Ein Blick hinter die Kulissen
Open-Air-Premiere am 27. Juni 2025 um 20.30 Uhr im Garten des Feierabendhauses
Siehe auch unsere Ankündigung hier.
Wolfenbüttel. Heute.
Ein warmer Frühsommertag im Garten des Feierabendhauses.
Auf der Wiese stehen noch keine fertigen Kulissen, keine markierten Bühnenflächen.
Und doch ist hier Leben, Bewegung, Konzentration und viel Energie.
Das Ensemble rund um das Open-Air-Theater „Good Morning Wolfenbüttel – Szenen einer Befreiung“ steckt mitten in den Proben. Gefühle, Gedanken, Sehnsüchte und Ängste der Figuren müsen spürbar werden.
Zusammen mit der Regisseurin Anne Wittmiß und dem Videokünstler Lucian Patermann zeigt folklicht* zum 80. Jahrestag der Befreiung Wolfenbüttels und des Landkreises eine szenische Out-Door-Inszenierung von Situationen unterschiedlichster Figuren in den Tagen und Monaten nach dem 11. April 1945, als amerikanische Truppen in die Stadt eingerückt sind.
Was auf der Bühne später leicht und mühelos wirkt, das entsteht hier mit viel Feinarbeit, Diskussionen, Improvisationen, viel Ausdauer, Geduld und Leidenschaft.

Zwischen Geschichtsbewusstsein und Gegenwartssprache
Im Mittelpunkt der Proben steht vor allem eines:
Die Frage nach der Perspektive.
„Wir arbeiten mit sehr unterschiedlichen Figuren“, erklärt Regisseurin Anne Wittmiß, während sie einen Bewegungsablauf mit drei Schauspieler*innen durchgeht.
„Jede Figur steht für eine andere Erfahrung – und wir wollen, dass diese Stimmen ihre Tiefe bekommen.“
Die Proben beginnen auch deshalb oft nicht mit Text, sondern mit Gesprächen:
Was bedeutet Befreiung?
Was bedeutet Verantwortung?
Wie können Gefühle wie Angst, Erleichterung oder Scham körperlich und stimmlich ausgedrückt werden, ohne in Klischees abzurutschen?
Körperarbeit, Improvisation und Videokunst

Performer und künstlerischer Leiter Folkert Dücker führt durch eine Übung, bei der Bewegungen aus inneren Bildern entstehen sollen:
Die Erleichterung eines Überlebenden, die Unsicherheit einer Mitläuferin.
„Wir arbeiten viel mit Körpergedächtnis“, sagt er.
„Was nicht ausgesprochen werden kann, muss trotzdem sichtbar sein.“
Parallel wird auch mit Videosequenzen experimentiert.
Lucian Patermann, zuständig für die Videokunst im Stück, probiert verschiedene Projektionen.
„Die Bilder ergänzen nicht nur, sie widersprechen manchmal dem Gesagten“, erklärt er. „Das schafft Reibung – und genau das brauchen wir.“
Kein Theater der Belehrung
Die künstlerische Leiterin Leah Lichtwitz betont, wie wichtig ihr der offene Charakter der Aufführung ist:
„Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger auf die Vergangenheit deuten. Es geht darum, Brüche sichtbar zu machen – und die Zuschauer einzuladen, eigene Fragen zu stellen.“
Während sich zwei Darsteller*innen auf eine Szene vorbereiten, in der eine junge Frau und ein Soldat aufeinandertreffen, wird es still. Keine Musik, keine Effekte. Nur Blicke. Atem. Schweigen.
Dann ein kurzer Austausch – leise, tastend.
Die Szene wird mehrfach durchgespielt, kleine Veränderungen im Ausdruck machen große Unterschiede.
Es wird deutlich: Hier geht es nicht um Theater-Effekte, sondern um authentisches Erzählen.
Ein kollektiver Prozess
Dass „Good Morning Wolfenbüttel“ kein klassisches Theaterprojekt ist, spürt man auch in der Arbeitsweise.
Die Ideen kommen nicht nur von der Regie – das ganze Ensemble bringt eigene Gedanken, Recherchen und Erfahrungen ein.
Auch Gespräche mit Zeitzeug*innen, Historiker*innen und Menschen aus der Region fließen direkt in die Proben ein.
„Es ist ein kollektives Erinnern“, sagt Folkert Dücker. „Und manchmal auch ein kollektives Ringen – um die richtigen Worte, um den passenden Ton, um Gerechtigkeit im Erzählen.“
Die Spannung steigt
Mit jeder Probe wächst das Stück – nicht nur in seiner szenischen Form, sondern auch in seiner emotionalen Tiefe.
Noch sind nicht alle Übergänge festgelegt, nicht jede Bewegung präzise.
Aber das ist Teil des Prozesses.
Regisseurin Anne Wittmiß: „Es soll lebendig bleiben. So wie Geschichte selbst auch nie stillsteht.“
Am 27. Juni 2025 um 20.30 Uhr wird das Publikum dann zum ersten Mal erleben, was sich hinter den Proben und der ganzen intensiven Vorbereitung verbirgt:
Ein Stück, das nicht nur erzählt, sondern fragt.
Und ein Stück das deutlich macht: Erinnerung ist nichts Vergangenes – Erinnerung findet im Jetzt statt.
Termine:
Premiere ist am 27. Juni 2025 um 20.30 Uhr.
28. Juni sowie 03., 04. und 05. Juli, jeweils 20.30 Uhr, Feierabendhaus, Leibnizstraße 6, Wolfenbüttel.
29. und 30. August, jeweils 20 Uhr, Donnerburg 15, Klein-Denkte.
04. September, 20 Uhr, St. Petri, Remlingen.
05. und 06. September, 20 Uhr, St. Petri, Erkerode.
Möglich machen dieses Open-Air-Theater die Förderungen von Stiftung Zukunftsfonds Asse, Stiftung Niedersachsen, Stadt Wolfenbüttel, Landkreis Wolfenbüttel mit freundlicher Unterstützung durch den LaFT Niedersachsen e.V
Tickets und weitere Informationen unter www.goodmorning-wf.de.
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Eine Produktion von folklicht*/folklicht performance e.V.