Es war klar, bei einem Zuwachs von 35.000 qm Verkaufsfläche allein im Schloss-Kaufhaus mußte es Einbußen im Innenstadtbereich geben. Das haben damals schon die Wirtschaftsredaktionen der großen, überregionalen Zeitungen unabhängig voneinander vorhergesehen. Es hieß: „Warten Sie drei Jahre ab.“ Nur in Braunschweig wollte man von diesen Prognosen nichts hören. Es wurde gebaut. Selbst neue Geschäftsflächen im Schloß-Carree, im Schatten der ECE-Arkaden, präsentieren sich dem Besucher als hässliche Leerstände.
Der ewige Schönredner, der Vorsitzende der Innenstadtkaufleute Herr Volkmar von Carolath, räumt ein, daß nun auch Ketten ihre Zweitläden im alten Innenstadtbereich nach und nach aufgeben. Vor einiger Zeit konnten wir lesen, dass GEZI und WMF am Damm schließen mussten. Das waren beides alte Traditionsgeschäfte. In den letzten zwei Jahren sind viele dieser bekannten Inhaber-geführten Geschäfte aus dem Stadtbild verschwunden. Billigläden sind dafür neu eingezogen – sie führen ein Nomadenleben.
ECE verwaltet inzwischen vier große Center in der City. Das Verschwinden der Fachgeschäfte hätte mit ECE aber nichts zu tun, meint Herr von Carolath.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht auch den Leerstand im City Point, ebenfalls von ECE verwaltet. Eigentümerin des Welfenhofes und der Burgpassage ist der Versicherungskonzern Allianz. Das Management wurde allerdings dem Marktführer ECE übertragen.
Die Firma C&A ist umgekehrt aus dem ECE-Kaufhaus ausgestiegen und betreibt ihr Geschäft nur noch weiter am alten Stammsitz in den Münzstrasse. Die hohen Mieten in 1a-Lagen können nur noch die Ketten zahlen; sie lassen aber keine Gewerbesteuern hier in der Stadt.
Nun schließt die Buchhandlung Thalia am Hutfiltern. Auch das war absehbar. Die Sprecherin erläuterte, die Verkaufsfläche, etwa 3000 qm, sei trotz der guten Entwicklung langfristig zu groß gewesen. Da beschränke man sich jetzt auf die 1000 qm in den Arkaden. Zu beklagen ist jetzt der Verlust von 50 Arbeitsplätzen; darunter auch die der Auszubildenden? Den Mund zu voll genommen, falsche Hoffnungen geweckt: Das fällt dem Beobachter dazu ein. Thalia ist die zweitgrößte deutsche Buchhandelskette in unserem Land und überzieht mit 238 Buchhandlungen die Städte.
Da lobe ich mir die eingeführte, renommierte und mehrfach ausgezeichnete Buchhandlung Graff. Lange schon hat sich Geschäftsführer Joachim Wrensch mit der ausgelobten sogenannten neuen Mitte befasst. Vieles war einfach vorhersehbar. Vieles ist nach und nach eingetreten.