Diese Holzbiene wird seit geraumer Zeit auch in Braunschweig beobachtet, weil es durch den Klimawandel auch bei uns wärmer geworden ist. Normalerweise kommt sie in mediterranen Gebieten vor. Erstrmalig wurde sie 2005 in Deutschland gesichtet.
Sehr häufig begegnet man ihr nicht, aber wenn, dann ist die Begegnung so eindrucksvoll, dass man sie bestimmt nicht wieder vergisst – die Holzbiene. Sie hört sich an wie ein Helikopter beim Start und bestäubt durch ihren speziellen Rüssel viele Blüten, die anderen Bienenarten verwehrt bleiben. Mit einem Purzelbaum trägt sie den Pollen dann in ihre selbst genagten Brutstätten ein. Diese befinden sich in totem Holz.
Von Nora Roesky
Ein klassischer Fall für die Liebe auf den zweiten Blick – die Holzbiene. Bei der ersten Begegnung mit ihr kann es eher zu panischen Reaktionen kommen, denn ihre Lautstärke gepaart mit ihrer Größe und Farbe lässt anfänglich durchaus eher Erschaudern. In ihrem Körperbau ähnelt sie einer Hummel. Mit einem beeindruckenden Brummen und einem blauschwarz schillernden Äußeren ist diese Solitärbiene im Sommer auf Nektarsuche. Sie liebt die Wärme, weshalb sie inzwischen auch vermehrt in Deutschland zu finden ist und seit einiger Zeit auch in Braunschweig. Die Holzbiene ist also eine typische Indikatorin für den Wandel des Klimas. Besonders zwei Arten sind in unseren Breiten zu finden: Xylocopa violacea und Xylocopa valga.
Diese Wildbiene ist in der Lage zu stechen, verhält sich aber gegenüber dem Menschen nicht aggressiv.
Die Nektarsuche dieser Wildbienen ist eher als „Nektarraub“ zu bezeichnen, denn sie besitzen einen starken Rüssel, mit dem sie schmale Blütenröhren durchstoßen können, um an den Nektar zu gelangen. Dadurch erweitert sich ihre Futterquelle immens, denn schmale Blütenformen sind bei weitem nicht für jede Bienenart zugänglich. Wichtige Kulturpflanzenarten wie die Passionsfrucht (gelbe Maracuja) in den tropischen Gebieten sind speziell auf die Bestäubung durch die Holzbiene angewiesen. Doch die Biene kommt nur vor, wenn sich totes Holz in der Nähe befindet, und das ist hauptsächlich im Bioanbau der Fall. Hier lässt sich der Vorteil von biologischer Landwirtschaft anschaulich belegen. Die Brutgewohnheit der Holzbiene gibt dem Tier also seinen Namen.
Wie bereits beschrieben wird die Holzbiene mit wissenschaftlichem Namen als Xylocopa bezeichnet. Dieser Begriff setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: ξύλον xylon ‚Holz‘ und κόπτειν koptein ‚schneiden‘, das heißt ‚die Holzschneidenden‘. Die Holzbienen Xylocopa violacea und X. vaga nagen mit ihren kräftigen Oberkiefern Frassgänge in die Faserrichtung von Totholz. In dickerem Totholz auch mehrere parallele Gänge ausgehend vom Hauptgang. Die Brutzellen werden durch Zwischenwände aus Holzpartikeln und Speichel separiert und mit einer wasserdichten Substanz ausgekleidet. Die Brut schlüpft im Sommer und beide Geschlechter überwintern in einem Versteck. Nach der Winterpause findet die Paarung statt.
Für die standorttreuen Holzschneidenden ist Holz folglich unabdingbar. Der Erhalt von Totholzvorkommen in Parks, Wäldchen, Friedhöfen, Gärten und Streuobstwiesen mit einer ausreichenden Zahl von Blütenpflanzen für den Polleneintrag, ist für die Holzbiene lebensnotwendig.
Beim Polleneintrag vollzieht das Weibchen – als hätte es nicht schon genug an Besonderheiten zu bieten – zusätzlich noch ein Kunststück, manchmal sogar doppelt: den Purzelbaum. Es robbt in seinem Gang bis an das Ende der Zelle und dreht sich kopfüber, so dass es wieder in die Richtung des Eingangs schaut. Während des Purzelbaums wird der Pollen abgestrichen. Anschließend robbt es den Gang wieder zurück Richtung Ausgang und fliegt von seiner Totholzbrutstätte zur nächsten Blüte.
Totholz, auch in unseren Gärten, ist wichtig für viele Organismen und besonders für die Holzbiene. Geben Sie ihr eine Chance!