Zwischen Kennedy-Platz und Berliner Platz – Braunschweigs neue Mitte?

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Von Jonny84 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Von Friedrich Walz, BIBS-Vertreter im Bezirksrat Innenstadt

Seit 1975 beträgt die Einwohnerzahl Braunschweigs im Durchschnitt 250.000 Menschen.

Die Digitalisierung und Transformation in allen gesellschaftlichen Bereichen wird es schwer machen, die Einwohner- und Beschäftigtenzahl in den nächsten 10 Jahren zu halten.

Die E-Mobilität und das Ziel, klimaneutral zu werden, werden die Stadt stark herausfordern. Ressourcen und Energie vorrangig für die Bestandspflege zu verwenden, stehen unter diesem Vorbehalt. Privathaushalte, Wirtschaft und öffentliche Verwaltungen stellen Klimaschutzpläne auf, um ihre CO2- Fußabdrücke nicht zu erhöhen oder besser ihr CO2-Konto nicht zu überziehen.

Seit nunmehr 60 Jahren hat sich der Stadtbezirk mit Kurt-Schumacher-Straße, Viewegs Garten Atrium Center und Berliner Platz im Bestand erhalten und bewährt. Damit hat er denkmalwürdige Bedeutung gewonnen. Aus folgenden Gründen ist dieser Bezirk baulich nicht zu verändern:

Die Sichtachsen auf das denkmalgeschützte und identitätsstiftende Bahnhofgebäude müssen frei bleiben. Eine dichte Bebauung auf dem Berliner Platz, an der Kurt-Schumacher-Straße und in den Viewegs Garten hinein, geht an dem zukünftigen Bedarf an Büro- und Einzelhandelsflächen vorbei oder führt zu Leerständen in anderen Gebieten in der Stadt. Eine CO2-neutrale Bauweise ist weder geplant noch gewollt. Selbst eine Wohnbebauung im denkmalwürdigen Viewegs Garten verbietet sich. Eine Erweiterung der Fläche um den Park als Park verbraucht soviel Co2 Last, die frühestens in 30 Jahren neutralisiert wird. Die heutige verkehrsarme Kurt-Schumacher – Straße wird mit Fortschreiten der E- Mobilität ihre vorhandenen Fahrbahnen dringend benötigen, um mobilitätsgerecht zu bleiben. Das gleiche gilt für den Berliner Platz. Beide haben auch eine wichtige, Stadtklima regulierende Wirkung. Es ist einmalig in Europa, wie nachhaltig mit beiden Verkehrs- und Freiflächen in den letzten 60 Jahren umgegangen wurde. Das schützenswerte Atrium Center muss im Bestand energiesparend verbessert und dort einwohnernahe Angebote gemacht werden, um es weiter zu beleben.

Die am 4. Juli vorgestellte Planung der Stadtverwaltung offenbart rücksichtsloses Wachstum zum Schaden anderer Standorte und läuft dem eigenen Klimaschutzkonzept entgegen.

2 Kommentare

  1. „Die heutige verkehrsarme Kurt-Schumacher – Straße wird mit Fortschreiten der E- Mobilität ihre vorhandenen Fahrbahnen dringend benötigen, um mobilitätsgerecht zu bleiben.“
    Dieser Satz irritiert mich doch sehr, weil ich ihn so verstehe, dass Sie im Rahmen der Verkehrswende eher mehr als weniger Autoverkehr in der Zukunft sehen. Nach meinem Verständnis der Verkehrswende ist es das Ziel, neben der Änderung der Antriebsform von Autos (Elektro statt Verbrenner) vor Allem auch Verkehr vom Auto weg zum Umweltverbund (Bahn, Bus, Fahrrad, Fußverkehr) zu verlagern. Dann würde eigentlich ja eher weniger als mehr Fläche für das Auto benötigt. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären und wie steht die BIBS insgesamt zu diesem Thema? Danke!

  2. Sehr geehrter Herr Walz,

    Ihre Argumente kann ich zwar inhaltlich verstehen, aber nicht nachvollziehen.
    Ist es da wirklich so schön, angenehm zu verweilen und zweckmäßig?
    Ist es das, was eine lebenswerte Stadt ist?
    Ist es ein sinnvoller Umgang mit unseren Stadtflächen?

    Soll da wirklich alles bleiben wie es ist?
    Das wäre aus meiner Sicht nicht nur konservativ, sondern reaktionär.

    André Voermanek

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