Rätselhafter Osten

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Vergebliches warten auf die Wagenlenkerin Brunonia – Polnischer Fahrer lag schlafend in seiner Koje“
Glosse zum Artikel in der BZ

Wie Herr Jonscher in der BZ vom 7. Mai zum Besten gab, hat er aus sicherer Quelle erfahren, das es vor allem auch Schuld eines ‚pennenden’ polnischen Kraftfahrers war, dass die termingerechte Errichtung der Rietschel-Quadriga -und somit auch die groß angekündigte spektukuläre Enthüllung derselben- ins Wasser gefallen ist. Hoffmann und Borek stehen mit weißer Weste da; alles war bestens vorbereitet; erst in letzter Minute vermasselte ein Ausländer alles.

Wir wissen laut Jonscher nur durch Zufall davon: Zufällig sieht ein Mitarbeiter der Borek-Stiftung auf einem Parkplatz ca. zwei Stunden vor der deutschen Grenze den Lastwagen mit der Brunonia, er hält an, stellt den Fahrer zur Rede, der da schon sieben Stunden pennt, während doch die Zeit schon mehr als knapp ist! Und der hat keinen Beifahrer und noch nicht mal dringend benötigten 1000 € für Diesel und Öl und will sogar noch wegen der strengen deutschen Behörden weiterschlafen, weil er schon so lange unterwegs sei.

Eine sehr glaubhafte Geschichte, denn dass die Polen unzuverlässig sind, weiß man aus Erfahrung.

Ein Blick auf die Landkarte macht aber erst das ganze Ausmaß polnischer Inkompetenz deutlich. Posen liegt nur 180 km von der deutschen Grenze entfernt. Die Autobahn zwischen Posen und Frankfurt/ Oder befindet sich im Ausbau; wieweit sie fertig gestellt ist, war auf die Schnelle nicht zu ermitteln. Anzunehmen ist jedoch, dass eine Fahrt von Posen nach Frankfurt/ Oder auch mit einer zerlegten Brunonia im Gepäck nicht länger als vier Stunden dauert. Da der Fahrer ungefähr zwei Stunden vor der deutschen Grenze schlafend entdeckt wurde, ist er -von Posen aus gerechnet- höchstens zwei Stunden unterwegs gewesen, als er beschloss, erst mal zu ratzen. Der Pole behauptete aber, dass er schon sooo lange unterwegs gewesen sei. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder der Pole lügt. Er macht einfach mal eben sieben Stunden Nickerchen, obwohl er gerade mal zwei Stunden unterwegs ist. Oder für den Polen war Posen nur Zwischenstation: Er kam schon übermüdet aus Odessa mit einer Ladung Krimsekt, lud in Posen nur die Kisten aus und wurde dann mit der Brunonia bepackt. In diesem Fall stellt sich die Frage, warum die Spedition keinen frischen Fahrer genommen hat. Hat die Giesserei vergessen, der Spedition zu sagen, dass die Brunonia eiligst nach Braunschweig muss? Obwohl doch bei Verspätung sicher saftige Vertragsstrafen drohen? Oder war in der ganzen grossen Stadt Posen kein frischer LKW-Fahrer aufzutreiben und auch kein zweiter Fahrer, der als Beifahrer getaugt hätte? Fragen über Fragen.
Und dann das fehlende Geld für Öl und Diesel! Warum macht der Mann denn nicht beim Start in Posen, gerade mal 100 km ist es her, den Mund auf? Oder ist der Kerl frisch und mit viel Geld in Posen gestartet, um sich dann im nächsten Autobahnpuff für 1000 € einen anzuzwitschern und dann seinen Rausch auszuschlafen? Plante er als nächstes, die Brunonia beim Buntmetall-Händler zu versetzen? Verhinderte der Mitarbeiter der Borek-Stifung unwissentlich eine Freveltat, als er den Polen zur Raison brachte?

Welch ein Zufall übrigens, dass ausgerechnet ein Mitarbeiter der Borek-Stiftung zugegen war, als der Pole poofte. Nun gut, vielleicht war er gerade in der Posener Giesserei gewesen, um ein Köfferchen mit Bargeld abzugeben. Der bargeldlose Zahlungsverkehr gen Osten … : ein Problem. Und dann fährt er heim nach Deutschland und lässt den Blick absichtslos schweifen auf die vorbeirauschenden Parkplätze, wo er dann ganz zufällig die offen und weithin sichtbar zu Tage liegende Brunonia (verdeckt hätte er sie ja nicht erkennen können) auf einem Lastwagen wahrnimmt. Er erkennt sie sofort mit sicherem Blick – obwohl er unmöglich mit ihr rechnen kann, da er sie längst glücklich in Braunschweig wähnen muss. Tageslicht ist wohl schon genug da, denn im Osten geht die Sonne früher auf. Das ganze passiert nämlich kaum nach 6 Uhr 30 morgens.

Diese Uhrzeit lässt sich aus dem Umstand schliessen, dass die Brunonia in Braunschweig laut Jonscher kurz nach Mittag eintraf. Die deutsche Grenze aber war vom Ort des mysteriösen Zusammentreffens des Polens mit dem Abgesandten der Borek-Stiftung noch zwei Stunden entfernt. Der Pole musste zudem nach seiner Entdeckung erst mal überzeugt werden, überhaupt loszufahren –das braucht Zeit, vor allem, wenn man bedenkt, das die Verständigung zwischen Deutschen und Polen im allgemeinen nicht ganz einfach ist: „Nie rozumiem“ („Ich verstehe nicht“) wird der Pole erstmal gesagt haben, als der Deutsche ihm etwas wie „höchste Eisenbahn“ erzählte –und dann entspann sich ja jenes detaillierte Gespräch zwischen dem Polen und dem Deutschen, von dem Jonscher uns zu berichten wusste: dass er (der Pole) schon so lange unterwegs sei, dass die deutsche Polizei so streng sei usw., usw. Das mit Händen und Füssen mitzuteilen – das dauert. Von Frankfurt/ Oder bis Braunschweig sind es dann nochmal ~350 km, 3 ½ Stunden muss man da schon mindestens rechnen, mit einer Brunonia im Gepäck. Also ziehe man insgesamt von kurz nach Mittag mindestens 6 Stunden ab und kommt so auf spätestens 6 Uhr 30 Uhr als Zeitpunkt der besagten schicksalhaften Begegnung. Wenn der Borek-Stiftungs-Abgesandte aber an diesem Treffpunkt spätestens um 6 Uhr 30 morgens war, muss er in Posen spätestens um 5 Uhr 30 losgefahren sein. Zähneputzen muss für ihn dann um spätestens 5 Uhr gewesen sein. Unmöglich ist das nicht. Aber warum der Aufbruch zu so nachtschlafener Zeit? Spielschulden? Von der Geliebten rausgeworfen? Aus Versehen Polenwitze gerissen?

Rätselhafter Osten!

Herr Jonscher, bitte unbedingt weiter recherchieren. In dieser Geschichte ist Potential!

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