richtigen Zeitpunkt. Es war das Fukushima der Braunkohleverstromung.

Eine Umleitung wegen einer Rheinbrückensperrung führte zur weiteren Verzögerung, so dass wir unser Ziel erst um 14.00 Uhr erreichten – geplant war 12.00 Uhr, der Demo-Beginn. Wir reihten uns als letzte in die parkenden Busse ein. Jedoch konnte in Wirklichkeit vom erreichten Ziel nicht die Rede sein. Es folgte nämlich ein einstündiger Fußmarsch bei Sonnenschein über Asphalt und staubige Feldwege. Einige skandierten Hambachsprüche, gut gelaunte Demo-Rückkehrer ermunterten uns, weiterzulaufen, es war ein Kommen und Gehen. Einige riefen uns zu: 50 000! Es war die geschätzte Zahl der Teilnehmer.

Wie üblich bei bedeutenden Demos: Der Fantasie der Meinungsäußerungen waren mal wieder keine Grenzen gesetzt.

Der Versammlungsplatz war ein abgeernteter Kartoffelacker in Sichtweite des Hambacher Forstes, eine Bühne war aufgebaut, einige Stände von Umweltgruppen, der Linken und Grünen gruppierten sich am Rand des Ackers. Hatten die Linken Kontakt mit den Gewerkschaften der Region, war meine Frage. Die Antwort lautete nein. Die Gewerkschaften waren der Einladung zum Gespräch nicht gefolgt. Auf der Bühne sang eine Kölner Lokalgröße Protestlieder, es folgte ein Redebeitrag, ich konnte nicht zuhören, weil ich den Wald erreichen wollte.

Trommeln und Tanz auf dem Acker: Die Stimmung war hervorragend und hatte Festivalcharakter. Keine Wunder: Hatten sich doch viele Demonstranten auf ein problematisches Wochenende eingestellt nach dem Verbot der Demo. Die zwei Urteile der Verwaltungsgerichte mit der Aufhebung des Demo-Verbots und dem Verbot den Wald abzuholzen, verhinderte Schlimmeres und liess die Stimmung kochen. Auch die Polizei war hoch entspannt. Alles war gut!

Nach 300m war ich am Waldrand, ein Kind hielt mir ein Plakat entgegen: „Der Wald wird nicht gefällt!“. Eine klare Aussage – wie wichtig für die Zukunft dieses Kindes! Die gesamte Atmosphäre war gelassen und fröhlich, nach meinen Beobachtungen hatte die Polizei keinen besonderen Einsatz. Nach einer halben Stunde auf dem Demoacker machte ich mich auf den Rückweg. Ich schaute mir im Vorbeigehen die Autokennzeichen der Busse an: Sie kamen aus ganz Deutschland, aber ich entdeckte auch einige aus Polen, Tschechien, Rumänien, Holland, Belgien. Internationale Solidarität tut gut. Die Rückfahrt verlief unaufgeregt, und gegen 22.20 Uhr erreichten wir Braunschweig.

Es wurde auch gedankt- und das ist gut so! War die Grundlage der Demo doch bundesweite und internationale Solidarität. Hat doch das Wendland mit Gorleben, die Asse, Schacht Konrad, Brokdorf, Grohnde und Kalkar über Jahrzehnte bundesweite und internationale Solidarität durch Millionen Menschen erfahren – gegen die Macht der Konzerne und gegen die Ignoranz der Politiker Die Frage, die sich immer wieder stellte war: Knipsen wir die Kohle (Kernkraft) aus oder unseren Planeten?

Was hat die Aktion gebracht? Sicher eine Stärkung unserer eigenen, persönlichen Position und inneren Haltung. Politisch betrachtet zeigte diese Demo, dass die Bürger die Fällung des Waldes nicht hinnehmen! Doch der Protest muss weitergehen. Ein schneller Schlussstrich unter das Kapitel Braunkohleförderung ist die Forderung an die Politik, und dieser müsste durch ein Gesetz für immer festgelegt werden. Nur so werden wir Klima- und Naturschutz gerecht.

„Klimagerechtigkeit“ beginnt bei uns. Zeigt die Politik doch gerne auf das Abholzen der Regenwälder als Klimasünde anderer, vor allem armer, Länder. Wenn wir schon nicht sparen und verzichten wollen, dann sollten wir wenigstens das tun, was eher möglich ist, um CO2 zu reduzieren. Keine Kohle verheizen.

Lesen Sie in ZEIT online eine Reportage zur Demo: „Das ist die Mitte der Gesellschaft“ von Christian Parth

Die Fotos kommen von Bernhard Piest und Uwe Meier. Die Texte unter den Fotos von Uwe Meier

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