Wie die katholische Kirche Kindesmissbrauch ermöglicht

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Justus von Daniels (Correctiv)

Dieser Fall stellt einiges auf den Kopf und könnte für die katholische Kirche schwere Folgen haben. 

Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk zeigen wir exklusiv eine neue Dimension im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Es geht um die Verantwortung der Vorgesetzten bis hin zum ehemaligen Papst Benedikt XVI. 

Erstmals berichtet ein Opfer über jahrelangen Missbrauch durch den notorisch pädokriminiellen Priester H. zu einer Zeit, in der der Pfarrer unter genauer Beobachtung durch seine Vorgesetzten stand.

Hier verwebt sich ein individueller Fall mit dem System der katholischen Kirche, das durch das Machtgefälle und den bewusst milden Umgang mit dem Täter den Missbrauch erst möglich machte:

Missbrauch in der katholischen Kirche: Fall in Bayern zeigt Mittäterschaft der Bischöfe (CORRECTIV)

Mich hat es persönlich tief bewegt, was uns das damalige Opfer berichtet hat. Der Missbrauch ging über Jahre und er liegt nicht in ferner Vergangenheit, sondern ging bis zum Jahr 1994. Stefan war damals genauso alt wie ich es war. Ich erinnere mich, welche Musik ich in der Zeit als Jugendlicher gehört habe, wie unbeschwert wir lebten, während Stefan in den Fängen eines pädokriminellen Priesters war und nachts ins Pfarramt schlich. 

Die Kirche wird sich dem Fall stellen müssen, ein Anwalt will die Bischöfe anzeigen. Und schon nächste Woche wird ein unabhängiges Gutachten im Auftrag der Kirche veröffentlicht werden, in dem es auch um diesen Fall gehen soll.

Der BR bringt dazu ein Radiofeature und berichtet heute Abend um 21:15 in der TV-Sendung kontrovers mit den Stimmen des Opfers und von Gemeindemitgliedern, die Aufklärung fordern.

Einige von Ihnen werden sich erinnern, dass wir 2020 schon mal über den Fall H. berichtet haben. Damals war kein Missbrauchsfall aus Garching bekannt, der Gemeinde, in der H. über 20 Jahre tätig war. Erst danach meldeten sich viele, die wussten, was geschah. Die neue Recherche schließt damit einen Kreis und weist klarer als je zuvor auf die Verantwortung der Kirchenvorgesetzten hin.

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