Welchen Sinn hat die Überfliegerbrücke?

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Der Überflieger aus der Luftperspektive (Bild-Urheber: VCD Braunschweig)

Soviel steht fest: Die alte Überfliegerbrücke, ein lang geschwungenes Bauwerk von der A392 nahe Ölper zur A391 an der Hannoverschen Straße in Lehndorf, hat ausgedient. Derzeit wird der Verkehr einspurig hinübergeleitet. Es ist geplant, nach dem Abriss die Brücke durch einen zweispurigen Neubau zu ersetzen. Begründet wird die Erweiterung gegenüber der Jetzt-Situation mit dem Erhalt der Leistungsfähigkeit.

Die aktuelle einspurige Streckenführung bewältigt das Verkehrsaufkommen von 11800 Autos täglich ohne Probleme. Es kommt zu keinen regelmäßigen Staus. Und wie sieht es in der Zukunft aus? 2022 hat der Rat der Stadt im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes als „prioritäres Ziel“ festgelegt, dass bis 2030 der MIV (motorisierter Individualverkehr) reduziert werden soll. Auf diesem Hintergrund ist nicht nachvollziehbar, warum bei rückläufigem Verkehr die Kapazität der Brücke, die jetzt schon ausreicht, von ein auf zwei Fahrspuren erweitert werden soll. 

Während der Bauzeit der neuen Brücke ist geplant, den Verkehr über eine Schleifenrampe („Ohr“) von der A392 auf die A391 zu führen. Baubeginn wäre laut Autobahngesellschaft 2025. Nach Inbetriebnahme der neuen Brücke soll die Rampe wieder zurückgebaut werden. Die Verkehrsverbände VCD und MoVeBs sowie auch die Bürgerinitiativen Braunschweig (BIBS) haben nun vorgeschlagen, das Ohr gleich als Dauerlösung zu errichten. Damit würden erhebliche CO2-Emissionen eingespart und ökologische Schäden vermieden. Sind Nachteile für die Autofahrer zu befürchten, wenn die Brücke durch das „Ohr“ ersetzt wird? Da mit Staus nicht zu rechnen ist, bleibt als Einschränkung lediglich eine kurze Fahrzeitverzögerung von weniger als einer halben Minute, weil die 250 m lange Strecke des „Ohrs“ statt mit 80 mit 40 oder 50 km/h durchfahren werden muss. Das ist zumutbar. 

Und die Kosten? Auf eine Anfrage des Braunschweig-Spiegels teilte die Autobahn GmbH mit, die Kosten für das Gesamtprojekt des Brückenneubaus würden aktuell auf 35 Millionen Euro berechnet. Investitionen in die Verkehrswende sehen anders aus! Der finanzielle Aufwand für die genannte Alternative wäre natürlich deutlich niedriger, das übrige Geld könnte für die Infrastruktur von Rad- und Schienenwegen eingesetzt werden.

Was ist zu tun? Die Entscheidungsbefugnis liegt in der Hand des Bundes. Das bedeutet aber nicht, dass die Stadt Braunschweig nur zuschauen darf, was passiert. Einen alternativen Weg beschreitet  Frankfurt / Main. Dort werden Pläne entwickelt, die A5 im Stadtbereich von acht auf zehn Spuren auszubauen. Das wollen die Bürger*innen nicht hinnehmen. Anfang des Jahres hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen den Ausbau abzulehnen.

Braunschweig könnte sich das zum Vorbild nehmen. Nötig wäre eine Diskussion der Überfliegerpläne in der Öffentlichkeit und im Rat und als Ergebnis könnte ein Ablehnungsvotum an die Autobahn GmbH und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr übermittelt werden.

Da laut Autobahn GmbH für das Projekt kein Planfeststellungsverfahren erforderlich ist, wird auch keine offizielle Bürgerbeteiligung geplant. Doch Bürger*innen können selbst initiativ werden, Meinungen formulieren und in den städtischen Gremien vortragen. Diese Chance sollte genutzt werden!

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