Die BIBS sagt nein und ruft zur Kundgebung am Mittwoch dem 10. Juli um 16 Uhr auf.
Am 10.7. 2019 soll Richard Borek zum Ehrenbürger gekürt werden – so wurde es vom Rat der Stadt am 25.6.2019 mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP und AFD beschlossen.
Ist Richard Borek ein Ruhmesblatt für die Stadt – ist er ein Vorbild für die Menschen?
Daran kamen bereits noch während der Ratssitzung Zweifel auf, unter anderem wegen Verherrlichungen von Briefmarken aus der Nazi-Zeit.
Für seinen Vorschlag hat OB Markurth noch kurz vor der Abstimmung tief in die Trickkiste gegriffen, indem er betonte, Mitglieder der Borek-Familie hätten unter den Nazis gelitten, seien bei den Nazis ins Gefängnis gesteckt worden.
BZ-Redakteur Noske verbreitete die Geschichte von der Opferrolle der Familie Borek ohne weitere Prüfung.
Das hat zwar mit der Ehrenbürgerschaft des nachgeborenen Richard Borek nichts zu tun, und ändert auch nichts an seiner Verherrlichung von Briefmarken aus der Nazi-Zeit.
Nun trägt aber die Opferrolle für die vorgeborene Familie wohl kaum, denn, die Boreks profitierten eher bei der Arisierung jüdischen Eigentums, wie Quellen aus dem Staatsministeriums des Landes Braunschweig vom 12.12.1938 belegen, die der Historiker, Dietrich Küssner, ausgewertet hat: „Richard Borek will das Grundstück Schützenstr. 37 im Wert von 154.500,— RM erwerben.“
Richard Borek (der Vater) erwarb 1939 das Grundstück Schützenstr. 37/Stephanstraße (Kohlmarkt um die Ecke) von dem alteingesessenen jüdischen Handelsgeschäft Herm. Saloschin auf Grundlage der Arisierungsanordnungen der Nazis aus dem Jahre 1938.
Und nun ?
Kundgebung auf dem Altstadtmarkt Mittwoch, 10.7.2019 um 16 Uhr
Fundamente des Borek´schen Vermögens
In einer eigenen Familienchronik, herausgegeben von Richard Borek am 1. März 1980 (herausgegeben also von dem Vater unseres neuen Ehrenbürgers Richard Borek), gab man sich ganz offenherzig in der Verfolgung der eigenen Interessen.
„Richard Borek, 30. Juni 1874 – 13. Mai 1947, Kaufmann in Braunschweig…
Revolution und Inflationsjahre…
Die Geschehnisse in Braunschweig während der Revolution sind bekannt. Schneider Merges war Präsident, eine Scheuerfrau Kultusminister usw. Die Matrosen hatten das Schloß besetzt und hausten darin ein halbes Jahr.
Erst die Truppen von Merker räumten mit der Bande auf.
Ich war zufällig dabei, als man die rote Fahne vom Schloß herunterholte und die scharz-weiß-rote (damals gab es noch keine scharz-rot-goldene) hißte. […]
Die meisten Firmen hatten alles verloren. Sie standen vor
ihrem leeren Lager und ohne Barmittel. Mir war es geglückt, mit
leidlich heiler Haut aus der Sache herauszukommen …
…
führte ich in Ermangelung guter fester Währung die Schweizer
Franken-Währung als Zahlungsmittel auch für den Verkauf ein. Alle
hinausgehenden Sendungen wurden in Schweizer Währung fakturiert und
das eingehende deutsche Papiergeld zum Tageskurs gegen Schweizer
Franken umgerechnet.
Dieses Verfahren war verboten.
Doch verschanzte ich mich mit der Ausrede, daß ich überwiegend ein Auslandsgeschäft habe und daß die Kunden im Ausland mit unserer Papierwährung nicht fertig werden konnten.
So rettete ich mein Vermögen, …
Alles in allem stand ich nach der Inflation viel besser da wie vor derselben. Während andere, und zwar alle anderen arm geworden waren, hatte ich das meinige, wenn auch unter unsäglichen Mühen, Aufregungen und namenloser Arbeit, hindurchgerettet.“
(Quelle: Richard Borek, Die Geschichte der Familie Borek, Verlag Richard Borek Braunschweig, 1980)
Markurth war auf den Nazi-Aspekt wohl vorbereitet.
Redakteur Noske schreibt dazu am 26.6.2019 in der BZ: „…intervenierte Oberbürgermeister Markurth und eilte noch einmal ans Mikrofon: „Ich hatte gehofft, dass Sie uns das ersparen würden“, sagte er in Richtung Rosenbaum …“. (BZ, Lokalteil 26.6.2019)
Wörtlich führte Markurth in der Ratssitzung am 25.6.2019 aus:
„… Die Familie Boreks hat – auch der Vater von Richard und der Großvater mütterlicherseits – haben bei den Nazis im Gefängnis gesessen. Und die Familie war eng befreundet mit einer bekannten jüdischen Familie, nämlich den Meyerfelds, eine bürgerliche Kaufmannsfamilie, die es viele gab, in Braunschweig …“ (Abschrift aus dem Ton-Protokoll der Ratssitzung vom 25.6.2019)
Umso unverständlicher, dass ihm (Markurth) bei seinen Vorbereitungen das Schicksal einer anderen jüdische Kaufmannsfamilie, der Saloschins, verborgen geblieben ist, von deren Arisierung ihres stattlichen Anwesens in der Schützenstr. die Boreks profitierten.