Das Duell: Jan Böhmermann gegen das Haus Hohenzollern

1
Foto: pixabay

Die Nachfahren von Kaiser Wilhelm dem Letzten wollen Schlösser und Kunstwerke zurückerhalten. Die Bundesregierung verhandelt mit ihnen – ergebnisoffen.

Jan Böhmermann landete einen Coup, in dem er nicht nur im Neo Magazin die Forderungen der hochadligen Dynastie attackiert, sondern sämtliche Gutachten wie zusätzliche Materialien erstmals veröffentlicht.

Entscheidend für das Ergebnis wird sein, wie die Antwort auf die Frage ausfällt: Waren die Hohenzollern bei der Errichtung der Nazidiktatur aktiv beteiligt?

In den verlinkten Gutachten urteilen die Historiker unterschiedlich. Christopher Clarks Fazit ist zwar für den Kronprinz Wilhelm persönlich vernichtend, aber eine Teilrückgabe an die Erben wäre möglich:

Kronprinz Wilhelm hat dem nationalsozialistischen System keinen erheblichen Vorschub geleistet. … Dass der Kronprinz dem Regime keinen ,,erheblichen Vorschub“ geleistet hat, war nicht Folge einer grundsätzlichen Opposition gegen das Regime oder auch nur einer ,,inneren Distanz“ gegenüber den Zielen des Regimes … Es war vielmehr Ergebnis der Unfähigkeit des Kronprinzen, in einem komplexen und sich schnell verändernden politischen Umfeld effektiv zu handeln.

Peter Brandts Ergebnis dagegen lautet, dass Wilhelm … stetig und in erheblichem Maß zum Übergang der Macht an die NSDAP und zu deren Festigung beigetragen hat. Das geschah in vollem Bewusstsein und im Einverständnis mit dem Weg in die Diktatur, verbunden mit der Hoffnung auf einen prominenteren Platz in den neuen Verhältnissen.

Wolfram Pyta widerspricht nicht nur, sondern kommt sogar zum Ergebnis: Kronprinz Wilhelm … stand von Anfang an den sich formierenden Widerstands-Netzwerken nahe.

Stephan Malinowskis Befund lautet, das Gesamtverhalten von Wilhelm Kronprinz von Preußen habe der Errichtung und Festigung des nationalsozialistischen Regimes erheblich Vorschub geleistet.

Die Frage harrt einer Antwort: Sollen die Hohenzollern ihr Eigentum zurückerhalten? Und woher stammt es überhaupt? Von Gott? Vom nächtlichen Nähen?

1 Kommentar

  1. Adell ohne Skrupel …

    Ein tolles Stück Aufklärung von Böhmermann.
    Nun würde ich gern auch die Geschichte des anderen Fürstenhauses und Schwiegersohns des Hohenzollern-Kaisers, nämlich das der Welfen mit deren Verstrickungen in die Nazi-Geschäfte aufgeklärt sehen.

    Da gab es vor einigen Jahren zwar einige Ansätze, die aber mit dem Zwischenbericht über die dunklen Geschäfte der Welfen auf NDR stecken geblieben sind
    https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Welfen-in-der-Nazizeit,welfen134.html

    Rund um die in Österreich errichteten Rüstungsprojekte „Bergkristall“ sollen dort kurz vor der Befreiung durch die Amerikaner 1945 in den rd. 50 km langen unterirdischen Stollen noch tausende KZ-Arbeiter durch Sprengung lebendig begraben worden sein. Die Verbrechen um dieses hoch-geheime Rüstungsprojekt der Welfen blieb bislang ungesühnt.

    Was ist denn nun mit der weiteren Sichtung der Welfen-Archive? Für Braunschweig mit den immer wieder zelebrierten Huldigungen des einstigen Herrscherhauses um Ernst August und Kaisertochter Victoria Luise keine unwesentliche Frage, oder?

    Immerhin wurde jüngst (vor weniger Wochen) ein erklärter Monarchist, Schloss- und Welfen-Apologet, Richard Borek, von einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister zum Ehrenbürger befördert … siehe S.8 der letzten BIBS-Zeitung Nr. 23 http://www.bibs-fraktion.de/fileadmin/user_upload/2019_11_11_ub23.pdf

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.