Arbeit abschaffen – mit ein-Euro Jobs?

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Lizenz zum Unkraut-Vernichten – Zum siebten Mal setzt die Stadt Ein-Euro-Kräfte ein, um Straßen und Plätze von Wildwuchs zu befreien

Quecke, Diestel und Gänseblümchen geht es in Braunschweig organisiert an den Kragen – sofern sie an Straßen und Plätzen auftreten, an denen Wildwuchs nicht gewünscht wird. 236 Langzeitarbeitslose sorgen dafür, dass sich Braunschweig gepflegt präsentiert.[…]

(Wildwuchs aus den Heimatblättern)

Nach Beschreibung der heimatlichen Wildkrautidylle beschreibt uns die BZ, was denn so toll an einem Ein-Euro-Job ist.

[…]Er bietet Arbeitslosengeld-II-Empfängern in der Bereichen Gastronomie und Gartenbau durch so genannte Ein-Euro-Jobs Arbeitsgelegenheiten und Qualifikationsmöglichkeiten, die im Idealfall in den ersten Arbeitsmarkt münden.[…]

 

ARGE-Mitarbeiter Bräsig beim überprüfen der Ein-Euro-Jobber*

Tut er das?
Das “Wildkrautprojekt” bietet der Stadtverwaltung lediglich Gelegenheit, billige Arbeitskräfte zu rekrutieren, statt diese Aufgabe qualifizierten Unternehmen zu übertragen. Wenn allerdings Arbeitslose diese Aufgaben übernehmen, die einen tatsächlichen Wert für die Gesellschaft darstellen, sollte ihr Engagement entsprechend honoriert werden. Eine derartige Almosen-Entlohnung ist unwürdig und schafft keine weiteren sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Leidlgich zwei Prozent solcher Jobs münden tatsächlich in ein festes Arbeitsverhältnis, das dürfte sich mittlerweile herum gesprochen haben. Wieso die BZ dennoch die alten politischen Pseudo-Argumente zu dieser Art „Beschäftigungsgelegenheit“ hervorkehrt, müsste auch längst klar sein.

Notwendige Arbeit soll gut bezahlt werden
1-Euro-Job-Anbieter und Jobber sollten eher das Problem statt Wildkraut an der Wurzel packen und prüfen, ob die vorgesehene Tätigkeit solche Arbeitsplätze verhindert oder sogar den Tatbestand der Schwarzarbeit erfüllt. Informationen bieten hierfür die Handwerks- oder die Industrie- und Handelskammer, aber auch ein Betrieb der jeweiligen Berufsgruppe kann und wird da gern behilflich sein.

Gebot der Zusätzlichkeit – Wettbewerbsverzerrung
Von Zusätzlichkeit – einer Grundbedingung für Ein-Euro-Jobs – kann hier wohl auch keine Rede sein – gehört die Pflege von Grünanlagen nicht längst zu den städtischen Pflichtaufgaben, die wir alle anhand unserer Steuerabgaben bereits gezahlt haben? Gibt es überhaupt „zusätzliche“ Arbeit?

Bezahlen wir damit nicht sogar doppelt und dreifach

a) per Steuern, dass die Pflege überhaupt gemacht wird.
b) Arbeitslosenversicherungsbeitrag, um Erwerbslose und uns selbst im Falle unserer Arbeitslosigkeit grundlegend versorgt zu wissen.
c) Die Löhne (gering zwar) und die Subventionen für solche Jobs.

Sind wir etwa so blöd, dass wir uns unsere eigenen Arbeitsstellen wegrationalisieren, weil es ja genügend Geringbeschäftigte im Niedrigstlohnsektor gibt, die wir sogar noch selbst bezahlen, damit sie unseren Arbeitsplatz prima einnehmen können?…

fragt Ulensp Question egel

P.S: Merkwürdig auch, dass derzeit außerhalb unseres örtlichen „Presse-Äquators“ gerade Diskussionen über den Missbrauch von Ein-Euro-Jobs laufen – http://www.haz.de/newsroom/politik/zentral/politik/deutschland/art667,645212 – nur die BZ macht „Wilde Kräuter-Idyllen“ auf und redet von „Vernichtungslizenzen“…

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