COVID-19: Wer kommt an die Beatmungsgeräte?

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Intensivstation Michael Bührke / pixelio.de

COVID-19: Wie wird im Einzelfall entschieden, wenn zu wenig Beatmungsgeräte vorhanden sind?

Die Zahl an Neuinfektionen geht zurück, und das ist beruhigend für unsere Gesellschaft. Aber insgesamt stehen wir am Anfang der Epidemie, und wir wissen nicht, wie sie sich entwickelt. Es besteht weiter die Gefahr, dass die Krankenhäuser mit einem Ansturm von schwerkranken COVID-19-Patienten konfrontiert werden, und dass die Zahl der Beatmungsgeräte nicht ausreicht. Wie soll dann entschieden werden, wer das Gerät bekommt? Wer entscheidet? Mit diesen Fragen haben sich eine Gruppe von intensivmedizinischen Fachgesellschaften, die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin und die Akademie für Ethik in der Medizin beschäftigt und am 25.3.2020 eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Die zehnseitigen Empfehlungen sind knapp gehalten und beschreiben die Handlungsgrundsätze, sie gehen nicht ins Detail.

Wichtige Grundlage der Entscheidungsfindung ist der Gleichheitsgrundsatz. Das heißt, es darf keine Bevorzugungen bestimmter Bevölkerungsgruppen geben. Der Asylbewerber oder Drogenjunkie hat die gleichen Rechte auf eine Behandlung wie der Konzernmanager. Das Alter wird mit in Betracht gezogen, es gibt aber keine festgelegte Altersgrenze. Positiv formuliert soll sich eine Entscheidung an den Erfolgsaussichten der Behandlung orientieren. Der Kranke mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit und mit einer besseren Gesamtprognose im weiteren Verlauf soll bevorzugt behandelt werden. Covid-19 – Patienten haben gegenüber anderen Patienten keine Sonderstellung.

Die Entscheidung soll nicht von einer Person getroffen werden, sondern nach dem Mehraugen-Prinzip erfolgen. Möglichst sollen zwei intensivmedizinisch erfahrene Ärzte und ein Vertreter der Pflegenden, ggf. weitere Ärzte die Entscheidung miteinander treffen.

Die Notwendigkeit einer Beatmungstherapie wird regelmäßig überprüft. Es sind Situationen denkbar, in denen die Therapie früher als geplant beendet werden muss, weil sie ein weiterer Patient mit besseren Erfolgsaussichten benötigt.

Es ist den Empfehlungen anzumerken, dass sie sich um ein hohes Maß an Objektivität bemühen. Dennoch bleiben die Entscheidungen natürlich subjektiv, getroffen von Menschen, die den Krankheitszustand und die Prognose des Patienten unterschiedlich einschätzen. Für die Entscheidungsträger sind solche Situationen sehr schwierig und immer tragisch. Es ist gut, dass Intensivmediziner sich darauf vorbereiten und dass aktuell Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diese Notsituationen erst gar nicht eintreten.

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