Neue Erkenntnisse: „Pestizide“ auf Äpfeln aus Südtirol

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Zur Sache

Der Apfelanbau ist in der nördlichsten Region Italiens enorm erfolgreich. Jeder zehnte Apfel in der EU kommt aus Südtirol. Rund eine Million Tonnen Äpfel werden jede Saison geerntet. Die 7.000 Apfelbauern erwirtschaften über die zentralen Obstgenossenschaften jährlich 600 Millionen Euro Umsatz. Die ehemals armen Bauern haben es dadurch zu Wohlstand gebracht. Und davon profitiert auch die Region. Doch das hat seinen Preis.

Nach eigenen Aussagen spritzen die Bauern bis zu 20-mal pro Saison. Dabei kommen bis zu 60 Wirkstoffe zum Einsatz. Die Gifte garantieren hohe Erträge und Äpfel ohne Makel. Andererseits sind viele nachweislich für Menschen, die Umwelt und viele Tierarten gefährlich. Die Kommune Mals wollte sich mit der Volksabstimmung gegen die Apfelplantagen zur Wehr setzen.

Bis heute gehen die Apfelbauern und ihre Genossenschaften vor Gericht. Wegen übler Nachrede mussten sich der Dokumentarfilmer Alexander Schiebel und Karl Bär, der Agrarreferent des Münchner Umweltinstituts, vor dem Bozener Landesgericht verantworten. Der Umweltaktivist hatte massiv den Pestizideinsatz kritisiert und von „Pestizid-Tirol“ gesprochen. Wäre Bär verurteilt worden, hätte ihm Gefängnis gedroht. Über 1.300 Apfelbauern und Arnold Schuler, in der Südtiroler Landesregierung für Landwirtschaft und Tourismus zuständig, zogen gegen Bär vor Gericht. Doch Bär wurde freigesprochen.

Die Untersuchung

Das „Umweltinstitut München e.V. konnte nun die reale Spritzpraxis in einer intensiv bewirtschafteten Anbauregion auswerten und in einem Bericht veröffentlichen. Grundlage dafür waren Spritzhefte Südtiroler Obstbäuerinnen und -bauern aus dem Jahr 2017, die im Pestizidprozess gegen den damaligen Agrarreferenten Karl Bär von der Staatsanwaltschaft als Beweismittel sichergestellt wurden.

In den Daten sind 590.000 Spritzeinsätze dokumentiert. Von März bis September 2017 gab es demnach keinen Tag, an dem im Vinschgau nicht gespritzt wurde. Auf einer Apfelplantage wurden durchschnittlich 38 Einsätze in der Saison verzeichnet. (Zusammenfassung der Studie)

Angeblich Integrierter Obstbau

Am Herbizideinsatz zeigt sich, ob ein Betrieb den intergrierten Obstbau eingeführt hat. Angeblich vollziehen alle Betriebe diese umweltfreundliche Anbaumethode. Doch über 90 Prozent der untersuchten Betriebe setzten Herbizide, und hier insbesondere das umstrittene Glyphosat ein, um die Begleitflora (Unkräuter) zu bekämpfen. Herbizide machten alleine fast zehn Prozent aller Anwendungen aus. Ihr Einsatz im Apfelanbau ist jedoch überflüssig, da erprobte und risikoarme mechanische Alternativen zur Regulierung von Begleitflora bestehen.

Hinweis: Verzehren Sie nie die Apfelfruchtschale in der Stielgrube in dem der Stiel des Apfels eingewachsen ist. Auch dann nicht, wenn Sie den Apfel gewaschen haben. In ihm sammeln sich die Rückstände der Pestizide.

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