zu sehen bis zum 16. Juli 2023 im Kunstmuseum Wolfsburg
Eine eigene Welt, vielleicht sogar ein eigenes Universum betreten alle, die sich in den nächsten Monaten die spannende und verblüffende “Re-Inventing Piet.”-Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg anschauen.
Denn Piet Mondrian ist überall. Nicht nur mit seinen Bildern im Museum oder auf Sotheby´s Auktionen wie der in New York, wo eines seiner Werke 2022 einen Rekordpreis von 51 Millionen Dollar erzielte. Mondrian ist auch auf Kleidern und Butterdosen, auf Parkbänken, Designerstühlen, Farbrik- oder Häuserfassaden, eben einfach überall auf allen Kontinenten in nahezu allen Bereichen des Lebens.
Die vermeintlich schlichten Kompositionen aus zunächst schwarzen Linien, farbigen Quadraten und Rechtecken aus den Primärfarben Rot, Gelb und Blau auf weißem oder grauem Grund haben die Kunstwelt nichts weniger als revolutioniert und den Blick auf die Bildwirklichkeit tatsächlich für immer verändert.
Zitat des Künstlers: „Was will ich in meinem Werk ausdrücken? Schönheit auf der ganzen Linie und Harmonie durch das Gleichgewicht der Beziehungen zwischen Linien, Farben und Flächen zu erreichen. Aber nur auf die klarste und stärkste Weise.“
Wie kaum ein anderer hat Piet Mondrian es innerhalb weniger Jahre geschafft, sich in den 1910er-Jahren von der figurativen Malerei weg hin zu einem richtungsweisenden abstrakten Malstil zu entwickeln, den er in seinen umfangreichen kunsttheoretischen Schriften als „Neue Gestaltung“ oder „Neoplastizismus“ bezeichnet hat.
Die von Museumsdirektor Dr. Andreas Beitin und seiner Kollegin Elena Engelbrechter kuratierte Ausstellung in Wolfsburg ist die bisher umfangreichste Präsentation zu Mondrians Einfluss auf die Kunst und die Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie zeigt uns seine wirklich außergewöhnliche Bandbreite in Kunst, Mode, Werbung, Architektur und Design.
Wir sehen in Wolfsburg also nicht nur die Werke des berühmten Künstlers, sondern aus seinem Schaffen eine eher kleine, sorgfältig kurartierte Auswahl aus der Zeit zwischen 1913–1936 – präsentiert in einem zentral in der Ausstellung platzierten Rundbau. Von hier aus können wir dann die Reisen in den bunten Variations-Kosmos seines Werks beginnen.
Sehr vieles ist in der Ausstellung zu sehen: die Werke unmittelbarer Zeitgenoss*innen wie Theo van Doesburg oder Sophie Taeuber-Arp, die berühmten Mondrian-Kleider von Yves Saint Laurent sowie zahlreiche Arbeiten von Künstler*innen der Gegenwart wie Sylvie Fleury, Remy Jungerman, Sarah Morris oder Mathieu Mercier.
Insgesamt sind es ungefähr 150 Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Video, Fotografie, Grafik sowie Objekte und Gegenstände aus Kunst, Design und Alltagskultur.
Da hängen Hommagen neben Fusionen, Rekonstruktion trifft auf Dekonstruktion, Epigonales konkurriert mit Gefälligem, subversive Interpretationen kollidieren mit Absurdem. Das Alles fügt sich wunderbar zu einer spannenden kuratorischen Weltkarte der Kreativität, bei der man durch den informativen Audio-Guide auch leicht die Orientierung behält.
Was immer man von Werk und Einfluss des niederländischen Theosophen, Boogie Woogie und Jazz-Fans und manischen Ordnungsfanatikers Mondrian halten mag (noch mehr faszinierende Infos übrigens im Audio-Guide), die Wolfsburger Ausstellung ist ein Ausstellungsereignis und ein Kunstgenuss und macht Spaß und lohnt in jedem Falle einen ausführlichen Besuch.
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Zusatz-Angebot mit Führungen (auch Online), Vorträgen und anderen Aktivitäten.
Alle Infos finden sich auf der Website: www.kunstmuseum.de