Fotografie und Film im Werk von Alex Hanimann
bis zum 03. Januar 2024 im Museum für Photographie
Alex Hanimann ist ein nachdenklicher Künstler. Und ein sehr kluger dazu. Das Besondere findet er oft im Alltäglichen. Seine künstlerische Erkenntnis entsteht durch Beobachten und Verknüpfen, durch Nachdenken und Bearbeiten.
Die fotografischen und filmischen Arbeiten sind von klassischer Modernität, entwickeln sich durch Intelligenz und Sensibilät und durch ein Quantum Ironie und Distanz (auch zu sich selbst), vermeiden bewusst die bunte, schreiende Provokation und sind dadurch um so prägnanter.
Fotos bestehen für Alex Hanimann aus Zeitschichten, aus verrätselten Bildmomenten, die es zu entschlüsseln gilt. In den vergangenen zwanzig Jahren hat er vor allem Amateurfotografien und auch Gebrauchsfotografien gesammelt, manchmal selbst zur Kamera gegriffen. Kreative Intelligenz und Selbstorganisation lassen daraus seine Kunstwerke entstehen.
Natur und Kultur, Mensch, Tier, Landschaft, die Wahrnehmung des Stadtraums und des Naturraums stehen in einem engen Nebeneinander seiner gezeigten Werkgruppen.
Eine davon: „TRAPPED“ in Torhaus 1.
In klassischen Leuchtkästen sehen wir Infrarot-Nachtbilder von Wildkameras aus der ganzen Welt. Die vom Künstler (technisch) bearbeiteten Fotos von realen Tierblicken sind vollkommen ungestellt, von keinem fotografischen Wunsch nach dekorativer Aussage, kommerziellen Niedlichkeitskriterien oder pseudorealistischer Tierfilmerei angetrieben. Tiere blicken auf uns. Und sie fordern uns zum Nachdenken heraus – über unsere Idee vom Sehen und damit verbundene Überlegenheitsgefühle.
Auch die Werkgruppe Birdwatching 1 + 2 im Torhaus 2 beschäftigt sich mit Tieren, diesmal überwiegend mit Vögeln und natürlich unserem Blick auf darauf.
Im Torhaus 1 faszinieren unter Anderem Rastercollagen, ikonische Zeitungsbilder, vornehmlich der 1960er- und 1970er-Jahre, die von Alex Hanimann digitalisiert, vergrößert, mit einem eigenen Druckraster versehen und anschließend in Fotoarbeiten übersetzt wurden.
Wer viel Zeit mitbringt, sollte sich im Torhaus 1 die Filmarbeiten anschauen (teilweise mit klassischer musikalischer Untermalung), die zwischen 2000 und 2019 in Paris und London entstanden sind.
Erstmals werden innerhalb der Ausstellung im Torhaus 2 auch die umfangreichen Serien „This will be tomorrow – Time waits [Maria]“ aus dem Jahr 2020 und „o.T. [Christoph]“ aus dem Jahr 2019 mit jeweils 70 Arbeiten zu sehen sein. Beide Arbeiten sind speziell für diese Ausstellung als umfangreiche Werkgruppen entstanden und stehen auch in Beziehung zu Studien für Skulpturen.
Die im Untertitel genannten Vornamen verweisen auf ihre Darsteller im Bild. Während im Falle von Maria eine junge Frau in neutralen Kleidern ein aus Karton gefertigtes Architekturmodell eines neutralen Wohnungsbau-Haustyps, der auch soziale Konnotationen beinhaltet, in verschiedenen Posen hält, erscheint Christoph in einem Wechsel von Kleidungen stehend oder auf einem Stahlrohrstuhl sitzend bzw. ein Handy haltend – typisiert und individualisiert zugleich.
Manchmal scheint es beim Betrachten seiner Arbeiten, Alex Hanimann widme sich wie ein Wissenschaftler der Erforschung von Zufallsmustern mit dem Ziel, Analogien des Zufalls zu entdecken, mithilfe von selbst entwickelten künstlerischen Ordnungssystemen Ähnlichkeiten und identische Fallmuster zu finden und die in seinen Werken zu verarbeiten.
Aber glücklicherweise ist Alex Hanimann Künstler. Und so überlässt er es uns, seine spannenden, faszinierenden und staunenswerten Arbeiten zu entdecken und darin unsere eigenen Muster zu finden.
Weitere Informationen finden sich auf der Website des Museums: http://www.photomuseum.de