Altholz ist eine knappe Ware!

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Heizkraftwerk Mitte. Foto: BS-Energy

Reichen die vorhandenen Altholzmengen für das neue Braunschweiger Biomasse-Heizkraftwerk?

In zwei Interviews mit der Braunschweiger Zeitung (21.12.2018, 7.11.2019) stellte der damalige Vize-Vorstand von BS-Energy, Paul Anfang, fest: „Im Umkreis von 250 km sind pro Jahr drei bis vier Millionen Tonnen Altholz verfügbar – wir brauchen 180 000 Tonnen. Die Holzversorgung ist gesichert.“ Diese Aussage schien gegen jeden Zweifel erhaben zu sein. Es hörte sich so an, dass das Holz an verschiedenen Ecken in Deutschland bereit stünde und nur abgeholt werden müsste. Aber stimmt das?

Im Text 115/2019 „BioRest: Verfügbarkeit und Nutzungsoptionen biogener Abfall- und Reststoffe im Energiesystem“ prognostizierte das Umweltbundesamt ein Potenzial von 10 Millionen Tonnen Altholz pro Jahr. Die Summe setzt sich zusammen aus 8,9 Millionen Tonnen aus Deutschland und 1,1 Millionen Tonnen Importholz. Die UBA-Daten lieferte ein Bericht des Institutes Trend Research „Markt für Altholz in Deutschland bis 2030“ aus dem Jahr 2017. Von diesem Potential gehen 1,3 Millionen in die stoffliche Nutzung, vor allem Spanplattenherstellung, 8,4 Millionen in die energetische Nutzung und 0,3 Millionen in den Export. Damit wird das gesamte Potential auch verbraucht. Wo sind die drei bis vier Millionen Tonnen in der Hälfte Deutschlands, auf die BS-Energy zurückgreifen will? War das eine Fehleinschätzung oder Falschaussage von Herrn Anfang?

Altholz liegt nicht überall herum, sondern ist ein knappes Gut. In Prognosen wird darauf hingewiesen, dass die Nutzungskonkurrenz in Zukunft größer wird. So soll die Spanplattenproduktion aus Altholz ansteigen, auch wird die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken und Zementwerken überlegt, ebenso die Kraftstoffherstellung.

Wenn Altholz ein knappes Gut ist, wäre eine mögliche Konsequenz eine Verteuerung am Markt. Das könnte der Braunschweiger Nutzer von Fernwärme zu spüren bekommen. Im Zusammenhang mit dem Artikel vom 2.5.2021 im Braunschweig-Spiegel (Woher wird das Holz für Biomasse-heizkraftwerke in Deutschland kommen?, siehe hier) sind folgende Fragen an BS-Energy offen:

  • Wie kam es zu den Aussagen von Herrn Anfang 2018 und 2019, dass drei bis vier Millionen Tonnen Altholz für BS-Energy zur Verfügung stehen?
  • Wie wird aktuell die Verfügbarkeit von Altholz eingeschätzt?
  • Wie verhält sich BS-Energy, wenn nicht genügend Altholz zu bekommen ist?
  • Ist mit einer Verteuerung der Fernwärme zu rechnen?

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