Greenpeace – Studie: NATO ist Russland militärisch weit überlegen

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Vorbemerkung der Redaktion: Der Generalinspekteur der Bundeswehr sagt voraus, dass Russland in fünf bis acht Jahren NATO-Gebiet angreifen könnte, der Verteidigungsminister fordert Milliarde um Milliarde Mehrausgaben für die Bundeswehr, um Deutschland „kriegstüchtig“ zu machen, Herr Habeck hält den Beschluss für ein weiteres „Sondervermögen“ für die weitere Aufrüstung noch vor den Neuwahlen für unabdingbar, inzwischen mehren sich die Stimmen, dass man nicht 2, sondern 3 Prozent vom Sozialprodukt für die Rüstung ausgeben müsse – und spätestens nach der Wahl von Donald Trump behandeln es viele Politiker und Journalisten wie eine ausgemachte Sache, dass die NATO nun noch viel stärker aufrüsten müsse. In dieser Situation tritt nun Greenpeace mit einer Studie an die Öffentlichkeit, die all diese Aussagen Lügen straft oder als grob irreführend erscheinen lässt: „Wann ist genug genug? Vergleich der Kräfte von NATO und Russland“. Greenpeace ist angetreten, um für den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu arbeiten; Kriege wie die offenbar grenzenlose Aufrüstung sind Schläge gegen diese natürlichen Lebensgrundlagen, sie verschleudern auch dringend benötigte Mittel für den Schutz der Umwelt und des Klimas. Daher trägt die Organisation auch völlig zu Recht das -peace in ihrem Namen. a.m.

Wann ist genug genug? Vergleich der Kräfte von Nato und Russland

Von Greenpeace Deutschland

Wer hat die Oberhand: die Nato oder Russland? Eine neue Greenpeace-Studie zeigt, dass die Nato in fast allen Dimensionen Russland überlegen ist – und trotzdem weiter aufrüsten will. 

Die Nato ist Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen. Auch ohne USA.  Selbst die europäischen Nato-Staaten für sich genommen liegen in Militärbudget, Truppenstärke und Großwaffensystemen vor Russland. Das ist das Ergebnis der Studie “Wann ist Genug genug – ein Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands” der Friedensforscher Herbert Wulf und Christopher Steinmetz im Auftrag von Greenpeace. Die Studie beleuchtet das militärische Kräfteverhältnis zwischen Nato und Russland und kommt zu dem Ergebnis, dass ein grundlegender Perspektivwechsel in der Sicherheitsdebatte Europas notwendig ist.

„Die russische Aggression gegen die Ukraine hat in Deutschland einen angstgetriebenen Aufrüstungsreflex ausgelöst, obwohl die Nato Russland militärisch deutlich überlegen ist. Verteidigungsminister Pistorius sollte daher die Angst in der Bevölkerung nicht weiter schüren. Die massiven Strukturprobleme der Bundeswehr löst er damit nicht.“

Dr. Alexander Lurz, Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung

Studienergebnisse im Detail

Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend gewandelt. Die Nato betrachtet Russland mittlerweile als die größte Bedrohung für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum. Sicherheitsmaßnahmen werden zunehmend mit steigenden Militärausgaben für die Nato gleichgesetzt, während die Rhetorik der Aufrüstung den politischen Diskurs dominiert. Doch wie steht es tatsächlich um das militärische Potenzial von Nato und Russland? Die Ergebnisse der Studie für die einzelnen Bereiche

  • Überlegenheit der Nato in Zahlen: Die militärischen Kapazitäten der Nato übertreffen die Russlands in nahezu allen Aspekten. Die NATO-Staaten geben etwa zehnmal mehr für ihre Verteidigung aus als Russland – 1,19 Billionen US-Dollar im Vergleich zu 127 Milliarden US-Dollar. Selbst ohne die USA bleibt die Nato finanziell überlegen.
  • Technologische und operationale Überlegenheit: In der Bewertung der Waffentechnologien zeigt sich, dass die Nato in Schlüsselbereichen wie Kampfflugzeugen und Panzern deutlich im Vorteil ist. Russlands Bestrebungen, moderne Systeme zu entwickeln, werden durch wirtschaftliche und technologische Engpässe stark eingeschränkt.
  • Truppenstärke und Einsatzbereitschaft: Mit über drei Millionen aktiven Soldat:innen hat die Nato auch in Bezug auf die Truppenstärke die Nase vorn. Russland kann lediglich 1,33 Millionen aktive Soldat:innen mobilisieren, eine Zahl, die durch steigende Verluste und sinkende Rekrutierungszahlen weiter geschmälert wird. 
  • Ungleichgewicht in der Rüstungsindustrie: Die Rüstungsindustrie spielt eine entscheidende Rolle für die militärische Stärke. Während die Nato über ein robustes und innovatives Rüstungsumfeld verfügt, kämpft Russland mit der Aufrechterhaltung seiner Produktionskapazitäten, was die Einführung moderner Waffensysteme beeinträchtigt. 
  • Atomare Dimensionen – Ein Gleichgewicht der Angst: Obwohl die Nato in konventionellen Streitkräften überlegen ist, bleibt die Atomwaffenfrage komplex. Beide Seiten verfügen über genügend atomare Kapazitäten, um verheerende Zerstörungen anzurichten, was ein gefährliches Gleichgewicht schafft und eine weitere Eskalation nicht ausschließt.

