KORK – der enkeltaugliche Rohstoff

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Korkeiche in der Algarve in Portugal. Foto: Hannes Grobe, Wikipedia

Von Friedrich Walz

Die Korkeiche (Quercus suber L.) ist Lieferant für K O R K. Die Korkeiche liefert auch beliebtes Holz und aus ihr wird auch Holzkohle hergestellt. Die Eicheln sind begehrtes Kraftfutter für Schweine und Zugvögel, z.B. Kraniche. Kurz: Die Korkeiche ist der Baum der Nachhaltigkeit.

Frühestens alle neun Jahre darf die Borke abgeschält werden, ohne dass der Baum Schaden erleidet. Eine Korkeiche kann so ohne Weiteres 20 Mal in ihrem Leben ihre Rinde nachwachsen lassen Die Korkgewinnung ist somit wirtschaftlich interessant. Die Welternte liegt seit einigen Jahren bei 200.000 Tonnen.

Vor allem Korkeichenwälder in Spanien und Portugal sind Habitate für seltene Tiere und Pflanzen, vergleichbar mit Urwäldern. Sie schützen das Land vor Wüstenbildung und speichern viel CO2. Sie beschäftigen viele Menschen in der Landwirtschaft und bieten sanften Tourismus.

Aus Kork kann man wegen seiner zahlreichen einmaligen physikalischen und chemischen Eigenschaften fast alles herstellen. Vom einfachen Schwimmer fürs Angeln, angenehmen Fussbodenbelag, bis zu Hightech-Produkten. Auch Kunsthandwerker/-innen und Künstler bedienen sich dieses Werkstoffes Kork.

Kork hat eine fünftausendjährige Kulturgeschichte, in der Verschlüsse aus Kork der verschiedensten Art bis heute das bedeutendste Produkt ist. Wenn Korken z. B. bis zu 50 Jahre eine Flasche verschlossen und diese nochmal länger im Keller gelegen haben und dann granuliert werden, um damit ein neues Haus 50 bis 100 Jahre zu dämmen, ist Kork einer der wenigen Rohstoffe, die eine so nachhaltige und werthaltige Bilanz aufweisen können. Um das bewusst zu machen, dient das folgende Projekt:

K o r k r e c y c l i n g in Braunschweig

1995 begann das Umweltzentrum Braunschweig e.V. (UWZ) sein Korkensammelprojekt. Die Müllpolitik Braunschweigs gab mit den Anreiz, Möglichkeiten und Wege zur Verminderung der Abfallberge durch Wiederverwertung von Wertstoffen aufzuzeigen. Laut Statistik konsumierte 2018 jeder Bundesbürger 28,8 l Wein, was 41 Flaschen mit 0,7 l Inhalt entspricht. Nur noch ca. 50 % der Weinflaschen werden in Deutschland mit Korken verschlossen. Die CO2-Belastung von Flaschenverschlussarten steht in folgenden Verhältnis: Naturkorken 1 – Plastikverschluss 10 und Alu-Drehverschluss 24 Mal höher. Korken landen häufig leider noch auf Deponien oder meistens in der Müllverbrennung. Diese Situation gilt es durch Aufklärung zu ändern.

Insbesondere Wein- und Sektkorken können nur ohne Anhaftungen recycelt werden. Korkmaterialien, die Metall-, Holz-, Leim- und Plastikreste enthalten, gehören nicht in eine Sammlung. Für die Korkensammlung in der Region um Braunschweig relevant sind lediglich Flaschenkorken, da diese ohne viel Aufwand weiterverwendet werden können.

Von 1995 bis Ende 2019 hat das Umweltzentrum Braunschweig rund 44.000 kg oder ca. 8.000.000 Korken gesammelt. Allen die mitgeholfen haben, insbesondere auch Braunschweiger Gastronom/-innen sei herzlich gedankt für die Kooperation!

Ehrenamtliche Helfer entfernen von den in Säcken, Kartons oder Tüten in den Korksammelstellen des Umweltzentrums angelieferten Korken vorhandene Fremdstoffe, insbesondere Plastikstopfen. Anfangs wurden die Korken an Beschäftigungsbetriebe geliefert, die aber vor drei Jahren ihren Betrieb aus Kostengründen eingestellt haben. Seit 2016 wird vom UWZ Granulat in einer Körnung von 0,1 bis 10 mm aus Korken hergestellt und als Dämmmaterial an umweltbewussten Bauherr/-innen verkauft, um mit dem Erlös wieder Umweltprojekte zu fördern.

Dieses gemeinnützige, soziale und ökologische Projekt dient dazu, Nachhaltigkeit am Beispiel Kork zu veranschaulichen. Die Beteiligten sind rund 40 Sammelstellen, Mitglieder und Förderer des Umweltzentrums, die Angehörigen der Otto-Bennemann-Schule, einer Berufsbildenden Schule in Braunschweig, Ausbildungsbetriebe und Freiwillige auch Flüchtlinge. Unterstützt wird das Projekt vom Weltmarktführer für Korken, einem Hersteller für Korkprodukte und einem Blockhaushersteller. Dieses auf Dauer angelegte Bildungsprojekt für nachhaltige Entwicklung hat damit ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland – vielleicht in Europa.

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