Ein Beitrag zur Genderdiskussion

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Seit vielen Jahren versuchen vor allem engagierte Frauen, zunehmend aber auch engagierte Männer, geschlechterpolitisch auf die Gleichstellung hinzuwirken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind weitgehend angeglichen, dennoch gibt es weiterhin große Differenzen in der Gleichbehandlung und Gleichstellung von Frauen und Männern.

Gleichstellung ist mittlerweile ein erklärtes Ziel der Bundesregierung, sehr gepuscht von der alten Bundesregierung. Mit der vertraglichen Anerkennung des Amsterdamer Vertrags verpflichtet sich die Bundesregierung, Gender Mainstreaming umzusetzen. Dieses Ziel wird auch von den Bundesländern und teilweise auf die Kommunen in Satzungen verankert.

Auf das hier diskutierte Produkt der öffentlichen Werbung bezogen bedeutet das, auf die Darstellung und Wirkung der Geschlechter zu achten. Wird ein Geschlecht durch die Werbung benachteiligt oder bevorzugt? Ist das für das Produkt oder Projekt notwendig und wichtig? Für das Produkt „Einkaufsstadt Braunschweig“ meiner Meinung nach nicht.

In anderen Fällen macht das durchaus Sinn. Wer den Anteil von Männern im Grundschullehramt erhöhen möchte, der setzt gezielt Männer in einer solchen Werbung ein. Wer den Anteil der Frauen in den Naturwissenschaftlichen Fächern erhöhen will, wirbt hier gezielt mit Frauen. Aber: Nicht mit einem bestimmten Typus, sondern optimaler Weise mit mehreren unterschiedlichen Charakteren.

Es geht in der Darstellung weniger darum, ob die Beine schön sind oder nicht. Es geht vielmehr darum, dass einseitig mit einem Stereotypen in einer öffentlichen Werbung geworben wird. Die Werbung zeigt eine Frau und setzt diese mit Rosa, Einkaufen, Schönheit in einen Gleichklang. Damit bedient diese öffentliche Werbung ein derart einseitiges Bild, das – zu recht – geschlechterpolitisch Engagierte nicht akzeptieren.

Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik sind in Braunschweig eher in einem rudimentären Entwicklungsstadium. Die Macht und Einflussnahme in den öffentlichen Gremien und vor allem in den Entscheidungsstrukturen sind überwiegend männlich. Ich vermute, so auch die personelle Besetzung der Stadtmarketing GmbH.

Das ist das eigentlich ärgerliche. Die wenigen Keime werden durch so eine dumme Werbung geohrfeigt. Und zu Recht ist es ärgerlich, dass diese Werbung auch noch durch öffentliche Gelder finanziert wird. Denn hier besteht die Möglichkeit, die immer noch verfestigenden Bilder aufzulösen.

Öffentliche Werbung, noch dazu durch öffentliche Gelder finanziert, muss den Auftrag haben, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden und nicht auf einen Ausschnitt zu reduzieren.

Eine solche Werbung ist im übrigen bei der Deutschen Bank, der Post, Daimler Benz etc. nicht zu finden. Diese, sich einem Diversitymanagement verpflichtet fühlenden Konzerne, gehen mit dem Thema Gender und Stereotypen bereits deutlich sensibler um.

Eine öffentliche Werbung für die Stadt Braunschweig hat eben auch einen gesellschaftlichen Auftrag.

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