Sicherheit neu bewerten

Wenn Frieden durch militärische Übermacht gewonnen werden könnte, hätten Deutschland und die Nato längst Frieden geschaffen. Die militärische Überlegenheit der Nato und der anhaltende Rüstungswettlauf zwischen Nato und Russland bieten aber keine Perspektive für Frieden. Eine besondere Gefahr liegt in den Atomwaffen. Beide Parteien verfügen über ausreichend Atomwaffen, um die Gegenseite zu vernichten. Greenpeace warnt, dass die Rüstungsüberlegenheit der Nato und die fortgesetzten Aufrüstungsschritte keine echte Sicherheit schaffen. Vielmehr ist ein grundlegendes Umdenken in der Sicherheitsstrategie erforderlich. Statt immer weitererer Rüstungsausgaben sollte die Finanzierung internationaler Organisationen, humanitärer Hilfe und Entwicklungspolitik Vorrang bekommen.

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Wann ist genug genug? Kräftevergleich NATO-Russland

Eine neue Studie zeigt, dass die NATO Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen ist: beim Militärbudget, der Truppenstärke sowie der Großwaffensystemen. Sie verdeutlicht, dass die anhaltende Aufrüstungsrhetorik in Deutschland nicht mit dem tatsächlichen militärischen Kräfteverhältnis übereinstimmt.

Veröffentlichungsdatum: 11.11.2024, Anzahl Seiten: 64, Dateigröße: 1.79 MB, Herunterladen

2 Kommentare

  1. Das ist richtig und eigentlich bekannt. Konventionell ist die Nato Russland weit überlegen. Aber durch die Existenz von Atomwaffen, die wir glücklicherweise bisher überlebt haben, änderte sich das. Seitdem gilt die Aussage des Manifests von Russell und Einstein, dass wir uns den „Luxus“ von Kriegen nicht mehr leisten können, weil das zur Vernichtung der Menschheit führen kann. Wir müssen endlich vernünftig werden und hatten das eigentlich mit Willy Brandt und Egon Bahr erreicht. Wir sind leider wieder rückfällig geworden…

  2. Ruestungsstatistiken sind ein ‚lustiges‘ Thema, waren es schon immer. Was da an fake news produziert wird, geht auf keine Kuhhaut. Wer erinnert sich noch an „In fuenfzehn Minuten…“ von Udo Lindenberg?

    Schon zu meiner Bundeswehrzeit gab es die beruehmten ‚drei Wellen‘, die die Sowjetunion auf Europa los lassen wollen sollte, wofuer die Nato dann Atomwaffen gebraucht haette. Zuerst moderne T72-Panzer, dann die etwas aelteren T54-Panzer. Die dritte Welle bestand dann aus eingelagerten T34 aus dem zweiten Weltkrieg – oft nicht fahrfaehig, da ersatzteilmaessig ausgeschlachtet – taugten sie immer noch als Schreckgespenst.
    Dann kamen die Backfire-Bomber der Russen, aber da hatte die Nato schon seit Jahr(zehnt?)en die ähnlich grossen F-111 in Dienst gestellt.
    Die Nato-Marinen hatten nur halb soviele Schiffe wie der Warschauer Vertrag, aber die Tonnage dieser Nato-Schiffe war doppelt so gross – ein Nato-Schiff war also vier mal so gross wie ein WV-Schiff? Erklaerbar: beim WV wurden zB die Kuestenwache mit gezaehlt, die bei der Nato zivile Polizei war, und die US Navy (und Frankr, Engl) hatte allein schon 12 Flugzeugtraegergruppen, die Russen damals gar keine.

    Auch bei den SS-20 der Russen konnte die Nato allein mit ihrem europaeischen Atomwaffen abschrecken (die fuenf Poseidon-AtomU-boote nicht gerechnet). Die Nachruestung war politisch,
    anscheinend traute Helmut Schmidt den USA nicht, dass sie Europa nuklear ‚verteidigen‘ wuerden (wo sowieso nicht viel uebrig bliebe) und forderte US-amerikanische Einheiten mit Boden-Boden-Raketen.

    Ich wuerde diese Statistiken (wie man ueber’n Teich sagt) „with a grain of salt“ betrachten, auf deutsch: mit Vorsicht geniessen…
    und vielen Dank an Greenpeace – Chapeau.
    Und bitte, bitte bleibt gemeinnuetzig!

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