Auf einer Pressekonferenz im Leineschloß Hannover haben sich heute um 12.00 Uhr Irmela Wrede und der neugegründete ASSE-II-Rechtshilfefonds vorgestellt, die gemeinsam mit dem Hamburger Rechtsanwalt Nikolaus Piontek vom Land Niedersachsen verlangen, dass zum real-existierenden Atommüll-Lager ASSE II (Kreis Wolfenbüttel) endlich ein atomrechtliches Verfahren durchgeführt wird.
Irmela Wrede, Tischlermeisterin und Restauratorin mit eigenem Betrieb in Mönchevahlberg am Fuße des Höhenzuges Asse im Kreis Wolfenbüttel gelegen, pocht auf ihr Recht. Im 100-Jahre alten Salzbergwerk ASSE II lagern seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts rund 126.000 Atommüll-Fässer. Ohne dass das Bergwerk als Endlager genehmigt wäre, wollen Bund und Land den Atommüll einfach im alten Bergwerk belassen, wenn dieses geschlossen wird. Und das, obwohl es seit Jahrzehnten bedrohliche Wasserzuflüsse gibt. Vom Land verlangt Frau Wrede jetzt, die ASSE II als Atomanlage zu behandeln und will dies notfalls auch vor Gericht durchsetzen.
Sorgen macht sich Frau Wrede schon lange. Seit 1988 gibt es Laugenzuflüsse unbekannter Herkunft in den Salzstock, die dem Atommüll mittlerweile bedenklich nahe kommen. Aber die Arbeitsbelastung durch ihren Betrieb und andere Verpflichtungen ließen Frau Wrede nie die Zeit, sich kontinuierlich in einer Bürgerinitiative zu engagieren. Seit anderthalb Jahren kocht jetzt die Auseinandersetzung hoch. Die umliegenden Kommunen und der Kreis Wolfenbüttel fordern vom Land, den ASSE-II-Schacht nicht einfach zu schließen, sondern zumindest auch alle anderen Optionen zu prüfen. „Erst da“, sagt Frau Wrede, „wurde mir mit Schrecken klar, dass es für das Atommüll-Lager gar kein ordentliches Genehmigungsverfahren geben soll und dass ich als unmittelbar Betroffene vor Ort gar keine Möglichkeit mehr haben soll, meine Bedenken und Rechte geltend zu machen. Als unmittelbar Betroffene vor Ort will ich jetzt zumindest dies durchsetzen, dass die ASSE II nicht nur einfach geschlossen wird, sondern ein ordentliches atomrechtliches Verfahren stattfindet.“
Wenn das Land nicht bereit ist, den rechtlich gebotenen Weg zu gehen, ist Frau Wrede auch bereit dies einzuklagen. Sie wird dabei unterstützt von dem Hamburger Anwalt Nikolaus Piontek, der auch schon bei Gorleben und Schacht KONRAD Betroffene vertreten hat.
Unterstützung findet Frau Wrede vor allem aber vor Ort. Am 10. Februar wurde in Wolfenbüttel der ASSE-II-Rechtshilfefonds gegründet. Bisher haben 10 andere Betroffene Einlagen von je 1.500,- € eingebracht und mit einer Spendenkampagne sollen in den nächsten Monaten 40.000,-€ aufgebracht werden, um das weitere rechtliche Vorgehen zu finanzieren.
Claus Schröder vom Vorstand des ASSE-II-Rechtshilfefonds: „Wir sind Frau Wrede sehr dankbar, dass sie jetzt die rechtliche Klärung herbeiführen will, die wir alle schon so lange fordern. Bund und Land wollen in der ASSE-II ja faktisch ein Atommüll-Endlager errichten, sich aber um das atomrechtliche Genehmigungsverfahren drücken. Der Grund: Vor unseren Augen passiert in der ASSE II das schlimmste, was man sich bei einem Endlager vorstellen kann. Während der Einlagerzeit wurde behauptet, alles sei sicher. 10 Jahre später treten Laugenzuflüsse auf. Keiner weiß genau woher und wer ehrlich ist, muss auch zugeben, dass an diesem Standort keine Sicherheit mehr hergestellt werden kann.
Es ist schon schwer erträglich, wenn Herr Sander fordert, KONRAD in Betrieb zu nehmen und gar nicht genug Atommüll nach Niedersachsen bekommen kann, während er die Sicherheit bei der Altlast ASSE II nicht nachweisen kann. Um es klar zu sagen: Entweder die ASSE II hält einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren stand oder der Atommüll muss wieder raus.“
Hintergrund:
- Vom 4.4.1967 – 31.12.1978 wurden in die ASSE II 125.000 Fässer mit schwachaktivem und 1.300 Fässer mit mittelaktivem Müll aus Atomkraftwerken und der Kernforschungsanlage Karlsruhe eingelagert.
- Die Anlage wurde als „Forschungsbergwerk“ nach Strahlenschutzverordnung genehmigt. Weil mit der 4. Atomrechtsnovelle 1976 die Endlagerung erstmals rechtlich geregelt wurde, endete die Einlagerung in die ASSE II am 31.12.1978; ein ursprünglich geplantes Planfeststellungsverfahren für die ASSE II als Universalendlager wurde nie betrieben.
- Die benachbarten Bergwerke sind schon vor Jahrzehnten abgesoffen. Noch im Mai 1965 diskutierte der Umweltausschuß des Deutschen Bundestages, ob das damals noch geplante Endlager trotz vorhandener Wassereinbrüchen möglich sei. 1978 kritisierte eine unabhängige Studie die Gefahr des Absaufens der Anlage. Seit 1988 treten Laugenzuflüsse unbekannter Herkunft aus dem Neben- und Deckgebirge auf.
Claus Schröder (0160 / 1090742)
Vorstand: Angelika Herzog (Veltheim), Dr. Volker Crystalla (Braunschweig), Claus Schröder (Sickte)
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P.S. Administrator
Es wird noch einiges Wasser bis dann die Oker hinunterfließen, aber in diesem Zusammenhang seien Interessierte daran erinnert, dass am Freitag, den 14. September 2007 der Informationskreis für Raumplanung e. V. (IFR) eine Exkursion zur Asse Schachtanlage plant. (16.30 Uhr; Am Walde 2, 38319 Remlingen)