„Rückbau“ würde bereits erfolgte Sanierungs-Dachbegrünung vernichten

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Immer aberwitzigere Details um den geplanten Rathaus-Teil-Abriss kommen ans Tageslicht:
Jetzt kam aufgrund einer BIBS-Nachfrage im Bauausschuss am 18.03.2009 heraus, dass bereits im Jahre 2004 mit einer ökologisch vorbildlichen energetischen Sachsanierung und sogar Begrünung der rd. 2100 qm Dachflächen des Rathaus-Neubaus/Zusatzbaus begonnen worden ist. Rund ein Drittel (ca. 700 qm der Dächer) sind schon, neu abgedichtet, zu einem kleinen Dachbiotop ausgebaut worden. Dann wurde ohne Wissen der Beschlussgremien die weitere Sanierung Mitte 2005 gestoppt.

Hier ein Blick auf die natürliche Pracht (aufgenommen am 19.3.2009 um 17 Uhr). Auch dieses Biotop würde bei Umsetzung des Plans zum Rathausrückbau vernichtet, ca. 160.000 € wären umsonst investiert. Was ist der Hintergrund ?

Im Rahmen der ganz normalen Bausanierung einer ca. 25 Jahre alten Bausubstanz wurde im Juli 2004 für den Teilbereich „Rathaus-Neubau / Zusatzbau“ eine energietechnische Sanierung der Flachdächer mit zusätzlicher „extensiver Dachbegrünung“ beschlossen: Die Sanierung umfasste die Verdoppelung der Wärmedämmung von 60 mm auf 120 mm Stärke. Darüber kam eine neue Dachabdichtung, überdeckt mit einer Wurzelschutzbahn und darauf dann die hier sichtbare  „extensive Begrünung“ (so zitiert aus der Beschlussvorlage des dafür zuständigen Bauausschusses vom 6.Juli 2004.

Blick in Richtung Bohlweg

Die Kosten für die insgesamt 2.120 Quadratmeter Dachflächen-Dämmung und -Begrünung wurden darin mit 472.000 € ermittelt und auf vier Bauabschnitte der Jahre 2004 (118.000 €), 2005 (118.000 €) etc aufgeteilt.

Beschlussvorlage aus Juli 2004

In der Begründung der Beschlussvorlage wird die vorbildliche Maßnahme beschrieben. Zitat:

Die Dachbegrünung verbessert zudem das Stadtklima, den Wasserhaushalt (Bindung von Staubpartikeln, Speicherung von Feuchtigkeit) sowie den Schallschutz und übernimmt den UV-Schutz für die Dachhaut.

Siehe:  Drucksache 8997/04

Mit dieser Baumassnahme wurde auch sofort begonnen. Die ersten Teilflächen wurden saniert, zumal bereits für Reparaturen im Jahre 2004 veranschlagte Mittel in Höhe von 59 Tsd. € und von weiteren 75 Tsd.€ im Haushaltsplan 2005 sowieso bereitstanden.

Mitte 2005 kam dann eine Kehrtwende, weil plötzlich angeblich „Sichtachsen“ zwischen „Schloss“-fassade und Burgplatz geschaffen werden sollten.

Am 26.10.2005  wurde in die Zeitung lanciert. Zitat:

Plan: Abriss des Rathaus-Neubaus Braunschweiger Politiker drücken aufs Tempo – „Schub für private Investitionen“  Von Ralph-Herbert Meyer

BRAUNSCHWEIG.  Der Rathaus-Neubau am Bohlweg in Braunschweig soll im nächsten Jahr abgerissen werden. Das fordern die Fraktionen von CDU und FDP. Von dem Abriss soll eine Initialzündung für schnelle private Investitionen auf der Bohlweg-Seite gegenüber des Schlosses ausgehen …. (siehe newsclick vom 26.10.2005)

Der Beschluss der Ratsgremien von 2004 und die begonnene Sanierung wurden dann einfach nicht weiter umgesetzt – wohlgemerkt handelte die Verwaltung der Stadt unter dem Oberbürgermeister hier rechtwidrig, weil kein anderer Beschluss des politischen Gremiums herbeigeführt war.

Die SPD-Vertreterin im Ausschuss am 18.3.2009 konnte sich dann noch erinnern („ja, das haben wir damals beschlossen, ich erinnere mich“), nur hat wohl niemand sonst mal nachgefragt.

So schalten und walten – vor der Öffentlichkeit gerne verborgen – Geisterhände von Moderne-Verächtern und „Schloss“-Lobbyisten, nur durch sich selbst legitimiert, unter Einbindung einer hilfswilligen Lokalredaktion zur Umgestaltung der Stadt nach ihrem Bilde … und die Ratsleute haben es nicht einmal gemerkt.

Zum Bild: Hier der Blick Richtung Münzstraße (nicht ganz so schön, da gerade die Sonne weg war, aber sichtbar der oberste Stock des Zwischenbaus mit Dachbegrünung, der nach dem Willen der „Schloss-Geister“ auch abgerissen werden soll. Nicht nur sind damit äußerst wertvolle Büroflächen durch einen äußerst teuren Abriss vernichtet. Es muss auch teuer ein neues Dach mit Dämmung und Dichtung erstellt werden.

Lobbyismus mit Falschberichterstattung der Zeitung

Durch die Zeitung erfuhr die Öffentlichkeit nichts, im Gegenteil: Selbst vor Falschberichten schreckte das Lokalblatt nicht zurück, um Stimmung zu machen für ein aberwitziges Abriss-Projekt.

Zitat aus der BZ vom 12.02.2009:
Wenn es regnet, fließen übers Rathaus-Flachdach die Bäche – Gesamtpersonalrat der Stadtverwaltung begrüßt den Teilabriss des Gebäudes … „
(newsclick, 12.02.09) … so titelte am 12.02.2009 die Lokalredaktion, offensichtlich um die bereits angelaufene Abrissplanung nach außen stimmungsmässig zu beflügeln – wie gesagt, alles ohne Beteiligung irgendwelcher Ratsgremien.

Die BZ-Meldung war eine glatte Lüge, wie sich noch am selben Tage herausstellte.
Der Personalrat hat die Behauptung, er begrüße den Teilabriss, gleich in der Finanzausschuss-Sitzung am selben Tage, 12. Februar 2009 dementiert. Trotzdem wurde die falsche Behauptung bis heute nicht von der Zeitung korrigiert.

So läuft Meinungsmache in Braunschweig. Siehe dazu auch die bereits umfangreichere  Diskussion im BIBS-Forum.

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