Volkes Stimme

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97 % der Anrufer bei der Braunschweiger Zeitung haben sich dagegen ausgesprochen, deutsche Soldaten in einen Kampfeinsatz in Afghanistan zu schicken (1.2.2008). Mögen die Zahlen zustande gekommen sein, wie sie wollen – sie lassen keinen Zweifel an der Tatsache, dass der jetzt von den USA nachdrücklich geforderte Kampfeinsatz deutscher Soldaten von einer übergroßen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird.

Wir erinnern uns: Nach dem 11. September 2001 wussten die USA angeblich nichts Wirksameres zur Bekämpfung Bin Ladens als einen Krieg gegen Afghanistan. Die NATO wurde ins Boot gepresst durch Ausrufung des Bündnisfalles, und Kanzler Schröder zeigte sich als williger Erfüllungsgehilfe, der seine rot-grünen Gefolgsleute mit Rücktrittsdrohungen zum Mitmachen zwang. Die Begründung lieferte dann Struck, der die Verteidigung der Freiheit am Hindukusch propagierte. Im Licht der Irak-Intervention wird allerdings deutlich, dass es auch in Afghanistan um ganz andere Dinge, beispielsweise um mögliche Öl-Pipelines ging.

Die Amerikaner besaßen und besitzen weder eine Aufbau- noch eine Exit- Strategie für das Land, in dem nach über 30 Jahren Bürgerkrieg die Warlords das Sagen haben. Und die Deutschen, die sich (sieht man von den KSK-Gruppen ab) auf zivile Zwecke konzentriert hatten, wurden Schritt für Schritt immer tiefer in die Kämpfe verwickelt. (Dass zwischen „friedlichem“ ISAF-Mandat und der „Operation Enduring Freeedom“ kaum noch zu trennen ist, wird unverhohlen zugegeben.) Jetzt ist die Salami-Taktik an den Punkt gekommen, an dem die Deutschen ganz offen kämpfen sollen, so der dringende Wunsch der USA, denen das Wasser bis zum Hals steht.

Die deutsche Bevölkerung, die dem Afghanistan-Einsatz bisher eher gleichgültig gegenüber stand, scheint aufzuwachen. Auch in Braunschweig. Dass die sonst eher regierungskonforme Braunschweiger Zeitung offen über die Missstände beim Afghanistan-Einsatz (mangelnde Ausrüstung ua.) sowie die desolate militärische Situation (31.1.08) berichtet, zeigt, dass sie mit einem Umschwung der mentalen Großwetterlage bei ihren Lesern rechnen.

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