Der 3. März scheint ein Datum zu sein, das in immer mehr Kalendern fest vermerkt wird, denn die Teilnehmer des Gedenkens werden jährlich mehr. Es ist das Datum, an dem die Braunschweiger Sinti von Veltenhof nach Auschwitz deportiert wurden. Wie seit vielen Jahren trafen sich Braunschweiger Bürger/-innen im Rathaus-Foyer, um vor dem Denkmal mit den Inschriften der ermordeten Mitbürger unserer Stadt in einer Feierstunde zu gedenken. Mit dabei war auch Sigrid Probst (Foto unten), die Ende der 90er Jahre im Ältestenrat unter großen Widerständen für diese Gedenkstätte im Rathausfoyer erfolgreich gekämpft hat.
Die Feierstunde, die an die NS-Verfolgung der Sinti-Familien aus Braunschweig erinnerte, wurde von Marcel Schmid, dem Sprecher der Braunschweiger Sinti sowie von Heiderose Wanzelius vom „braunschweiger forum“, organisiert und eröffnet. Herr Schmid hielt eine sehr persönliche Ansprache. Er berichtete bewegt aus seiner Familie, von seinem Großvater, der das KZ überlebte und über den großen positiven Einfluss, den sein Großvater auf ihn und sein Weltbild gehabt hat. Dieses Weltbild wird bis heute geprägt vom großen Respekt den „Alten“ gegenüber, die in der Kultur der Sinti als Entscheider eine erheblich Bedeutung haben.
Die Sinti Musiker Maurice und Kussi Weiss, und die Taizeè-Gruppe der ev. Kirchengemeinde St. Pauli mit dem Pastor Herrn Erchinger, haben mit ihren musikalischen Einlagen der Veranstaltung einen würdigen und mit Manuela Wanzelius de la Cal, Sara De La Cal Del Rincón auch überraschenden Rahmen gegeben.
Frau Rafaela Laubinger ergriff das Wort. Sie berichtete von ihrem Vater, der auch nach Auschwitz deportiert worden war. Hier lesen Sie ihre die Aufzeichnungen zur Gedenkansprache von Frau Laubinger.
Unser neue Probst, Lars Dedekind, hielt erstmalig auf dieser Veranstaltung eine Ansprache zum Gedenken der Deportation der Sinti. Die Rede war beeindruckend schonungslos. Sie benannte das Versagen der Braunschweiger/-innen, der Gesellschaft und der Kirchen. Er erinnerte aber auch an Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller und schlug einen Bogen zur hässlichen Fratze des Rassismus und des rechten Gedankenguts. Damit sprach er die aktuelle Situation in Halle und Hanau an, der sich die Gesellschaft entschieden entgegenzustellen habe. Lesen Sie hier die Ansprache von Probst Lars Dedekind: